Daniel und Christian Vogt sprechen über die neue Mountainbike-Strecke am Bräunlinger Schellenberg und über mögliche Entwicklungen.. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Passionierte Mountainbiker haben sich nachdrücklich für die Strecke am Schellenberg eingesetzt

Bräunlingen. Die Brüder Christian und Daniel Vogt sind passionierte Mountainbiker und waren wesentlich an der Entstehung der Bräunlinger Mountainbike-Strecke am Schellenberg beteiligt.

Christian und Daniel Vogt, wie viele Schwielen an der Hand haben Sie von der Arbeit an der Bräunlinger Mountainbike-Strecke bisher davongetragen?

Daniel: Ich muss sagen, das geht eigentlich. Wie beim Fahrradfahren – wenn man die richtigen Handschuhe für den Lenker anhat, dann geht das. Die Arbeit ist vor allem sehr zeitintensiv.

Wann entstand die Idee zum Bikepark?

Christian: Etwa 2016. Damals hat sich die Stadt auch den Flow-Trail in Ewattingen angeschaut.

Was ist denn ein Flow-Trail?

Christian: Das ist eine angelegte Strecke, bei der der Fahrspaß hochgehalten werden soll. Es folgt Anlieger auf Anlieger, das sind Kurven. Dann kommt ein Sprung. Da geht es um den Fluss auf der Strecke.

In Bräunlingen entsteht derzeit ein sogenannter Single-Trail?

Daniel: Ja, das wird als Single-Trail bezeichnet, geht aber schon in Richtung Enduro. Dabei geht es darum, mit einem eher abfahrtsorientierten Rad berghoch und schließlich hinab zu fahren. Ein Enduro-Fahrrad bietet mehr Komfort und Stabilität. Am wichtigsten ist aber natürlich der Spaß.

Wie lange gab es den Wunsch, in direkter Nähe solch eine Strecke zu haben?

Christian: Als die Idee entstand und die Stadt Interesse bekundet hat, haben wir uns mit den Förstern zusammengesetzt und geschaut, wo das topografisch am meisten Sinn macht. Klar hatten wir dann das jetzige Gelände im Hinterkopf.

Daniel: Für Bräunlingen ist das ja schon der höchste Berg oder Hügel. Man will ja von der Länge schon das Maximale einer Strecke rausholen.

Auf welcher Höhe liegt die Strecke?

Daniel: Höhenmeter sind es knappe 100. Für so eine Strecke ist das schon noch recht wenig, aber mehr bietet sich hier einfach nicht an.

Christian: Man hat darauf eine Fahrzeit von etwa zwei Minuten. Ein etwas ungeübter Fahrer braucht etwa vier bis fünf Minuten.

Stichwort "ungeübt": Kann jemand ohne Erfahrung auf den Single-Trail?

Daniel: Man hat die Strecke absichtlich so ausgelegt, dass auch jeder runterkommt. Fahrradfahren sollte man halt schon können. Für schwierige Sprünge oder Hindernisse gibt es immer auch eine entsprechende Umfahrung. Es ist also nicht so, dass jeder auch über die Sprünge fahren muss.

Christian: Von der Grundidee ist die Strecke schon so gebaut, dass jeder auf ihr Spaß haben kann: vom Anfänger bis zum Könner. Für die Könner sind eben ein paar mehr Schwierigkeiten eingebaut, etwa Sprünge, die man richtig Springen kann.

Wie läuft es denn mit den Arbeiten?

Daniel: Sehr gut, wir sind fast fertig. Ein paar Kleinigkeiten sind noch zu machen. Das gibt es allerdings immer. So eine Strecke ist ja nicht für die Ewigkeit gebaut. Man muss immer wieder etwas ausbessern. Wir können uns auch glücklich schätzen, dass von Anfang an immer viele Helfer mit dabei sind.

Christian: Das Schöne ist, da hat sich jetzt echt eine kleine Jugendszene gegründet. Richtig viele Motivierte aus Bräunlingen und Donaueschingen. Es sind zu den Arbeitseinsätzen allerdings auch Jugendliche aus Dauchingen und Schwennigen gekommen. Das gibt einem schon recht.

Wenn die Anlage fertig ist, wird sie also auch gut genutzt?

Daniel: Offiziell ist sie ja noch gesperrt, es fahren aber trotzdem schon massig Leute runter. Man sieht auch, dass jetzt schon viele Jugendliche da sind und es für sie zu einem Treffpunkt geworden ist.

Werden die Hindernisse auf der Strecke im Laufe der Zeit erneuert oder verändert?

Daniel: Soweit haben wir ehrlich gesagt noch gar nicht gedacht. Was auf jeden Fall gemacht werden muss, dass Kurven wieder angepasst werden müssen. Es passiert relativ schnell, dass da Löcher auftauchen. Instandhaltung ist also wichtig. Der Plan ist aber, dass die Strecke erstmal so bleibt. Wir haben allerdings schon eine Erweiterung des Trails geplant

Wie soll die aussehen?

Daniel: Das haben wir von Anfang an schon angedacht. Vom Bahnhof aufwärts über den offiziellen Aufstieg, dann oben der jetzige Trail. Dann wollen wir eventuell einen Uphill machen. Sodass es, wenn man unten auf den Weg kommt, noch einen kleinen Single-Trail nach oben hat – und eine zweite Abfahrtsstrecke. Die Stadt will jetzt ein Jahr abwarten und schauen, wie die Resonanz ausfällt.

Kann man den Bräunlinger Single-Trail mit jedem Fahrrad bewältigen?

Daniel: Ich würde nicht empfehlen, mit einem Rennrad da runter zu fahren.

Christian: Mit einem Mountainbike, vorne Federung, ordentliche Scheibenbremsen – dann kommt man schon runter. Der Fahrspaß erhöht sich natürlich bei einem Rad mit mehr Federweg. Dann kann man das mit einer Skipiste vergleichen, bei der man sich im Winter besser auf die Hügel in der Landschaft einlassen kann.

Sollen auf der Strecke auch richtige Rennen stattfinden?

Christian: Theoretisch wäre das möglich. Sie ist aber eher als permanente Strecke und Trainingsmöglichkeit für junge Fahrer gedacht. Damit beugt man ein Stück weit auch den illegalen Strecken vor, wo quasi die Jugendlichen auf eigene Faust etwas bauen. Früher oder später gibt es da Probleme mit den Behörden.

Was macht eine richtig gute Strecke aus?

Daniel: Wenn man von oben bis unten Spaß hat und in einen Fluss reinkommt, das wird als Flow bezeichnet. Ich finde es gut, wenn es abwechslungsreich ist: Anliegerkurven, Kombinationen, offen Kurven, Sprünge und technische Abschnitte mit Wurzeln.

Die Strecke in Bräunlingen hat das?

Daniel: Soweit das nicht arrogant klingt – ich würde schon sagen, dass sie es hat.

Gibt es schon einen offiziellen Termin für die Eröffnung?

Christian: Wir wissen das noch nicht hundertprozentig. Es kann sein, das in den nächsten Wochen sehr schnell ein Termin zustande kommt. Die Strecke muss noch abgenommen werden.

  Fragen von Guy Simon

Daniel Vogt ist 31 Jahre alt und arbeitet als Maschinenbau-Ingenieur beim Bräunlinger Unternehmen Bedrunka und Hirth. Etwa seit er sechs Jahre alt ist, nimmt er mit dem Fahrrad an sportlichen Wettbewerben teil.

Christian Vogt ist 35 Jahre alt. Er betreibt in der Donaueschinger Käferstraße den Fahrradladen "Vogt's Bike and Ride". Auf dem Fahrradsattel sitzt er auch schon seit frühester Kindheit. Die Brüder verfügen über jahrelange Rennerfahrung aus Welt- und Europacupteilnahmen in den verschiedensten Mountainbike-Disziplinen.