Autos dürfen bei Tim Strobel nicht nur in seinen Videos nicht fehlen. Auch im echten Leben ist er stolz auf seinen Wagen. Foto: Moritz Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Tim Strobel schreibt und produziert Songs / Traum vom eigenen Tonstudio und Sprung an die Spitze

50 Cent, Eazy-E, The Notorious B.I.G., 2 Pac – das sind die großen Idole von Tim Strobel aus Bräunlingen. In ihren Gedanken findet er sich wieder, durch sie hat er zu dem gefunden, was ihm heute in seinem Leben am meisten bedeutet – Rap.

Bräunlingen. Aus Tim Strobel soll eines Tages Titzro werden, ein neuer Star am Rapper-Himmel. Der erste Schritt für dieses ehrgeizige Ziel ist nun getan: Mit "Nike Air" hat Strobel seinen ersten Song auf der Internplattform Youtube veröffentlicht. Die Bilanz nach zwei Monaten: rund 13 700 Klicks und viele positive Kommentare.

Wer das Musikvideo anschaut, ahnt auch, warum. Das Bildmaterial ist hochwertig produziert. Alles ist in ein warmes Sommerlicht getaucht, Drohnenflüge bieten schöne Aussichten, schnelle Schnitte und kreisende Kamerafahrten unterstützen den Rhythmus. "Der Beat des Songs ist eher sommerlich, deshalb wollte ich im Video auch unbedingt eine Sommerstimmung erzeugen. Außerdem mussten Autos eine Rolle spielen", erzählt der 18-Jährige von der Entstehung.

Mit diesen Vorstellungen im Kopf habe er jemanden zum Drehen engagiert. Im Mittelpunkt des Videos steht neben glänzenden Autos und Wodka-Flaschen vor allem Strobel selber. Dabei dreht sich der Text des Songs eigentlich gar nicht um ihn, sondern vielmehr um einen Typ Frau, mit dem der junge Mann ein Problem hat: "Es geht um eine Frau, die erfolgreich ist und mich haben möchte, aber ich sie nicht. Weil sie abgehoben und überheblich ist." Woher er die Inspiration für diese Geschichte genommen habe? "Ich kenne viele solcher Mädchen. Oft sind sie noch nicht einmal erfolgreich, haben eigentlich nichts, aber tun so, als ob sie Millionäre wären."

Doch "Nike Air" ist nicht der erste Song, den Strobel verfasst hat, wenn auch seine erste Veröffentlichung. Über 200 Texte sind entstanden, seitdem er im Alter von elf Jahren mit dem Schreiben angefangen hat. Zum ersten Mal in Kontakt gekommen war er mit der Musikrichtung Rap schon zwei Jahre zuvor. Als er mit neun Jahren vom Jugendamt aus seinem zerrütteten Elternhaus in ein Kinderheim gebracht wurde, übernahm er in einer Band bald die Rap-Elemente. Mit 13, ein Jahr, nachdem er aus dem Heim zu seiner Mutter zurückgelehrt war, begann er, seine Songs auch aufzunehmen.

Unter der Anleitung des Musikproduzenten Dekz, mit dem er von 2016 bis 2017 zusammenarbeitete, professionalisierte er sein Hobby: So lernte er, die Songs richtig abzumischen und Effekte hinzuzufügen. Dennoch geht er zur Aufnahme noch immer ins Tonstudio, denn das Abmischen beherrscht er nach eigener Aussage noch nicht optimal. "Ich habe noch nie über 100 Euro für einen Song bezahlt, obwohl man in manchen Studios auch 300 Euro loswerden kann", berichtet Strobel. Und: "Dekz hat mir da sehr geholfen." Dass der Produzent inzwischen weggezogen ist, trifft den jungen Mann sehr, aber er will sich bald nach einem neuen Produzenten umsehen.

Während er selbst also noch das Tonstudio bevorzugt, produziert er zugleich mit seinem wachsenden Studioequipment Songs von Künstlerkollegen, Video inklusive. Oftmals entstehen so an einem Wochenende bis zu zwei Musikclips, für die er je zwischen 200 und 300 Euro verlangt. "Es läuft gerade ganz gut", erklärt der angehende Rapper, der derzeit eine Ausbildung macht.

Allerdings weiß er schon heute, dass er später nicht in seinem Lehrberuf arbeiten könne: "Man verdient da einfach nichts." Nach dem Abschluss der Lehre wolle er ein Jahr bei einer Firma jobben und das Geld sparen. "Dann suche ich mir einen Raum in Stuttgart und eröffne dort mein eigenes Tonstudio", berichtet Strobel von seinen Plänen, "ich werde so viel Geld mitnehmen, dass es für ein Jahr Miete reicht." Was er machen wird, falls seine Idee nicht funktionieren sollte, weiß er nicht. Es gibt keinen Plan B.

Tim Strobel ist 18 Jahre alt und lebt in Bräunlingen. Seinen Großeltern zuliebe hat er im September eine Ausbildung zum Kraftfahrzeug-Mechaniker begonnen. Für die Zeit nach der Lehre hat er Pläne, die sich stärker mit seinen Musikplänen beschäftigen.