Hans-Jürgen März (rechts) im Gespräch mit Bürgermeister Micha Bächle. Das Stadtoberhaupt diskutiert auf dem Wochenmarkt mit den Bürgern über das Projekt "Digitalisierung und Heimat" in Bräunlingen. Foto: Rademacher

Bürgermeister führt Diskussionen auf dem Wochenmarkt. Viele kritisieren wildes Parken.

Bräunlingen - Rege Diskussionen führte Bürgermeister Micha Bächle an einem Info-Stand zum Projekt "Digitalisierung und Heimat" auf dem Wochenmarkt.

Aktuell läuft im Rahmen des Projekts eine Bürgerbefragung zu dem Thema mit drei verschiedenen Fragebögen jeweils für Neubürger, Bürger und auch Altbürger. Die speziell abgestimmten Fragebögen sollen individuell ausgewertet werden. Die Stadt will zum Beispiel wissen, warum jemand weg- oder zugezogen ist. Ob aus privaten, beruflichen oder religiösen Gründen. Wichtig ist es auch, zu erfahren, wie die Außenwirkung von Bräunlingen ist.

Neubürgerfrühstück zum Auftakt wird sehr gut angenommen

Der Auftakt war das Neubürgerfrühstück, das sehr gut angenommen wurde. Bürgermeister Micha Bächle möchte den Bereich Digitalisierung stärken und wissen, wohin die Wünsche der Bürger zielen und was man anbieten soll. Zum Beispiel die Homepage verbessern und mehr verlinken, Gründe erörtern, warum jemand weggezogen ist, und ob es am neuen Wohnort besser oder schlechter ist. Ausgewertet wird die Umfrage dann von der Werbeagentur Glanzer und Partner Stuttgart. Danach gibt es am 25. September in der Stadthalle eine Auftaktveranstaltung, auf der die Ergebnisse präsentiert werden. Erfreulich ist, dass der Förderantrag für öffentliches W-Lan bewilligt wurde und so in den nächsten anderthalb Jahre ein öffentlicher Zugang geschaffen wird.

Immer wieder kamen Besucher an den Infostand und suchten das Gespräch. Bürgermeister Micha Bächle sprach ebenfalls die Besucher des Wochenmarktes an, ob sie Fragen hätten und ob sie die Umfrage schon beantwortet haben. Einige nahmen einen Bogen mit nach Hause, andere nutzen die Gelegenheit, ihre Meinung direkt zu äußern. Der Abgabeschluss wurde auf den 21. Juli verlängert, um so viel Bürgern wie möglich die Gelegenheit zu geben, sich zu äußern.

Hans-Jürgen März fand die Umfrage ok. Es sei gut, wenn man sich äußern könne, was anliegt und was man denkt. Ein Dorn im Auge sind ihm die Parkplätze bei der Metzgerei Faller, die seiner Meinung nach hätten schräg gesetzt werden müssen. Sie seien jetzt ein Unfallschwerpunkt. Außerdem wünscht er sich einen Zebrastreifen. Er lebt seit 62 Jahren in Bräunlingen und sei ansonsten sehr zufrieden. Vermehrte Digitalisierung brauche er nicht, er "schwätze lieber persönlich mit de Liit.". Die persönliche Begegnung ist ihm wichtig. Traurig findet er, dass alte Bräunlinger Gebäude abgerissen werden und dem Wohnungsbau zum Opfer fallen.

Brunhilde Sulzmann lebt schon immer in Bräunlingen und auch ihre zwei Kinder sind geblieben. Sie findet die Umfrage sehr gut und die Statistik sei bestimmt interessant. Fast alle, die das Gespräch suchten, waren sehr zufrieden mit ihrem Ort.

Einziger Dorn im Auge bei allen ist die schlechte Verkehrssituation. Es werde oft zu schnell gefahren und die wilde Parkerei im Bereich der Kirche stört alle. Oft sei kein Durchkommen. Die Stadt solle einen Stadtsheriff einstellen, der kontrolliert.

Christa und Horst Gerber sind im Jahr 2000 mit Tochter zugezogen und fühlen sich wohl in Bräunlingen. Mit der Umfrage könne man kleine Denkanstöße geben. Tilman von Kutzleben sind die Fragen zu einfach. Auch ihn beschäftigt das wilde Parken und er wünscht sich flächendeckend Tempo 30. Herrmann Scherer und Reiner Haller beschäftigt ebenfalls die Park- und Verkehrssituation. Herbert Tautorius ist vor vier Jahren zugezogen und fühlt sich schon als Bräunlinger. Besonders lobte er die gute Infrastruktur. Man könne alles zu Fuß und ebenerdig erreichen. Auch die Bürgernähe sei sehr gut.

Info: Pilotkommune Bräunlingen

Bräunlingen ist als Pilotkommune des Landes beim Förderprojekt "Digitalisierung und Heimat" ausgewählt worden. Ziel des Projekts ist es, den sozialen Zusammenhalt unter den Bürgern zu stärken und die emotionale Bindung an die reale Gemeinde zu revitalisieren. Denn in Zeiten von Facebook, Whats App, Instagram oder Snap Chat finden viele Menschen zunehmend ihr soziales Netz und ihre Lebenswelten im Internet.

Die Gemeinde wird immer mehr nur noch zu dem Ort, in dem man wohnt. Diese Tendenz soll das Projekt stoppen. Jeder Bürger soll sich mit seiner Gemeinde identifizieren. Die Gemeinde soll auch in einer digitalen Welt Heimat bleiben. Über Befragungen soll die Identität der Gemeinde herausgearbeitet werden und mit Hilfe eines individuellen Maßnahmenpools für die Bürger sichtbar werden.