Ein Höhepunkt des Zunftballs: Fitness mit Ü 30 bringen den Starlight Express auf die Bühne (oben). Welches Stück geben die Trummler gerade zum Besten? Das Publikum muss raten und dem Wettpaten Joachim Faller helfen (Mitte rechts). Der Zunftstier in roten Socken ist Teil der Außenwette, die Ralf Moßbrugger (Bildmitte) als Thomas Gottschalk-Variante und der feminin auftretende Simon Rütschle (rechts) zeigen (Mitte links). Erst ist Michael Gut dran, denn geht die Urhexe zu Bürgermeister Micha Bächle (unten links). Parallel mit zwei Goaßle zu klepfen, das schafft Christoph Beyrle (unten Mitte). Die Traumtänzer zeigen ihr Können in Form eines neu erscheinenden Kinofilmes, namens "Die Tribute von Bräunlingen." Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Zunftball glänzt bei "Wetten, krass..?" / Aufwendiges Programm begeistert die Zuschauer

Wehmütig denken viele an die glorreichen Fernsehmomente zurück, als Thomas Gottschalk mit "Wetten, dass..?" ein Millionenpublikum vor die Bildschirme lockte. Nun waren es beim Zunftball der Narrenzunft Eintracht keine Millionen, allerdings eine ausverkaufte Stadthalle und ein Programm, das Millionen Zuschauer verdient hätte.

Bräunlingen (guy). Ralf Moßbrugger als Gottschalk-Variante und Simon Rütschle, lasziv im blauen, der Fantasie wenig Platz lassenden Kleid, als Michelle Hunziker moderieren die Bräunlinger Variante namens "Wetten, krass..?". Wie im Original gibt es Wetten, Einsätze und Wettpaten. Und was geboten wird, ist spektakulär.

In der ersten Runde wird Zunftmeister Martin Reichmann auf die Bühne geholt und darf zuschauen, wie die Zunftballglepfer ihr Können mit der Goaßl demonstrieren. Markus Kern versucht damit aus einem Jenga-Turm, einzelne aufeinander gestapelte Hölzer, lediglich ein Teil herauszuschlagen. Und das, ohne den Aufbau zum Einsturz zu bringen. Er lässt die Goaßl schnellen. Mal ums Mal. Der Turm wackelt und die Anstrengung ist zu spüren. Dann ein finaler Schlage und unter dem Johlen des Publikums fliegt ein einzelnes Holz beiseite.

Traum des Stadtoberhaupts

Es folgt einer der Höhepunkte des Abends, der sich in einem Traum des Stadtoberhauptes Micha Bächle abspielt. Per Videoleinwand gibt es einen Rückblick, wie der junge Bürgermeister mit hölzernen Zügen spielt. Was er dann im Schlaf erlebt, spielt sich furios und aufwändig auf der Stadthallenbühne ab – und im Saal. Die Bräunlinger Fassung des Webber-Musicals Starlight Express nimmt Sauschwänzlebahn, Bregtalbahn, ICE, TGV, Glacier Express und Ringzug als Darsteller auf Rollschuhen und Inline-Skates ins Rennen. Sie sausen nicht nur über die Bühne, sondern auch über eine eigens konstruierte Rampe mitten durch die Zuschauer. Wie sich dann herausstellt, hat der Bürgermeister seine Träume beibehalten und will von Bräunlingen aus mit dem Zug die Welt erschließen. Soll etwa der TGV bis nach Bräunlingen kommen, um schnell zum Croissant essen in Paris zu sein?

"Eine Weltbahn zu bauen, das ist schwierig", so die Stadträte Michael Gut und Siegbert Wernet. "Immer dieses Zögern. Wir müssen groß denken", fordert indes Bächle. Und der schönste Zug beim Rennen? Na klar, der Fasnetumzug, bei dem die Bräunlinger Narrenfiguren auf Rollen eine Runde durch den Saal drehen. Die Trummler lassen das Publikum raten, welche Stücke sie bei einem Ausflug zum Besten geben. Dabei wird nicht nur getrommelt, es gibt außerdem Musik, die mit halb gefüllten Weinflaschen entsteht. So erklingt etwa das Lied "Eine Insel mit zwei Bergen", während die Trummler mit einer Lokomotive über die Bühne dampfen. Wettpate ist dabei Joachim Faller, der aufgrund der verlorenen Wette am Karsamstag im Schweinchenkostüm in der Metzgerei hinter der Theke stehen soll.

Unterbrochen wird die Live-Sendung schließlich von einem Werbespot für die Homepage Elitehansel.de. "Für Hansel und Gretle mit Niveaus", so der Slogan. Unter den Gretle dann etwa eine Greta Thunfisch, die Bio-Orangen wirft. Heiko Zorn will als Birgit Kraft die Aufmerksamkeit auf sich lenken. So ganz will das nicht gelingen, die Hansel im Saal nehmen Reißaus, als die eher männlich anmutenden Gretle die Bühne stürmen.

Ein Männerballet aus Hansel

Als fünf Elemente wirbeln und springen die Back Flips um Celine Gut und Eva-Maria Dold Salti und Flick-Flacks schlagend über die Bühne.

Die Brändbach Hupä locken bei ihrer Wette mit Birgit Beger neun Mitglieder des ehemaligen Zunftball-Balletts Fanta Acht auf die Bühne. Beger hat zwar geglaubt, dass das funktioniert, wird ihren Wetteinsatz trotzdem umsetzen: Ein Männerballett aus Hansel, das beim Zunftball 2021 das Tanzbein schwingt.

Schließlich darf auch der Bürgermeister als Wettpate zu den Moderatoren. Dort gibt es dann ein "Asbächle" zu trinken. Micha Bächle bekommt die Außenwette, die per Video in den Saal übertragen wird. Die Urhexen wollen vor der Stadthalle den Zunftstier auf dem Hexenrad einige Meter weit ziehen. Der Einsatz kommt vom Narrenrat, der eine gemeinnützige Aktion in den Kindergärten stemmen will. Mit aller Kraft legen die Hexen ihr Gewicht gegen den Stier, das Rad bewegt sich nicht. Logisch, die gelbe Hexe steht auch noch drauf. Kaum ist sie runter, rollt das Rad mit dem Stier. Der trug beim Zunftball übrigens rote Socken, manche vermuteten dahinter einen Zunftrat.

Und Bächles Einsatz? Er arbeitet gerade an seiner sportlichen Ausdauer und trainiert regelmäßig mit Michael Gut und Siegbert Wernet für einen Zehn-Kilometerlauf. "Beim Marathon machen wir eine Staffel", schlägt Moderatorin Simon Rütschle vor. Das sei auch mit hochhackigen Schuhen möglich. Sowas sei richtiger Sport, sagt Rütschle. Schließlich wird es ruhig im Saal. Wie immer, wenn die Traumtänzer die Bühne betreten. Sie zeigen den neuen Kinofilm "Die Tribute von Bräunlingen". Im Kampf, welcher Distrikt der beste ist, und da sind auch Donaueschingen und Hüfingen mit dabei, zeigen sie im Tanz die Bräunlinger Vorherrschaft als dem schönsten der Städtle.

Schon zur Tradition geworden ist es, dass das Zunftball-Trio Ralf Moßbrugger, Simon Rütschle und Christoph Dold das Motto für den nächstjährigen Zunftball bereits im Vorjahr verkündet. Nach einem Ausflug in die Manege des Bräunlinger Zirkus und der Sendung "Wetten, krass..?", geht es 2021 am 6. Februar in den Karneval International.