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Das Duell gegen Firat Arslan an diesem Samstag sieht WBO-Weltmeister Marco Huck als Durchgangsstation – er will ins Schwergewicht und gegen Wladimir Klitschko boxen. „Er kann unheimlich hart schlagen“, sagt Trainer Ulli Wegner.

Berlin - Das Duell gegen Firat Arslan an diesem Samstag (23.35 Uhr, ARD live) sieht WBO-Weltmeister Marco Huck nur als Durchgangsstation – er will ins Schwergewicht und gegen Wladimir Klitschko boxen. „Er kann unheimlich hart schlagen“, sagt Trainer Ulli Wegner, „härter, als es Klitschko vertragen kann.“


Hallo Herr Wegner, hatten Sie einen schönen Urlaub?
Urlaub?

Sie waren doch mit Marco Huck drei Wochen auf Mallorca.
(schmunzelt) Ja, aber nicht am Ballermann. Ich wäre zwar gerne mal hingefahren, aber wir haben gearbeitet. Hart gearbeitet.

Warum haben Sie die Vorbereitung diesmal auf Mallorca absolviert?
Das hatte zwei Gründe: Wir wollten Marco Huck für seine guten Leistungen in letzter Zeit belohnen und ihn zugleich vor dem Kampf gegen Firat Arslan neu motivieren.

Ist Ihre Rechnung aufgegangen?
Voll. Die Bedingungen waren optimal. Wir hatten zwei starke Schwergewichtler als Sparringspartner, die den Rechtsausleger Arslan kopiert und Marco Huck absolut gefordert haben. Ich kann sagen: Seine Form stimmt, er wird topfit in den Kampf gehen.

Und gewinnen?
Firat Arslan gehört zu den stärksten Herausforderern, die es im Cruisergewicht gibt. Aber Marco Huck ist eine Klasse besser als er. Es wird ein harter, spannender Kampf, aber der Weltmeister ist immer der Favorit, und das in diesem Fall auch völlig zu Recht.

Wie lautet Ihre Taktik?
Marco Huck muss mehr Treffer anbringen als sein Gegner.

Drei Euro ins Phrasenschwein, bitte.
Bezahle ich (lacht).

Also noch einmal: Wie wird Huck boxen?
Arslan ist ausrechenbar, er wird wie immer Druck machen und nach vorne marschieren. Huck muss aus der Linie gehen, aus der Bewegung schlagen, und irgendwann hat Arslan sich kaputt gehauen. Umso länger der Kampf geht, umso mehr Fehler wird er machen. Arslan hat zwar einen enormen Willen, aber eine sehr anstrengende Art zu boxen.

„Arslan kämpft mit Herz und Seele“


Was zeichnet Firat Arslan aus?
Seine Einstellung, er kämpft mit Herz und Seele, er gibt alles für den Sieg. Ich habe große Sympathien für und großen Respekt vor ihm. Er ist ein toller Junge und ein außergewöhnlicher Mensch. Das erkenne ich an . . .

. . . aber?
Im Ring gibt es keine Freunde.

In letzter Zeit wurde viel spekuliert über einen Kampf von Marco Huck gegen Wladimir Klitschko. Es scheint, als wäre das Duell gegen Arslan nur eine Durchgangsstation.
Das täuscht, wir nehmen Arslan sehr ernst und werden ihn sicher nicht unterschätzen. Aber klar ist auch: Es ist unser Bestreben, nach einem Sieg über Arslan gegen Wladimir Klitschko zu boxen.

Ist er nicht mindestens eine Nummer zu groß für Marco Huck?
Nein.

Meinen Sie das ernst?
Natürlich. Marco Huck hat bei seinem bisher einzigen Kampf im Schwergewicht im Februar in Stuttgart gegen WBA-Weltmeister und Olympiasieger Alexander Powetkin gezeigt, dass er auch in der Königsklasse bestehen kann. Aus meiner Sicht hat er klar gewonnen, das Urteil war ungerecht und für ihn sehr schwer zu verkraften.

Er hätte Powetkin nur k. o. schlagen müssen, dann hätte es keine Diskussionen gegeben.
Glauben Sie mir, das werfe ich ihm auch jeden Tag vor. Er hätte nur seinen Aufwärtshaken einsetzen müssen, das hätte gegen Powetkin in dieser Verfassung schon gereicht.

Umso problematischer, dass Klitschko viel besser als Powetkin ist. Er besitzt vier WM-Gürtel und dominiert das Schwergewicht.
Das stimmt. Aber ich sage Ihnen auch: Marco Huck ist ein stärkerer Herausforderer, als es Alexander Powetkin je sein wird.

Warum?
Weil er keine Angst vor Wladimir Klitschko hat. Wie stark der Gegner auch immer ist, das interessiert Marco nicht. Und das unterscheidet ihn von fast allen Leuten, gegen die die Klitschkos zuletzt geboxt haben.

„Huck schlägt härter als es Klitschko vertragen kann“


Aber das allein wird nicht reichen.
Huck hat auch noch mehr zu bieten. Er kann unheimlich hart schlagen. Härter, als es Wladimir Klitschko vertragen kann.

Wie gut wären die Chancen von Huck?
Ich sehe Klitschko 60:40 vorne – derzeit. Doch wenn Marco noch weiter reift und taktisch disziplinierter wird, stehen seine Chancen 50:50. Er ist mit seinen 27 Jahren noch jung, er hat sein Potenzial ganz sicher noch nicht ausgeschöpft. Wenn das einer beurteilen kann, dann ich (grinst).

Sie sind 70 Jahre alt und seit mehr als vier Jahrzehnten Boxtrainer. Wann werfen Sie das Handtuch?
Es gibt keinen Grund. Boxen ist mein Leben. Ich weiß selbst, dass ich kein ganz einfacher Mensch bin. Aber solange mich meine Boxer respektieren, höre ich nicht auf. Auch wenn ich die Jungs öfter sehe als meine eigene Frau. Die hat mich neulich gefragt, warum wir in Berlin-Tegel eigentlich unser kleines Häuschen haben – ich sei ja sowieso nie da. Aber meine Jungs brauchen mich eben. Und es gibt noch einen anderen Grund, warum ich weitermache.

Bitte schön.
Es gibt in Deutschland mit Fritz Sdunek und mir zwar zwei große Boxtrainer, aber es kommen keine jungen Trainer nach. Das ist ein enormes Problem. Wenn sich das nicht schnell ändert, sehe ich schwarz für die Zukunft des Boxens.

Warum gibt es keinen Nachwuchs?
Das weiß ich nicht. Vielleicht, weil es ein hartes Geschäft ist, denn als Boxtrainer habe ich nur eine Aufgabe: Ich muss für Leistung sorgen. Und ich darf nur ein Ziel haben: den Erfolg meines Boxers. Auch in meiner Laufbahn gab es ganz schlimme Niederlagen. Aber ich habe nie aufgehört, für dieses Ziel zu kämpfen. Das liegt nicht jedem.

Sie haben ganz gut verdient dabei.
Das war nie meine Motivation. Ich brauche nicht viel Geld zum Leben.

Trotzdem haben Sie sich noch eine andere sprudelnde Geldquelle erschlossen.
Haben Sie auch schon davon gehört? Ich bin überzeugter Fan des FC Bayern. Und weil ich immer auf hohe Siege meines Clubs setze, habe ich gegen einen Kumpel diese Saison bereits 320 Euro gewonnen.

Was kann Marco Huck vom FC Bayern lernen?
Wie man alle schlägt.