"SPES"-Vorstandsmitglied Fridolin Koch stellt den vielen Interessierten die Ziele des am Freitag initiierten Prozesses vor. Foto: kw Foto: Schwarzwälder Bote

Auftakt: Zukunftskonzepte und Kardinalfragen erörtert / Sozialgemeinschaften einer der Trümpfe

Bösingen-Herrenzimmern (kw). Wie wollen die Bösinger und Herrenzimmerner Bürger generationenübergreifend in Zukunft leben? Welche Unterstützung und welche Angebote sind für Familien und zur Betreuung der älteren Generation erforderlich und erwünscht?

Zu diesen Kardinalfragen möchte die Gemeinde Bösingen in Zusammenarbeit mit den Sozialgemeinschaften beider Ortsteilen wichtige und zukunftsweisende Erkenntnisse gewinnen. Am Wochenende hat die Kommune eine Befragungsaktion gestartet. Diese wird vom Institut AGP Sozialforschung (Freiburg) begleitet und ausgewertet. Ein achtseitiger Fragebogen ging an alle Bösinger und Herrenzimmerner ab dem 35. Lebensjahr.

Bei ihren Bemühungen um eine Stärkung der Lebensqualität im ländlichen Raum sowie insbesondere um die Erarbeitung innovativer Ideen im Bereich der Seniorenbetreuung nimmt die Gemeinde Bösingen die Hilfe des Vereins "SPES Zukunftskonzepte" in Anspruch. In diesem Verein haben ehrenamtliche Personen Methoden zur Bürgerbeteiligung, Modelle für Nahversorgung und Nachbarschaftshilfe, Konzepte im Blick auf den demografischen Wandel, Initiativen für die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe und weitere Zukunftsmodelle entwickelt.

Zur Auftaktveranstaltung am Freitagabend hatte die Verwaltung das "SPES"-Vorstandsmitglied Fridolin Koch eingeladen. Dieser stellte die Ziele des Prozesses unter dem Leitbild "Heimat mit Zukunft" vor. Bürgerschaftliches Engagement solle angestoßen werden. Der Mitarbeiter der Diözese Rottenburg-Stuttgart – er ist Leiter des Bereichs "Ländliche Entwicklung" im Kloster Heiligkreuztal – moderierte den Abend. Mitorganisiert wurde die Veranstaltung von den Mitgliedern des Vorbereitungsteams.

Jeweils acht Personen aus beiden Ortsteilen, darunter die Vorsitzenden beider Sozialgemeinschaften, Martina Kochendörfer (Bösingen) und Klaus Müller (Herrenzimmern), hatten das Projekt vorbereitet. "Lasst uns uns gemeinsam auf den Weg machen, um Antworten und Lösungen zu finden", rief Bürgermeister Johannes Blepp den 90 Besuchern in der Herrenzimmerner Turn- und Festhalle zu.

Nach der Veröffentlichung der Befragungsergebnisse sollen Arbeitsgruppen ein Konzept mit einem Maßnahmenplan entwickeln, kündigte Koch an und ergänzte: "Sie haben mit den beiden Sozialgemeinschaften hervorragende Voraussetzungen."

In einer Frage und Antwort -Runde mit den beiden Vorsitzenden erfuhren die Bürger ausführliche Details zum Angebot beider sozialer Einrichtungen im Bereich der Nachbarschaftshilfe. Auch mittels Flyern wiesen die Sozialgemeinschaften auf die Kontaktdaten hin. "Die Sozialgemeinschaften in der Gemeinde leisten viel", lobte Koch.

Wie können die Bürger alt werden in vertrauter Umgebung? Zu dieser Fragestellung referierte Elisabeth Schröder-Kappus aus Kiebingen. Die frühere Ortsvorsteherin ist Vorstandsmitglied des Vereins "Dorfgemeinschaft Kiebingen". Sie stellte in Herrenzimmern das Konzept für die "vollständig selbstverantwortete Wohngemeinschaft" in ihrem Heimatort vor. Es bedürfe neben der zweifellos notwendigen Alten- und Pflegeheime ein weit verzweigtes System kleinräumig organisierter Strukturen sozialer Nachbarschaft, betonte sie. Die Wohngemeinschaft ermögliche zehn älteren und/oder behinderten Menschen, ihren Lebensabend mitten im Dorf zu verbringen. Mit dem "Bürgertreff" sei zudem ein vielfältig nutzbarer Begegnungsraum geschaffen worden. Alltagshelfer und Alltaghelferinnen betreuten diesen Personenkreis. Sie beneide die Gesamtgemeinde Bösingen um die praktizierte Nachbarschaftshilfe über die Sozialgemeinschaften, räumte Schröder-Kappus ein. Zum Ende der Veranstaltung appellierte Blepp nochmals an die Besucher, bei der Initiative "Heimat mit Zukunft" mitzuarbeiten. Seit vergangenem Wochenende läuft auch im Dietinger Ortsteil Irslingen dieselbe Frageaktion.