"Ich war zuerst da": Der kecke Rotmilan (links) genießt Vorrang vor einer Windkraftanlage (rechts) im Bereich Kaltenberg. Deshalb werden die bisherigen Planungen erst einmal zurückgestellt. Foto: Montage: Jungkind/Fotos: Pfannes/Archiv

Rotmilan, Schwarzmilan und Baumfalke am Kaltenberg gesichtet. Planungen für Windkraftanlagen werden zurückgestellt.

Bösingen-Herrenzimmern - Rotmilan, Schwarzmilan und Baumfalke stechen im Ökologiespiel Windkraftanlagen aus. Dies bedeutet, dass am vorgesehenen Standort am Kaltenberg, unweit des Hochwalds, erst einmal planerisch Windstille angesagt ist. Die Versammlung des Gemeindeverwaltungsverbands Villingendorf, dem die Gemeinden Bösingen und Villingendorf angehören, sieht es als erforderlich an, die Ausweisung einer Konzentrationszone für Windkraftanlagen aus der dritten Fortschreibung des Flächennutzungsplans 2012 bis 2015 auszuklammern und sich auf den Bereich Siedlungsentwicklung in den drei Ortschaften zu konzentrieren. Zu gegebener Zeit soll die Windkraft in einem "Teilflächennutzungsplan Windkraft" fortgeführt werden.

Dass dies nicht so einfach sein wird, wird aus den Ausführungen von Ingenieur Martin Weisser (Büro Weisser und Kernl, Villingendorf) schnell deutlich. Ein entsprechender Umweltbericht dauere seine Zeit, sei relativ umfangreich, aufwendig und koste keine unbedeutende Summe. Eingeholte Angebote liegen zwischen 18.100 und 23.500 Euro, mit weiteren 10.000 Euro werde gerechnet, um dem Umfang gemäß den Hinweisen der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg gerecht werden zu können. Nach bisherigen Erkenntnissen seien laut Weisser in dem Areal und in seiner direkten Nachbarschaft Richtung Villingendorf, Hochwald und Lackendorf Baumfalke, Rotmilan und Schwarzmilan mit und ohne Horst gesichtet worden. Sogar von einem "Revierverdacht" direkt am Kaltenberg ist die Rede. Die Bedeutung von Vogelzuglinien wird betont. Vogelzuglinien seien Tabubereiche für Windenergienutzung.

Für eine weiterführende Untersuchung seien mehrstündige und mehrtägige Beobachtungen von Ende März bis Ende August, mindestens 54 Stunden pro Beobachtungspunkt, erforderlich. Kurz: Es mache wenig Sinn, 25.000 Euro auszugeben für etwas, das bekannt sei, so Weisser. Dies sieht die Verbandsversammlung unter dem Vorsitz von Karl-Heinz Bucher ähnlich. Aus dem "Wind" wird erst einmal Geschwindigkeit, die nach dem Regierungswechsel in Stuttgart 2011 entstanden ist, herausgenommen.

Falls dennoch ein Investor in diesem Gebiet, das nicht einmal eine Windhöffigkeit von 6,0 Meter pro Sekunde vorweisen kann – ab dann werden Windkraftanlagen als rentabel angesehen –, oder in einem anderen – bei noch ungünstigerer Windhöffigkeit – bauen wolle, müsse er das ganze Planverfahren durchlaufen, erklärt der Ingenieur. Der Verband gebe das Heft des Handelns jedoch nicht aus der Hand. Notfalls könnte er sogar mit Veränderungssperren agieren.

Mitglieder der Verbandsversammlung wie Josef Seifried stellen fest, dass Ernüchterung der Euphorie bei Wind-, aber auch bei Bioenergie folgt. "Wir schaffen Atomkraft ab – und jetzt?" Dass sich mit Windkraftanlagen unter den Fittichen des Regionalverbands Schwarzwald-Baar-Heuberg wenig bis nichts in den vergangenen zwei Jahren getan habe, ergänzt Alfred Weiss. Das Abkoppeln der "Windenergie" wird deshalb als sinnvoll bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans angesehen.

Somit können sich die Planungen und Veränderungen in Villingendorf auf "Dürrenhölzle" (Erweiterung der Firma Scheidel, bereits umgesetzt), "Dotzentäle" (Firma Hörr), "Wasen" und Baugebiet "Hahnenburg-Pfannen-stiel", in Bösingen auf das Schuppengebiet "Wäldlesbühl" und "Haslenstraße" (mögliche Erweiterung einer Gemeinbedarfsfläche und einer Mischbaufläche) sowie in Herrenzimmern auf den Bereich Richtung Talhausen (Alpaka-Haltung) und "Neuwies" (Mischgebiet statt Wohngebiet) fokussieren.

Die Offenlage des neuen Entwurfs – ohne den Teilbereich "Windkraft" – wird einstimmig beschlossen.