Anna Welke, Leiterin des Amts für Kultur und Sport, moderierte den Workshop Homepage. Foto: Schwarzwälder Bote

Modellprojekt: Rege Diskussion bei Auftaktveranstaltung über Wege in die Zukunft

Vertreter aus der Kommunalpolitik, Vereinen, Handel und Gewerbe konnte Bürgermeister Micha Bächle bei der Auftaktveranstaltung eines vom Land Baden-Württemberg auf den Weg gebrachten Modellprojekts in Sachen Herausforderungen der Digitalisierung begrüßen.

Bräunlingen. "Digitalisierung und Heimat" soll eine Strategie zur Identifikation der Bewohner mit dem Wohnort in Zeiten der Digitalisierung auf den Weg bringen. Bräunlingen gehört zu neun ausgewählten Gemeinden.

Im Bereich Digitalisierung habe Bräunlingen schon einiges unternommen und investiert. Dazu gehört auch der Breitbandausbau in den Ortsteilen. Neue Wege gehe man mit der digitalisierten Bauplatzvermarktung. Der zweite Bereich ist das Thema Heimat. Die Bürger identifizieren sich mit der Stadt, hohen Stellenwert hat die Tradition. Ebenso zeichne das Ehrenamt die Stadt aus. Trotzdem stehe man immer wieder vor Herausforderungen, beispielsweise, wie es die Vereine schaffe, Nachwuchs zu finden, wie sich der Bürgerservice ausbauen lässt und vieles mehr. Das Land Baden Württemberg fördert im ersten Schritt des Projekts mit 30 000 Euro. Die Stadt stemmt die gleiche Summe.

Am Ende der ersten Phase wird im Gemeinderat entschieden, ob eine Phase zwei folgt. Bis jetzt wurden die Bürger zu ihrer Stadt befragt. Was Bürgermeister Micha Bächle sehr freute, war, dass 99 Prozent aller Befragten erklärten, gerne in Bräunlingen zu wohnen. Es gab einem runden Tisch mit Einzelhändlern und Gastronomen. Neubürger wurden zum Frühstück eingeladen, und mit der Firma Glanzer und Partner wurde eine Werbekampagne für die Bauplätze entwickelt.

Professor Klaus Koziol erläuterte in seinem Vortrag, wie er das Projekt wissenschaftlich begleitet. Er gratulierte, dass Bräunlingen ausgewählt wurde, daran teilzuhaben. Die nahezu von allen geteilte Aussage, hier gerne zu leben, beeindrucke ihn und sei längst nicht selbstverständlich. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie sich das Leben beschleunigt hat und immer rasanter vorangeht.

Beschleunigung sei das Totalphänomen. So habe sich die Schlafdauer um zwei Stunden seit dem 19. Jahrhundert reduziert. Das Verkehrsaufkommen sei rasant gestiegen, und die Kommunikation hundertmal schneller geworden. Beschleunigung führe zu Beschleunigung des Lebenstempos. Digitalisierung biete nun eine Netz-Heimat, aber eine gewisse Balance sei vonnöten.

Je mehr digitale Kommunikation, desto mehr direkte Kommunikation und Begegnungen brauche man. "Wichtig ist Begegnung, Begegnung und nochmals Begegnung". Zur Belebung des Heimatortes brauche man emotionale Bindung. "Wir wollen aus den Erkenntnissen der Bürgerbefragung hinaus eine Faszinierungsgeschichte für Bräunlingen entwickeln und dies in emotionaler Weise den Bürgern anbieten", so Koziol. Wichtig sei, eine Möglichkeit zur konsumfreien Begegnung zu schaffen, eine Verbindung von Tradition zu Digital.

Einen Vortrag zum Thema Tourismus und Heimat hielt Hansjörg Maier, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH. Eine kompakte Auswertung der Befragung gab Herbert Heini. Kilbig und Fasnet sind ganz vorne in der Beliebtheit. Bräunlinger wohnen und Leben gerne in ihrer Stadt. Besonders gefallen Natur, Landschaft sowie das Stadtbild, gefolgt von den Menschen, die hier leben. Klar wurde, dass eine bessere digitale Infrastruktur gewünscht wird.

Im Anschluss an die Vorträge gab es Workshops zu den Themen Tourismus, Verein, Homepage, Einzelhandel und Heimat, an denen die Anwesenden abwechselnd in Gruppen teilnehmen konnten. An den Stationen gab es rege Diskussionen und jede Menge konstruktive Vorschläge. Die Stellwände mit den Ergebnissen wurden abfotografiert und werden auf der Homepage der Stadt veröffentlicht.