Helen Schächter und Ronen Zimmt vor dem Haus in der Blaumeerstraße. Foto: Kropfreiter Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Jüdische Familie mit Bräunlinger Wurzeln folgen Einladung / Reise mit vielen Emotionen

Bräunlingen. Die Veranstaltung der Geschichtswerkstatt Bräunlingen zum Gedenken an Dekan Julius Meister brachte einen sehr erfreulichen Nebeneffekt. Pfarrer Christoph Nobs hatte im letzten Jahr bei seiner Israelreise die Nachkommen von Fritz und Sophie Zimmt, Helen Schächter und Ronen Zimmt aus Kiryat Yam in Israel gesucht, gefunden und getroffen. Die Zimmts hatten 1934 in Bräunlingen ein Geschäftshaus (ehemals Dold’sches Anwesen an der Blaumeerstraße 13) gekauft und dort das "Kaufhaus Zimmt" eröffnet.

Herbert Zimmt kommt am 21. August 1935 in Zähringerstadt zur Welt

Sohn Herbert Zimmt wurde am 21. August 1935 in Bräunlingen geboren. Boykott, Mobbing und körperliche Gewalt folgten auf anfängliche Akzeptanz. 1938 musste und konnte die Familie mit deutscher Staatsbürgerschaft und jüdischen Glaubens nach der Inhaftierung von Fritz Zimmt im KZ Dachau 1938 und dessen Rückkehr fliehen und ausreisen, man kam schließlich am 23. März 1939 in Schanghai an. Für Schanghai benötigte man damals kein Visum, darüber hinaus musste man aber die bürokratischen Hürden im Deutschen Reich nehmen.

Seit 2018 gab es regen Kontakt, und eine Einladung nach Bräunlingen wurde ausgesprochen. Nun folgten Helen Schächter und Ronen Zimmt der Einladung nach Bräunlingen und kamen in die Zähringerstadt. Es gab viele Eindrücke und emotionale Momente, auch, weil durch Recherchen ihrer Verwandten aus Köln und Offenbach – man wusste vorher nichts voneinander – im Internet und der Homepage der Geschichtswerkstatt Bräunlingen als positiven Nebeneffekt nach 1945 ein Wiedersehen stattfinden konnte.

Nach dem Krieg verschlägt es die Familie in verschiedene Länder

Bolivien, Australien, Argentinien, Deutschland und Israel: In alle Winde verstreut wurden die Zimmts, Schindlers und Schächters nach dem Krieg. Anhand von mitgebrachten Fotos wurden Verwandte zugeordnet, den abgebildeten Personen Namen gegeben und viele ungeklärte Fragen beantwortet. Manch Anekdote und Geschichtchen zu Tanten und Onkels wurden erzählt.

Geschichtswerkstatt bringt Tafel an der Blaumeerstraße 13 an

Oft war es auch die Angst, eine schlechte Nachricht zum Verbleib der jüdischen Verwandten zu bekommen, die ein Nachforschen lähmte. Oder einfach verschwundene Papiere, die eine Identifizierung einer Wohnadresse nicht möglich machte.

Zur Erinnerung an die Jüdische Kaufmannsfamilie Zimmt, hat die Geschichtswerkstatt Bräunlingen nun ein Gedenkschild am Haus Blaumeerstraße 13, in dem die Familie 1934 bis 1938 lebte, mit Einverständnis und Wohlwollen der Hausbesitzer angebracht.