Initiative: Trauerwanderung ist erstes Angebot / Halbstündiger Weg erlaubt Innehalten

Es gibt ihn noch, den neu gegründeten Trauerkreis. Aber zuletzt war er komplett von der Bildfläche verschwunden. Um ihn wieder in Erinnerung zu bringen, weist die Bräunlingerin Sandra Hirth auf eine Veranstaltung am Dienstag nächster Woche hin.

Bräunlingen/Hüfingen (wur). Der Trauerkreis lädt in Hüfingen zu einer Trauerwanderung ein. Eingeladen sind Menschen in Lebenskrisen, die über den Tod eines geliebten Angehörigen nicht hinweg kommen, die gerne, oder eben gar nicht reden wollen und die dennoch die Gemeinschaft suchen. Es ist die gleiche Zielgruppe, die im Frühjahr bei der Gründung eines Trauerkreises der Seelsorgeeinheit Auf der Baar im Vordergrund stand.

Doch nach der Gründung kam der Lockdown. Es passierte seither nichts mehr. Weder der erste Gesprächskreis, der im katholischen Gemeindezentrum geplant war, fand statt, noch ein Vortrag, den Bernhard Weißhaar vom Trauerkreis Villingen hätte halten sollen. "Inzwischen sind wir aber immer wieder von Leuten angesprochen worden, wie es nach der Gründung weitergeht", berichtet die Trauerkreis-Leiterin Hirth. Dass der Bedarf für Nähe und Aussprache, gerne auch in einem geschützten Rahmen, besteht, weiß sie aus dem privaten Umfeld, aber auch aus ihrer Arbeit. Sandra Hirth arbeitet in Bräunlingen im Pfarrbüro. "Manche Menschen packen so einen Schicksalsschlag, manche aber nicht", sagt sie. Der Trauerkreis möchte deshalb einen Ort schaffen, an dem sich Gleichgesinnte begegnen können.

Dabei sei Trauer etwas Normales. Dennoch würden sich viele Menschen schwertun, die Trauer auszuhalten und nicht in Ablenkungsstrategien zu verfallen. Einen praktikablen, für jeden gültigen Mechanismus, um die Trauer abzubauen,gebe es nicht, heißt es dabei im Vortrag von Bernhard Weißhaar. Einsamkeit sei dabei eine schwere Last, die gerade dann öfter aufkommt, wenn Trauernde keinen Freundeskreis haben. Wo nach einer gewissen Zeit der Wunsch aufkommt, das neue Leben wieder alleine zu gestalten, komme den Trauerkreisen eine wichtige Bedeutung zu, so Weißhaars Erfahrung.

Da die Kirchenräume für Veranstaltungen noch gesperrt sind, galt es eine Alternative zu entwickeln, die den Corona-geschuldeten Abstandsregeln Rechnung trägt. Über eine Bekannte aus der Ortenau kam Hirth auf die Idee zu einer Trauerwanderung. Dabei ist der Begriff sportlich etwas hoch gegriffen. Es handelt sich dabei um eine etwa halbstündige Strecke, die sich auf die Hüfinger Kernstadt beschränkt. Ausgesucht hat sie Gemeindereferent Harald Frey. "Er hat dort mehrere Stationen eingebaut, die zum Innehalten einladen", so die Pfarrsekretärin. Ob Stille überwiegt oder ob sich Gespräche zu zweit oder in der Gruppe entwickeln, werde sich aus der Situation ergeben. Bis zu 20 Interessierte können sich auf die Tour durch die Stadt begeben, ein paar Anmeldungen lägen bereits vor, berichtet Hirth. Und wenn am Dienstag nur ein paar Neugierige den Spaziergang durch Hüfingen wagen? "Natürlich ist das ein Stimmungsbild, wenn wir sehen, wie viele da mitmachen", sagt Hirth. Aber entmutigen werde man sich keineswegs lassen. Der Trauerkreis in Villingen habe mit fünf Interessenten angefangen und sich dann auf 20 Teilnehmer vergrößert, weiß sie von den dortigen Organisatoren. Es würden weitere Angebote folgen. Auch der verschobene Vortrag von Benhard Weißhaar werde stattfinden.