Janus Nowak musste sich vor Gericht verantworten. Foto: SB

Drei Monate Haft auf Bewährung für NPD-Funktionär Janus Nowak.

Böblingen - Janus Nowak, 32-jähriger Kreisrat und Parteivorsitzender der rechtsextremen NPD im Kreis Böblingen, ist am Montag zu drei Monaten Haft verurteilt worden. Die Freiheitsstrafe ist auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Nowak muss zudem an den Verein "Gegen Vergessen – Für Demokratie" 1000 Euro bezahlen.

Es ist ein kurzer Prozess am Böblinger Amtsgericht. Zeugen werden nicht benötigt, denn was die Staatsanwältin Nowak vorwirft, ist unbestritten monatelang auf der Internetseite des Regionalverbands Böblingen-Stuttgart der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands zu lesen gewesen. Nach gut einer Stunde ist im Gerichtssaal alles vorbei – fast. Nach dem Urteil greift ein Zuhörer verbal Richter Michael Kirbach an.

Er beschimpft ihn, versteigt sich gar zum Vergleich mit dem Volksgerichtshof und kündigt an: "Eines Tages werden wir da oben sitzen und Sie da unten." Kirbach lässt von einem Polizisten die Personalien feststellen, doch Journalisten haben den Schreihals längst erkannt: Es ist der mehrfach vorbestrafte NPD-Mann Axel Heinzmann aus dem Raum Reutlingen. Für den 64-jährigen Kandidaten bei Bundes- und Landtagswahlen dürfte sein Auftritt in Böblingen noch ein Nachspiel haben.

Gräueltaten bewusst verharmlost

Nowak ist wegen Volksverhetzung verurteilt worden. In seinem im Mai auf die NPD-Homepage gestellten Artikel zur neuen KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen hat er unter anderem von "600 jüdischen Kriegsgefangenen" geschrieben, von denen "in den Kriegswirren der letzten Kriegsmonate 200 gestorben sind". Nowak habe so die Gräueltaten im Dritten Reich und die Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland bewusst verharmlost, so der Richter.

Zwischen Hailfingen und Tailfingen, den Ortsteilen von Rottenburg und Gäufelden, befand sich im Zweiten Weltkrieg ein Militärflugplatz. Von November 1944 bis Februar 1945 war der Flugplatz eine Außenstelle des KZ Natzweiler-Struthof. 600 Juden im Alter von 14 bis 60 Jahren mussten in dieser Zeit unter unmenschlichen Bedingungen am Ausbau der Startbahn und in Steinbrüchen schuften. Nachweislich überlebten 184 die Tortur nicht. Das Schicksal von über 200 Menschen ist bis heute ungeklärt.

Die KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen ist im Juni eingeweiht worden. Sie war maßgeblich von der Sektion Böblingen-Herrenberg-Tübingen des Vereins "Gegen Vergessen – Für Demokratie" initiiert worden.