Dem neu gewählten Vorstand gehören (von links) Benjamin Glunk, Marlene Zehl (Beisitzerin), Roman Murr (Kassierer), Eric Dühning (zweiter Vorsitzender), Schriftführer Jürgen Sulzmann und Fraktionssprecher Berthold Geyer an. Fotos: Wursthorn Foto: Schwarzwälder Bote

Wahlen: Benjamin Glunk führt Unabhängige Liste/Gruppe 84 künftig

Kaum mehr als fünf Minuten brauchte die Unabhängige Liste/Gruppe 84, um ihren Vorstand fast komplett neu aufzustellen. Neuer Vorsitzender ist Benjamin Glunk, zu seinem Stellvertreter wurde ebenfalls in offener Wahl Eric Dühning gewählt.

Bräunlingen (wur). Die beiden lösten die bisherige Vorsitzende Sandra Gehringer und ihre Stellvertreterin Isabella Sachs ab.

Benjamin Glunk, der neue Mann an der Spitze, kam wie auch Marlene Zehl erst im vergangenen Jahr zur Gruppe 84; Eric Dühning gesellte sich gar erst in diesem Jahr zur Unabhängigen Liste. Den Neuen gemeinsam ist die Vorfreude, künftig tiefer in kommunalpolitische Zusammenhänge einzusteigen. Der frisch gebackene Familienvater Glunk verdient sein Geld als Projekteinkäufer bei einem Automobilzulieferer. Die Fähigkeit, eine Gruppe zu leiten, hat er sich als Vorsitzender der Landjugendgruppe erworben. Thematisch möchte er sich nicht festlegen lassen. "Schauen wir erst mal", verwies er darauf, dass der neue Vorstand noch zusammenfinden müsse. Eric Dühning hat Heizungsbau/Sanitär gelernt und hängt gegenwärtig eine zweite Ausbildung zum Chemikant an. "Ich will in Bräunlingen bleiben und hier eine Familie gründen", erklärte er kurz und knapp sein Engagement. "Es macht Spaß, und jetzt möchte ich tiefer einsteigen", sagte die neue Beisitzerin Marlene Zehl.

Isabella Sachs begründete den Amtsverzicht mit zeitlichen Gründen. Nach fünf Jahren an der Spitze der Gruppe 84 legte Sandra Gehringer den Vorsitz nieder. Sie nannte den Zeitpunkt ideal, um die neuen Mitglieder – zehn in diesem Jahr – eine Mitarbeit in verantwortlichen Funktionen zu ebnen. Gehringer wohnt seit fünf Jahren in Donaueschingen und durfte so nicht mehr für den Bräunlinger Rat kandidieren. Sie versprach ihrem Nachfolger eine gute Übergabe und äußerte die Hoffnung, die Neuen setzten eventuell ganz andere Akzente. In diese Richtung ging auch Berthold Geyers kurze Rede. Er freue sich auf die Ideen des jungen Vorstands. Das Team dürfe die Gemeinderäte gerne aus einer anderen Perspektive fordern.

Einen Wechsel gab es auch in der Reihe der Beisitzer. Marlene Zehl folgt auf Marcus Ewald. Mit Glunk (29 Jahre alt), Dühning (27), Zehl (31), sowie Schriftführer Jürgen Sulzmann (38), Kassierer Roman Murr (36) und Fraktionssprecher Berthold Geyer (63) weist die Gruppe 84 im Schnitt einen jungen und motivierten Vorstand aus.

Von einem umtriebigen Jahr 2019 mit der Gemeinderatswahl im Mittelpunkt sprach Sandra Gehringer vor rund 25 Mitgliedern bei der Hauptversammlung. Um 15 Kandidaten – so viele wie selten – auf die Liste zu bekommen, habe man etwa die sechsfache Zahl an potenziellen Kandidaten ansprechen müssen, bilanzierte Gehringer die Anstrengungen, die vermutlich auch eine enorme Zahl an Sympathisanten nach sich gezogen hätten. Der Einsatz habe sich gelohnt, auch wenn der Stimmenzuwachs gegenüber 2014 nicht durch das sechste Mandat belohnt wurde.

"Frauen für den Gemeinderat zu begeistern ist eine Riesenherausforderung", nannte Gehringer eine persönliche Wahlkampferfahrung. Die andere bezog sich auf Kosten ("gut, dass wir nur alle fünf Jahre wählen") und Werbemittel. Es reiche neben Aktionen und Marketing nicht, sich auf einen kräftig bespielten und auf Dialog getrimmten Facebook-Kanal zu konzentrieren. Insbesondere ältere Wähler würden bei der Vorstellung von Personen und Zielen ein Papierprospekt erwarten.

Das Sponsoring beim Laien-Man-Triathlon habe für die Einnahmesituation eine wichtige Bedeutung, sagte Kassierer Roman Murr. Bei der Veranstaltung selbst nehme bei zuletzt 58 Einzelteilnehmern die Zahl der Stafetten ab. "Offenbar fühlen sich Teams nicht mehr angesprochen", meinte Gehringer.

Eine umfangreiche Bilanz der Gemeinderatstätigkeit zog Fraktionssprecher Berthold Geyer. Er begründete die Millioneninvestitionen Kindergärten und Schulwesen, erläuterte die Reihenfolge des Breitbandausbaus "vom schwächsten Gebiet her" und rechtfertigte die hoch anmutenden Baulandpreise. Von der Wasserversorgung bis zur Entsorgung von Erdreich summierten sich zusätzliche Kosten. Drei Hektar Wald für Umweltmaßnahmen an der Gauchachbrücke zu opfern, sei ein "ziemlich großer Aufwand", formulierte Geyer sein Unverständnis diplomatisch. Vorangebracht werden soll Tempo 30 in der Innenstadt. Wie weit vorne die Gruppe 84 schon immer gewesen sei, das zeigte Geyer mit einem alten Flyer. Unter dem Titel "Stadtbahn und Citybahn" lud die Gruppe 1992 zu einer Nahverkehrs-Infoveranstaltung im "Lindenhof" ein.

Unabhängige Liste/Gruppe 84 nennt sich in Bräunlingen ein Verein parteiunabhängiger Wähler mit dem Ziel, die kommunalpolitische Willensbildung positiv zu beeinflussen. Zu den Tätigkeitsfeldern gehören die Öffentlichkeitsarbeit, die Einrichtung von Arbeitskreisen und die Erstellung von Listen zur Teilnahme an den Kommunalwahlen. Die 1984 gegründete Vereinigung sitzt im im Mai 2019 neugewählten Gemeinderat mit fünf Mitgliedern am Ratstisch. Gewählt wurden Berthold Geyer, Philipp Hofacker, Ursula Gehringer, Harald Straub und Winfried Klötzer. Eine Devise der Gruppe 84 ist, die Tätigkeiten im Verein und in der Fraktion in verschiedene Hände zu legen.