Volkstänze bestimmten schon immer das Bild der Bräunlinger Kilbig. So mit dem Heimat- und Trachtenbund bei seinem "Hahnentanz" 1962. Archiv-Foto: E. Kropfreiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchweih und Erntedank stehen oben an

Von Engelbert Kropfreiter Bräunlingen. Die Kilbig als Volksfest hat sich nie des Wortes "Oktoberfest" bedienen müssen: Kirchweih und Erntedank wurden gefeiert – das ist heute noch so.Das Bierfassrollen kam dazu, der Vergnügungspark wurde zeitgemäßer und die Stadtkirche öffnete zum "Tag der offenen Kirchentür". Aufführungen gab es schon immer am heutigen Zähringerplatz. 1961 waren es die Badner Stadtjodler aus der Schweiz und Schuhplattler vom Chiemsee, die de Bräunlinger Heimat- und Trachtenbund kaum die Schau stehlen konnten.

Das "Kilbigblättle" verbreitete vor knapp 50 Jahren noch die Stadtverwaltung und es ist durchaus erinnerungswürdig, wie zum Beispiel 1961 die Werbung darin aussah. Natürlich musste ein Kinobesuch drin sein. Das Fernsehen hatte die Kleinstadt erst viel später erreicht. Die Familie Schmid lud so zum Film "Ännchen von Tharau" (das Volkslied in inniger Verflechtung mit einem Frauenschicksal) ein. Dass danach das Kino-Café im gleichen Hause in der Sommergasse einen Besuch wert war, sei noch vermerkt.

Essen und Trinken hatten schon damals offensichtlich die gleiche Bedeutung, wie in diesem Jahrhundert: Beim Fortunabräu Efferenn und im Café Waldrast gab es Reh, im Gasthaus Zur Linde (heute Lindenhof) Hähnchen vom Grill wie auch im Rebstock und die Weinstube Wehinger lud zum Kilbigtanz in die Stadthalle ein. Im Grafenbräu spielte das Brändbach-Trio auf, dazu kam für die Gäste die Schlachtplatte.

Das "Kaufhaus Ferdi", damals in neuen Händen, kündigte den Umzug in größere Räume an und das Autohaus Hofheinz lud mit dem "DKW-Junior de Luxe" zur Probefahrt ein. Auch eine Bräunlinger Herstellung von Limonaden existierte noch: Luise Pfaff in der Gumppstraße als Fabrikantin wollte aber auch Kunden in ihrem Lebensmittelladen sehen.

Dann wieder die Aufforderung der Kreditbank Bräunlingen eGmbH (das Spar- und Kreditinstitut seit 1880) die so gar nicht zur Festfreude "Chilbig" passen mochte: "Wer spart, kommt weiter".

Die Bäckerei Walter Klotz Beim Tor dürfte das ebenso wenig gefreut haben wie die Metzgerei Henkelmann und die Bäckerei Salomon (Kleiser), längst vergangene Betriebe. Auch fasnachtlich eingefärbte Inserate gab es: Ein "ff. Deutsches Landschwein" hatte Züchter Emil Sulzmann zu bieten und der Löwen empfahl "Brause hell. Gut geeignet zum Vermischen mit Most". Wenig Erfolg dürfte das Grabmalgeschäft Johann Zandona mit seinem Slogan "Sie werden immer gut bedient" gehabt haben – wer mochte schon an Kilbig einen Grabstein aussuchen!