Pfarrer Julius Meister bei einem Spaziergang am Morgen des 24. September 1935 im Fürstlich Fürstenbergischen Park in Donaueschingen, wenige Stunden nach seiner Verhaftung ("Inschutzhaftnahme") am Abend des 23. September 1935 i durch die Gestapo und die örtliche SA .. Foto: Nachlass Ferdinand Wintermantel Foto: Schwarzwälder Bote

NS-Zeit: Geschichtswerkstatt berichtet

Die Geschichtswerkstatt Bräunlingen beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Zeit des Nationalsozialismus in der Zähringerstadt. Zum Jahresende liefert sie einen aktuellen Bericht über ihre laufenden Arbeiten.

Bräunlingen. Die Anfänge der Geschichtswerkstatt liegen in den 1990er-Jahren. Damals haben einige junge Bräunlinger Zeitzeugen befragt und mit Unterstützung des Bürgermeisteramtes ihre Aussagen dokumentiert. 1996 und 1997 wurden vier öffentliche Veranstaltungen organisiert. Seit 2017 ist die Homepage www.geschichtswerkstatt-braeunlingen.de online. Die Homepage ermöglicht allen Interessierten einen einfachen Zugang zu den bisher vorhandenen Rechercheergebnissen. Sie wird in den nächsten Jahren weiter wachsen. Drei Themen sind aktuell in Bearbeitung.

Die Familie Zimmt bestand aus Deutschen jüdischen Glaubens und führte in Bräunlingen ein Haushaltswarengeschäft. Ihre Mitglieder konnten 1938/1939 gerade noch rechtzeitig ausreisen, nach zunehmenden Schikanen und einmonatigem KZ-Aufenthalts in Dachau. 2018 haben Mitglieder der Geschichtswerkstatt die Zimmts in Israel besucht.

Stadtpfarrer aus Bräunlingen verbannt

Julius Meister, der "unbeherrschbare" Stadtpfarrer, war von 1920 bis 1935/1936 Ortsgeistlicher in Bräunlingen und Dekan des Landkapitels Donaueschingen. Er war schon vor der Machtergreifung ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten. Die Rechnung dafür hat nicht lange auf sich warten lassen: Am 23. September 1935 wurde Meister verhaftet und hatte fortan Ortsverbot in Bräunlingen. Er starb am 25. Juli 1944.

Im kommenden Jahr jährt sich sein 75. Todestag. Die Geschichtswerkstatt ist nach eigenen Angaben dabei, diese Vorgänge aufzuarbeiten, und will 2019 in Bräunlingen ein Gedenken für Julius Meister organisieren.

Auch Bürger Bräunlingens wurden Opfer der NS-Euthanasie. Die bisherige Recherche liefert bereits klare Ergebnisse: Mindestens sieben Personen in der Zähringerstadt fielen dem nationalsozialistischen Programm der "Tötung lebensunwerten Lebens" zum Opfer. Die Dokumentation hierzu ist fast fertig und soll 2019 oder 2020 vorgestellt werden, teilt die Geschichtswerkstatt mit.

Die Arbeitsgruppe kann personelle Verstärkung gebrauchen. Personen, die mitarbeiten wollen, melden sich per E-Mail bei christophnobs@gmx.de. Die Bevölkerung insgesamt ist aufgerufen, sofern sie über Materialien oder Informationen verfügt, diese beizusteuern. Für die Homepage und Mitwirkung von professionellen Historikern, die es für spezielle Arbeiten braucht, benötigt die Geschichtswerkstatt dringend finanzielle Hilfe. Kontakt über Christoph Nobs.