Bis 2024 soll das Boysen eigene Entwicklungszentrum für Wasserstofftechnologien, das aktuell in unmittelbarer Nähe zum Produktionswerk BAK Simmersfeld entsteht, in Betrieb genommen werden. Foto: Boysen

Geschäftsführer Rolf Geisel vermeldet ein erneutes Umsatzwachstum. Neben neuen Produktgruppen wie Batteriegehäusen und Elektronikbauteilen setzt das Unternehmen auch auf Energietechnik. Hunderte Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren investiert werden.

Mit einem erneuten Wachstum und dem erstmaligen Sprung über die Umsatzmarke von drei Milliarden Euro hat sich die in Altensteig ansässige Boysen Gruppe gegen die vielfältigen Krisenszenarien des Jahres 2022 gestemmt. Ein Meilenstein wurde auch im Zuge der technologischen Transformation mit dem Gewinn eines Großauftrags zur Fertigung von Batteriegehäusen gesetzt.

Wie Geschäftsführer Rolf Geisel bekanntgab, liegt der Umsatz im zurückliegenden Geschäftsjahr bei 3,3 Milliarden Euro – und damit rund 17 Prozent über dem Vorjahreswert von 2,83 Milliarden Euro.

Neue Standorte Die weiterhin positive Entwicklung im Kerngeschäft Abgastechnik begründet Geisel mit den Hochläufen an den neuen Produktionsstandorten im nordserbischen Subotica, im chinesischen Shenyang sowie im amerikanischen Spartanburg. Im Zuge dieses Ausbaus auf nunmehr weltweit 27 Standorte lagen die Investitionen 2022 mit 80 Millionen Euro knapp zehn Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Zahl der Beschäftigten blieb nahezu unverändert bei 5200. Noch in diesem Jahr wird die Boysen Gruppe ein weiteres neues Produktionswerk für Nutzfahrzeug-Abgastechnik in Tianjin in Betrieb nehmen, womit sich die Zahl der Standorte im Dauerwachstumsmarkt China auf vier erhöht. Durch die damit verbundenen und weitere Neuaufträge plant Geisel für 2023 mit einem erneuten Umsatzanstieg auf 3,5 Milliarden Euro.

Investitionen „Unsere Strategie, mit erstklassiger Entwicklungsarbeit und erstklassigen Produkten in der Abgastechnik weiter zu wachsen, um auf einer starken Basis massiv in neue Geschäftsfelder investieren zu können, hat dank enormer Anstrengungen auch im Großkrisenjahr 2022 Früchte getragen. Fast täglich sahen wir uns durch Lieferengpässe, steigende Rohstoffpreise und temporäre Betriebsschließungen vor große Herausforderungen gestellt. Umso beachtlicher, dass wir unsere Ziele erneut erreicht haben“, so Geisel, der ergänzt: „Um die Herausforderungen der Transformation zu bewältigen und die Arbeitsplätze bei Boysen langfristig zu erhalten, gehen wir für die nächsten zehn Jahre von einem erforderlichen Investitionsvolumen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro aus.“

180 Millionen Euro davon will Boysen im laufenden Geschäftsjahr investieren – ein weiterer Rekordwert in der mehr als 100-jährigen Unternehmensgeschichte. 50 Jahre dieser Geschichte hat Geisel bisher aktiv begleitet, und seit 1985 zeichnet er als Geschäftsführer für eine nahezu durchgehende Wachstumsbilanz verantwortlich. 2019 standen erstmals mehr als zwei Milliarden Euro zu Buche.

Großauftrag Auf eine Zukunftsinvestition freut er sich besonders: „Höhepunkt des Jahres 2022 war, dass wir von BMW den Zuschlag für die Fertigung von Batteriegehäusen am Standort Ungarn erhalten haben. Diesen Großauftrag, der uns ab 2025 einen jährlichen Umsatzzuwachs im dreistelligen Millionenbereich sichert, haben wir uns hart erkämpft. Damit verbunden ist der Bau unseres bislang größten Auslandswerks in Nyíregyháza. Es wird das erste Boysen-Werk, in dem wir keine Abgastechnik fertigen, sondern ausschließlich für die E-Mobilität produzieren.“ Für Geisel ein entscheidender Transformationsschritt: „Der Großauftrag zeigt, dass die Boysen Gruppe in diesem Zukunftsmarkt ernstgenommen wird. Was uns wiederum darauf hoffen lässt, auch im harten Wettbewerb um weitere Batteriegehäuse-Umfänge zu bestehen.“

Energietechnik Neben neuen Produktgruppen wie Batteriegehäusen, Elektronikbauteilen und Bedienelementen richtet Geisel den Fokus vor allem auf Energietechnik. Im Oktober wurde in Simmersfeld bei einer Gesamtinvestition von 40 Millionen Euro der Bau des eigenen Entwicklungszentrums für Wasserstofftechnologien gestartet. „Unter anderem werden wir dort ab 2024 eine Wasserstoff-Tankstelle für 350 und 700 bar in Betrieb nehmen und über einen Elektrolyseur mit einer Leistung von einem Megawatt die Herstellung von grünem Wasserstoff vorantreiben. In Ergänzung dazu forcieren wir am Standort Nagold die Entwicklung von Wasserstoff-Tanksystemen für schwere Nutzfahrzeuge und sind Mitgesellschafter der neuen Firma Iontrak, die schwere LKW mit Wasserstoffantrieben ausrüsten und unter dem eigenen Markennamen vertreiben wird.“

Tochterunternehmen Die positiven Meldungen des Jahres 2022 komplettiert das Dortmunder Tochterunternehmen Volterion, das auf Redox-Flow-Batteriesysteme spezialisiert ist: Die von Volterion entwickelten Stacks, die das Herzstück einer Redox-Flow-Batterie bilden, sind seit Mitte des vergangenen Jahres in den neuen Heimspeichern der Marke Prolux vertreten.