Susanne Huber-Wintermantel erklärt die Entstehungsgeschichte der Springerle. Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Kongress lockt viele Besucher ins Museum / Erfahrungen und Geheimnisse ausgetauscht

Mit einem besonderen Stück konnte Kuratorin Susanne Huber-Wintermantel selbst etwas zur Ausstellung "Vom Kochen, Backen und Essen" beitragen, die seit 2. Dezember im Kelnhof-Museum läuft: ein Springerle mit den Profilen des Badischen Großherzogenpaares Friedrich I. und Luise.

Bräunlingen. Am Sonntag hatte die Kuratorin zum "Springerle-Kongress" ins Museum eingeladen. Und zahlreiche Gäste kamen, um Erfahrungen auszutauschen und auch an diejenigen weiterzugeben, die sich noch nicht an die Herstellung des Gebäcks gewagt haben.

Sie selbst lasse sich die Springerle lieber schenken, gestand Susanne Huber-Wintermantel. Sie seien ein sehr attraktives Gebäck, ein sehr traditionelles Gebäck und man habe es nicht gerne, dass sie auf dem Brötle-Teller fehlen. Doch Springerle herzustellen, sei eine echte Herausforderung, sie selbst habe inzwischen aufgegeben.

Und das konnte man auch aus den Gesprächen der Teilnehmer, die sich in wechselnden Gruppen zusammenfanden und fachsimpelten, deutlich heraushören. Es tauchten Fragen auf wie: "Nimmt man als Treibmittel Hirschhornsalz, Backpulver oder gar etwas ganz anderes?" oder "Was tue ich, damit der Fuß des Springerles nicht schräg wird" und "Wie lagere ich die Springerle, damit sie nicht so hart sind?" Und so wurden fleißig Tipps ausgetauscht. Jeder hatte sein eigenes Patentrezept, seine eigenen Methoden, manchmal schon über Generationen weitergegeben.

So wie Monika Merk aus Hüfingen, die das Rezept von ihrer Mutter hat. Ihr Backbuch ist aus dem Jahr 1928 und stammt von der Oma. "Wichtig ist es, dass die Alten den Jungen das Wissen weitergeben. Die jungen Leute haben oft Angst davor, so etwas zu machen", sagt sie. Ein anderer Tipp lautet: "Das Wichtigste ist, dass die Springerle Füßle kriegen. Und die müssen gerade sein. Ich hatte eine Tante, die den Ofen aufgemacht hat, um sie geradezudrücken."

Christian Dietsche ist aus Altglashütten eigens zu dem Kongress angereist. Er ist in der Familie für das Backen der Springerle verantwortlich. "Früher habe ich sie immer am Buß- und Bettag gemacht, als der noch Feiertag war", erzählt er, "da hatte ich Zeit und dann waren sie bis Weihnachten weich." In der Zwischenzeit lagerten sie in einem Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit. Wie kommt er als Mann dazu, Springerle zu backen? Als Kind habe er seiner Oma zugeschaut, an dann habe er es irgendwann selbst versucht. Denn alle seien scharf drauf, und keiner wolle sie machen. Das Rezept der Oma sei noch da. Er nehme Backpulver, das sei bei manchen zwar verpönt. Immer 24 Stück kommen auf ein Blech, einige wenige haben schräge Füße, die nennt er "Seitenspringerle". Warum, liege noch im Dunkeln. Zu Hause habe er ein ganzes Regal von Modellen, meist alte. In den Ruhestand hat er sich von den Kollegen mit Springerle verabschiedet, mit Firmenlogo. Das Model hat er selbst geschnitzt.

Als besondere Überraschung gab es für jeden Teilnehmer die Möglichkeit, an einer Verlosung teilzunehmen. Den Hauptpreis, ein preussisches Kochbuch, achte Ausgabe aus dem Jahr 1933, mit vielen handgeschriebenen Rezepten ging an Wilfried Kleiner aus Donaueschingen.

Und wie kommt Susanne Huber-Winteralter an das Springerle mit dem Profil des Großherzogspaares? Ihre Mutter hatte leihweise ein Model, das sie dann zurückgegeben hat. Das Springerle wurde nie gegessen, das Model ist inzwischen verschollen.

Springerle sind ein traditionelles Festtagsgebäck aus einem Anis-Eierschaumteig. Sie werden mit passenden Motiven sowohl für kirchliche als auch für familiäre Feste gebacken. Sie gehören zum Bildgebäck. An der Oberseite entsteht ein Motiv, indem man ein Model in den ausgewalzten Teig eindrückt. Ein Model ist eine Hohlform, die das Negativ der entstehenden Form enthält. Wenn der Teig aufgeht, macht er einen "Sprung", daher kommt der Name Springerle. Da der Teig beim Backen auf die doppelte Höhe wächst, bildet sich an der Unterseite der sogenannte Fuß. Erste Hinweise auf das Gebäck gehen zurück in das 16. Jahrhundert, als es erstmals auf einem Gemälde des Malers Georg Flegels auftauchte, von dem eine Kopie in der Kelnhof-Ausstellung zu sehen ist.