Ehrenbürger feiert 80. Geburtstag in Herrenzimmern im Kreis der Familie, Freunde und Weggefährten
Bösingen-Herrenzimmern (apf). Wer 80 Jahre alt wird, sich selber ein Leben lang in vielfältiger Weise engagiert hat und Ehrenbürger der Gemeinde ist, erlebt eine Geburtstagsfeier im Bürgersaal, bei der Rückblick gehalten wird und gehaltvolle Reden ausgetauscht werden.
Zu Viktor Müllers Feierstunde kommen Weggefährten, Freunde und Familie. Der Jubilar erfreut sich guter Gesundheit. Der Bürgersaal in Herrenzimmern ist nahezu gefüllt. Es werden unterhaltsame Stunden.
Die christliche Erziehung und die Distanzierung zum Nationalsozialismus, die ihm das Elternhaus auf den Lebensweg mitgab, prägten den 1934 Geborenen. Vor allem sein Vater, ein 1916 in Verdun schwerverwundeter Weltkriegsteilnehmer, habe sich 1939, beim Ausbruch des nächsten Weltkriegs, lautstark über die "Hitler-Büble" aufgeregt. Worte, die Viktor Müller bis heute nicht vergessen hat.
Viktor Müller ist in Herrenzimmern auf einem Bauernhof aufgewachsen. Diese Umgebung hat ihn nach eigenen Worten stark beeinflusst: die dörfliche Gemeinschaft, das Beisammensitzen am Feierabend oder am Sonntag, der Zusammenhalt, der Blick über den Gartenzaun. Und er erlebte den Wandel zu einem Arbeiter-Wohnort. Einen Wandel, den er und seine Familie auch mitgemacht haben. Aus dem Landwirt wurde ein Lagerverwalter und später ein technischer Angestellter bei "Kern-Liebers".
Neben dem beruflichen Aufstieg ging sein mehr als beachtliches Engagement in der Politik und bei den Vereinen einher. Mit der Diskussion um den Turnhallenbau 1968 hat es begonnen, mit der Gründung eines Fördervereins ging es weiter. Viktor Müller brachte sich beim Sportverein ein, bei den Christdemokraten, beim Geschichts- und Kulturverein, beim Modellsportclub – immer an den Schalthebeln.
Doch das war beileibe nicht alles. Seit dem Beginn der Einheitsgemeinde Bösingen, seit April 1975 stand er seinen Mann im Gemeinderat, besuchte etwa 500 Sitzungen bis 2004, fungierte seit 1980 als Stellvertreter des Bürgermeisters in Herrenzimmern und bewies mit den Gemeinderatskollegen aus Bösingen, vor allem mit Ehrenbürger Hermann Bantle, Geschick und Weitblick beim Zusammenwachsen beider Ortsteile.
Von 1984 bis 2004 gehörte Viktor Müller dem Kreistag an, engagierte sich im Sozial-, Jugend- und Kulturausschuss, war Schöffe, setzte sich im Gefängnisausschuss für die Inhaftierten ein, hörte sich ihre Sorgen und Nöte an, war Vertreter im Landeswohlfahrtsverband, brachte sich aber auch ehrenamtlich bei der ehemaligen Raiffeisenbank in der Gemeinde ein. Der Mensch war ihm wichtiger als die Sache, sagt der Jubilar.
Kurz: Er war ein politisches Allroundtalent, wie Bürgermeister Alfred Weiss trefflich zusammenfasste. Für Müller stand der Mensch im Mittelpunkt. Für ihn war klar, dass eine starke Demokratie von vielen verantwortungsbewussten Bürgern getragen werden müsse. Viktor Müller sah seine politische Heimat im CDA, der christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft, dem Sozialflügel der CDU.
Kein Wunder, dass dieser gewaltige Einsatz auch entsprechende Würdigungen erfuhr, von denen das Bundesverdienstkreuz und die Ehrenbürgerwürde die bedeutendsten sind. Auf all die Lebensstationen des Jubilars gehen an diesem Abend, natürlich mit unterschiedlicher Betonung, Alfred Weiss, Karl Kimmich (Geschichts- und Kulturverein), Thomas Hoppe (für Müllers Vereine in Herrenzimmern), Rainer Hezel (Christdemokraten), Rudolf Glowka (CDA) und die "Kreativabteilung der Familie" mit einem Loblied ein.
2004 trat Viktor Müller aus gesundheitlichen Gründen kürzer und ließ es seitdem ruhiger angehen, ist aber weiterhin im Ausschuss "seines" Vereins, des Geschichts- und Kulturvereins, aktiv.
Doch all sein Tun wäre ohne eine treue, liebe und arbeitsame Seele an seiner Seite kaum möglich gewesen. Deshalb bekommt Anna Müller, seine verständige Frau, mit der er seit 1960 verheiratet ist, ein großes Dankeschön. Aber auch seine intakte Familie, seine gesunden Kinder und Enkel lassen Viktor Müller dankbar erkennen, dass es der Herrgott mit ihm im Leben gut gemeint hat.