Geschäftsführer Paul Rosenstihl (links) und Personalleiter Dieter Kahl sehen für Küpper-Weisser und den Standort zuversichtlich in die Zukunft. Aus der derzeitigen Konsolidierungsphase werde man gestärkt herauskommen, sind sich beide sicher. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Chef von Küpper-Weisser kritisiert Aktion der Gewerkschaft

Ihren Unmut über die derzeitige Situation im Unternehmen äußerten Mitarbeiter von Küpper-Weisser und IG-Metall-Vertreter am vergangenen Montag gegenüber der Geschäftsleitung.

Bräunlingen (gvo). Sie fordern die Rückkehr in den Arbeitsgeberverband, der zum 1. April wirksam wurde, und die damit verbundene 2,8-prozentige Lohnerhöhung, die im Mai ausgehandelt wurde.

Gestern verteidigten Geschäftsführer Paul Rosenstihl und Personalleiter Dieter Kahl den aus ihrer Sicht für das Unternehmen wirtschaftlich unausweichlichen Austritt aus dem Arbeitgeberverband. Diese Maßnahme sei Teil eines Konsolidierungsprozesses, den derzeit viele Unternehmen angesichts des wachsenden Konkurrenzdrucks am Markt durchlaufen müssten.

Rosenstihl und Kahl sind aber zuversichtlich, dass der Prozess zur Stärkung des Unternehmens betrage. Der Standort Bräunlingen stehe nicht zur Diskussion. Im Gegenteil: Mit neuen Standbeinen wie der Ausrüstung von MAN-Lastwagen mit Hydrauliktechnik oder Veredelung von Kommunalreinigungsfahrzeugen aus dem Mutterhaus Boschung wolle man sich vom witterungsabhängigen und immer schwerer kalkulierbaren Geschäft mit Winterdienstfahrzeugen weniger anfällig machen.

"Wir wollen wieder auf einen soliden Kurs kommen", sagte Rosenstihl gestern zum laufenden Konsolidierungsprozess. Den müsste allerdings auch die Belegschaft mittragen. Der Veränderungsprozess schlage bis auf die Arbeitsplätze durch und hier sei auch der Veränderungswille der Mitarbeiter gefragt, denn nur mit hoher Flexibilität könne man dauerhaft am Markt bestehen.

Rosenstihl und Kahl bedauern sehr, dass durch Gewerkschaftsaktionen wie jener am Montag das Image des Unternehmens Schaden nehme. Dabei habe man sich in den vergangenen Jahren bei einem zunehmend verschärften Marktumfeld stets an alle tariflichen Abmachungen gehalten. Teilweise würden Mitarbeiter sogar übertariflich bezahlt.

Und auch das Weihnachtsgeld als freiwillige Leistung sei bereits überwiesen. Die Rücknahme eines Teils der Produktion aus dem Werk in Ungarn seit dem Spätsommer sei nicht geplant gewesen, aber einem schnellen Auftragsabbau geschuldet.

"Wir hatten ein sehr bescheidenes Jahr 2015 und in diesem Jahr eine Auftragsentwicklung, mit der man angesichts der zuletzt milden Winter und dem harten Wettbewerb nicht rechnen konnte. Das ist erfreulich für uns, weckte aber in der Belegschaft falsche Hoffnungen", meint Rosenstihl.

Jetzt aber mehr Geld zu verlangen, sei in der Konsolidierungsphase der falsche Weg.

Das Unternehmen ist bei fünf Anbietern am deutschen Markt mit rund 35 Prozent Anteil Marktführer. Mit der Aufrüstung von Lastwagen und Kehrmaschinen aus dem Schweizer Mutterhaus Boschung hat man sich breiter aufgestellt und vom Winter unabhängiger gemacht. Dazu zählt auch die Verlagerung von Großräumfahrzeugen ins lohngünstigere Ungarn.