Bräunlingens Wahrzeichen erstrahlt in neuem Glanz. In nur vier Monaten wurde das Mühlentor saniert. Auch das Geläut auf der Turmspitze funktioniert wieder. Nun wird aktuell das Gerüst abgebaut. Am Samstag wird mit einem kleinen Festakt gefeiert. Foto: Simon

Wieder freie Fahrt nach Sperrung. Am Samstag findet Eröffnungsfeier statt. Arbeit geht nicht aus.

Bräunlingen - Darauf hat Bräunlingen gewartet: Nachdem Anfang März des vergangenen Jahres das Mühlentor aufgrund der Sanierungen gesperrt wurde, ist ab Freitag die freie Fahrt in die Innenstadt wieder ohne einen Umweg möglich.

Aktuell sind sieben Arbeiter damit beschäftigt, das zwölfstöckige Gerüst mit mehreren tausend Teilen wieder abzubauen. "Für den Aufbau haben wir zwei Wochen gebraucht, den Abbau schaffen wir in vier Tagen", erklärt Siegfried Grossholz vom gleichnamigen Gerüstbauer.

Am Freitag werden die ersten Fahrzeuge wieder durch das Mühlentor fahren können. Die Diskussionen waren groß, die Sperrung ging fast elf Monate und nach der Öffnung soll gefeiert werden. So ist für Samstag, 13. Januar, ab 13.15 Uhr ein kleiner Festakt geplant. "Mir war es aber wichtig, dass das Mühlentor so schnell wie möglich freigegeben wird und nicht erst mit dem Festakt", sagt Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle. Bereits in der vergangenen Woche hatte er mit dem Gerüstbauer besprochen, dass sofort nach dem Weihnachtsurlaub mit dem Abbau des Gerüstes begonnen werden kann, vor Weihnachten war dies aufgrund der Witterungslage mit Eis und Schnee nicht möglich. "Die Arbeitssicherheit war einfach nicht gewährleistet", erklärt der neue Bürgermeister Micha Bächle. Denn schließlich wäre es nicht zu verantworten gewesen, wenn einem der Arbeiter beim Abbau des Gerüstes etwas passiert wäre. Am Montagmorgen ging es jedoch gleich los.

Einzelhändler spüren die Sperrung in der Ladenkasse

Vor allem die Bräunlinger Einzelhändler haben die Sperrung des Mühlentors nach eigenen Angaben gemerkt. Während alle anderen nur die Umwege auf sich nehmen mussten, sei bei ihnen vor allem die Kundschaft ausgeblieben, die zu Fuß unterwegs war. Micha Bächle hatte am Montag alle Einzelhändler besucht und sie persönlich zur Feier eingeladen. So manch einer mag gewitzelt haben, ob der Stadt nun die Austräger fehlen, weil der Bürgermeister die Einladung persönlich zustellt. "Das war es mir wert, und mir war es wichtig, dass die Einzelhändler das aus erster Hand erfahren", erklärt Bächle.

Auf keinen Fall soll der Unmut der Einzelhändler nochmals geweckt werden. Bächle hatte sich aus diesem Grund zu einem ungewöhnlichen Schritt entschieden. Im April muss das Mühlentor jedoch noch einmal für eine Woche gesperrt werden. Ein paar Arbeiten stehen noch aus, beispielsweise muss das kleine Vordach neu eingedeckt werden. Und innerhalb des Torbogens stehen Pflaster- und Steinmetzarbeiten aus. In dieser Zeit kann der Verkehr wieder nicht durchs Tor rollen. Aber: "Wir sind flexibel, wann diese Restarbeiten ausgeführt werden", erklärt Bächle. Deshalb können die Einzelhändler nun entscheiden, ob für sie eine Sperrung vom 9. bis zum 13. April oder vom 16. bis zum 20. April besser wäre.

Für manchen Bräunlinger erscheint es so, also ob sich die Sanierung ewig hingezogen habe. Die eigentlichen Arbeiten wurden in Rekordzeit ausgeführt, äußert sich Alexander Misok, der stellvertretende Bauamtsleiter. "Wir hatten zwölf Gewerke, die innerhalb von vier Monaten ausgeführt wurden." Eigentlich wäre eine Sanierungszeit von sieben Monaten geplant gewesen. Und – wie es nun einmal ist – kamen im Laufe der Sanierung auch noch zusätzliche Arbeiten hinzu, die vorher nicht geplant waren. "Man muss den Handwerkern für diese Leistung Respekt zollen. Das ist nicht alltäglich", lobt Misok. Auch der Kostenrahmen von 800.000 Euro wurde eingehalten.

Damit das Mühlentor nicht mehr so schnell gesperrt werden muss, wurden gleichzeitig Arbeiten, die eigentlich erst in ein paar Jahren fällig gewesen wären, vorgezogen. Dazu gehört beispielsweise, dass die Turmspitze neu eingedeckt wurde. Schließlich hätte es kein Bürger verstanden, wenn das erst in ein paar Jahren gemacht worden und dann das Mühlentor wieder gesperrt worden wäre.

Nutzung der Räume und Brandschutz nur schwer zu vereinbaren

Das Wahrzeichen der Stadt erstrahlt nun zwar in neuem Glanz. Doch die Arbeit geht nicht aus. Nun stellt sich beispielsweise die Frage nach der Nutzung der Räume im Mühlentor. Die Naturfreunde betreiben dort ihr Vereinsheim, das während der Sanierung auch den Arbeitern als Pausenraum diente. Aber die Räume, in denen einst die Landjugend untergebracht war, und das Turmzimmer stehen leer. Schwer wird eine dauerhafte Nutzung. Denn schon die benachbarte Kaplanei zeigt: So einfach lassen sich gesetzliche Bestimmung, wie beispielsweise der Brandschutz, und die Anforderungen, die der Denkmalschutz stellt, nicht unter einen Hut bringen. Doch für das Turmzimmer, aus dem man einen traumhaften Ausblick auf die Bräunlinger Innenstadt hat, wird aktuell zumindest eine "temporäre Nutzung" geprüft. Ideen gibt es viele.

Und dann gibt es ja auch noch das Gesamtbild, das sich bietet, wenn man in die historische Stadt hineinfährt. Die Stadtmauer ist zusätzlich schon länger ein Thema. Zwar wurde hier auf Initative des Kulturfördervereins vor etwa zehn Jahren schon gehandelt. Und auch die Stadt hat damals notdürftig ausgebessert. Doch nun steht das Projekt auf der kommunalen To-do-Liste. 2019 soll saniert werden. "Aber wenn man es richtig macht, dann muss man mit einem sechsstelligen Betrag rechnen", erklärt Misok. Deshalb sollen auch Zuschüsse akquiriert werden. Ein entsprechender Antrag ist für das dieses Jahr geplant. Allerdings ist es hier nicht ganz so kompliziert, wie beim Stadttor.

Info: Der Festakt

Die freie Fahrt durch das Mühlentor soll mit einem kleinen Festakt gefeiert werden. Dieser beginnt am Samstag, 13. Januar, um 13.15 Uhr. Die Bräunlinger Einzelhändler wurden bereits von Bürgermeister Micha Bächle persönlich eingeladen. Doch es soll keine geschlossene Veranstaltung sein, denn alle Bräunlinger sind eingeladen, die Wiederöffnung des Mühlentors zu feiern. Die Stadtkapelle wird zwei Turmbläser zur Verfügung stellen. Bürgermeister Micha Bächle und der verantwortliche Architekt Lukas Gäbele werden einen Überblick über die Sanierungsmaßnahmen geben. Zusätzlich ist auch ein Informationstag geplant, der im Frühjahr stattfinden soll.