Während das Mühlentor in neuem Glanze erstrahlt, muss die Stadtmauer noch saniert werden. Billig wird das aber nicht, denn es ist mit Kosten in Höhe von 308 000 Euro zu rechnen. Fotos: Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Innenstadt: Schulballustrade würde 230 000 Euro kosten / Für Stadtmauer ist mit 308 000 Euro zu rechnen

Als Bräunlinger ist man einfach stolz auf sein Städtle – das Mühlentor als Wahrzeichen und die Stadtkirche, deren Dimensionen so manche Großstadt neidisch macht, die Vergangenheit als Zähringerstadt und die vielen historischen Bauwerke.

Bräunlinger (jak). Doch die historische Substanz bringt auch ihre Probleme mit sich. Während bislang eigentlich immer die Kirchstraße als letzer und noch fehlender Baustein einer vollkommen sanierten Innenstadt kommuniziert wurde, tun sich nun neue und vor allem richtig teure Baustellen auf.

"Wir haben einen großen Sanierungsstau – besonders bei den historischen Gebäuden", erklärt Bürgermeister Micha Bächle. Nach und nach würde der Gemeinderat nun darüber informiert. Den Anfang machen die Balustrade der Schule, bei der schon eine Notsicherung notwendig war, und die Stadtmauer, die das in neuem Glanze erstrahlende Mühlentor rechts und links flankiert und in großem Kontrast zum sanierten Wahrzeichen der Stadt steht. Billig wird es nie, wenn der Denkmalschutz beteiligt ist. Zwar gibt es einen Zuschuss für die denkmalbedingten Mehrkosten, der sich auf rund ein Drittel der Summe beschränkt, die die Herausforderungen einer Denkmalssanierung mit sich bringt. Doch anhand der Zahlen, die nun für beide Projekte im Raum stehen, verschlug es doch so manchem Gemeinderat fast die Sprache – vor allem mit Blick auf die Haushaltssituation der Stadt.

Stadtmauer

Schon seit Längerem steht die Stadtmauer auf der To-do-Liste, oft wurde sie jedoch geschoben, weil das Geld für anderes gebraucht wurde. Schäden am Putz, an den Steinen und auch am Fundament hat der Fachmann bei seinen genauen Untersuchungen feststellen können. Doch billiger ist die Sanierung in der Zwischenzeit nicht geworden. Ganz im Gegenteil: Für die Sanierung rechnet der Restaurator Eberhard Grether, der auch schon beim Bräunlinger Mühlentor verantwortlich war, mit 240 000 Euro. Das war’s dann allerdings noch lange nicht. Denn es kommen noch weitere Kosten hinzu, so dass Alexander Misok, stellvertretender Bauamtsleiter, letztendlich von rund 286 000 Euro ausgeht.

Damit steht nun eine ganz neue Zahl im Raum, denn im Herbst 2017 war im Rahmen der Haushaltsberatungen noch von 115 000 Euro die Rede. Wie kommt es nun zu der enormen Kostensteigerung? Eine Frage, die nicht nur FDP-Stadtrat Armin Ewald umtreibt. Schreitet der Verfall der Mauer so schnell voran oder waren es im vergangenen Jahr einfach die falschen Zahlen? "Ich gehe davon aus, dass das damals etwas kosmetisch geschönt gesehen wurde", versucht es der Restaurator diplomatisch und erntet jedoch den einen oder anderen verstehenden Blick aus den Reihen der Stadträte.

Eilig ist die Sanierung nicht: "Wir schlagen nicht vor, dass wir das nächstes Jahr machen sollen", sagt Bächle. Statt Zeitdruck herrscht in Bräunlingen eher – wie FDP-Stadtrat Siegbert Wernet in den Raum warf – Gelddruck. Allerdings liegt zwischen "nicht eilig" und "auf die lange Bank schieben" dann doch noch ein Zeitraum dazwischen, in dem die Sanierung der Stadtmauer eingeplant werden sollte. Die Empfehlung des Fachmanns lautet, dass man 2020 planen und 2021 sanieren sollte.

Schulhaus

Nach der Notsicherung der Balustrade stellt sich nun die Frage, wie es eigentlich weiter geht. "Die Mauer gehört zur Gesamtarchitektur dazu", erklärt Grether. Die Balustrade ist abgebaut und mittlerweile eingelagert und der Natursteinmauersockel so gesichert, dass die Mauer sich nicht weiter nach außen drückt. Allerdings hat sie sich bereits um fünf Zentimeter verschoben. "Aber die Mauer steht jetzt sicher", erklärt der Restaurator. Um die Kinder, die auf dem dahinterliegenden Schulhof spielen, brauchen sich Eltern also keine Sorgen machen. Und auch Spaziergänger, die an der alten Schule vorbeilaufen, brauchen nicht befürchten, dass die Mauer plötzlich einstürzt.

Doch wie kam es dazu? Alexander Misok geht davon aus, dass gefrorenes Erdreich von hinten Druck auf die Mauer ausgeübt hat. "Es war ein fortschreitender Schaden, der in den vergangenen sieben Jahren entstanden ist", sagt Misok. Die Sanierung wird nicht ganz einfach. Denn laut Grether muss die Mauer zu großen Teilen abgebaut werden. Dazu müssten die Steine auch nummeriert werden, dass sie nach der Sanierung wieder genau an der gleichen Stelle ihren Platz finden können.

Nun stellt sich die Frage, ob die Mauer wirklich erhalten werden soll: Denn es ist mit Kosten von 308 000 Euro zu rechnen. 230 000 Euro wären denkmalbedingte Mehrkosten, sodass dieser Betrag voraussichtlich mit einem Drittel der Summe bezuschusst würde.

"Wir waren sehr überrascht über diese Zahlen", sagt Bürgermeister Micha Bächle. Was tun? "Auf keinen Fall sollten wir nun irgendwelche vorschnellen Entscheidungen treffen", sagt Bächle. Die Mauer sei gesichert und das auch so, dass im Falle einer Sanierung der Zuschuss nicht gefährdet sei.

"Wir sollten aus der Sache nun das Gas herausnehmen", so Bächle. Nun gelte es aber, mit dem Denkmalamt einige Fragen zu klären: Was wäre, wenn die Mauer gar nicht saniert wird und eine ganz andere Form von Balustrade, vor allem eine, die dann auch wesentlich kostengünstiger ist, gewählt wird?

Die Arbeiten am Westgiebel der Schule, wo ein Wasserschaden behoben werden musste, sind mittlerweile in den letzten Zügen. "Wir warten nur noch auf den Maler", sagt Misok, der für diese unerwartete Maßnahme mit Kosten in Höhe von bis zu 50 000 Euro rechnet. "Das Gerüst kommt noch vor dem Winter weg", so der stellvertretende Stadtbaumeister.

Kritik, dass die Probleme am Giebel nicht schon bei der Dachsanierung vor neun Jahren entdeckt worden waren, wies Misok zurück. Damals habe man an dem Giebel nichts gemacht. Ein sogenannter Allmählichkeitsschaden sei das Schlimmste, was einem passieren könne: Lange sieht man nichts und dann kommt das große Erwachen. Zurückzuführen ist der Schaden auf den Schulhausbrand. Denn beim Wiederaufbau wurde wohl nicht ganz so gearbeitet, wie es hätte sein sollen: Das Mauerwerk wird seither ständig durch die Witterung durchnässt. Was auch im Inneren zu sehen ist. Dort soll als Nächstes der Schimmelpilz bekämpft werden