Pfetzgergericht prangert seine unsägliche Nicht-Kostümierung an / Fürsprech Volz stellt ihn als Opfer dar

Von Christiana Steger

Zollhaus. Zum mittlerweile 23. Mal tagte das "Hochlöbliche Pfetzergericht" im Narrennest in Zollhaus. Es hatte die schwere Aufgabe, über einen völlig unverbesserlichen Delinquenten, einen "Loschore" schlimmster Art, zu verhandeln.

Der Fanfarenzug eröffnete die öffentliche Gerichtsverhandlung. In Sträflingskleidung mit der Kugel am Bein führte der extra von Riedöschingen ausgeliehene gestrenge "Narrenbolizei" Willy Scheyer den Angeklagten Dieter Selig vor, der auch unter seiner tagelangen fastnachtlichen Aufsicht zu keiner Besserung zu bewegen gewesen ist. Da halfen ihm nun die liebevoll besorgten "Gänsehütenden Damen" auch nicht, er musste in die Halssperre und auf die Anklagebank.

Gerichtsdiener Silvio Waimer sorgte für den richtigen Sitz der hölzernen Konstruktion und zugleich für Ruhe im Saal, denn unter das Volk hatten sich, sicherlich von Blumbergern gekauft, Freispruch schreiende Individuen gemischt.

Die Vorsitzende Richterin Alexandra Waimer rügte gleich den wild gestikulierenden und überaus renitenten Angeklagten, und dann hatte der gewichtige Ankläger Werner Waimer das Wort. Nicht einen guten Faden fand er am Angeklagten, der als Blumberger Narrenpräsident so aussehe als ob er kein Wässerchen krümmen und kein Härchen trüben könne. Von wegen. Als überaus übler "Loschore" habe er vielfältig und ungebührlich gegen den "Närrischen Alefanz" verstoßen", schon allein mit seiner unsäglichen Nicht-Kostümierung bei Fastnachtsauftritten, einem Gewand, was für Sargträger auf dem Friedhof passend wäre, aber auch da umsonst, damit die städtische Rechnung stimmt.

Geschwindigkeitsmessanlagen lasse er natürlich in der Gartenstraße aufstellen, wo schon von allein jeder gefahrene Kilometer das Auto ruiniere, und "Gänseliesel", dieses großartige Blumberg typische Kunstwerk, richte seine Glubschaugen direkt in die Richtung seines Wohnhauses. Wohin denn sonst, wer ertrage denn diesen Blick außer ihrem Gönner dem "Schwarzen Dieter"?

Und dann, dann auch noch mit Turban in der Zeitung. Klar, dass er sich jetzt bei "Federal Mogul" vielleicht auf diese Weise einschleimen wolle, man könne es mal versuchen.

Schier endlos waren die Anklagepunkte, obwohl nur ein Bruchteil aller unsäglichen Verfehlungen zu Wort kam. Dann hatte der wohlgesinnte Fürsprech Thomas Volz das Wort, um seinen Klienten zu entlasten, und die hohe Gerichtsbarkeit sah großzügig über die verwandtschaftlichen Verstrickungen hinweg. Akribisch närrisch versuchte er alle Anklagepunkte zu entkräften, sparte nicht mit Seitenhieben gegen das Richtergremium und stellte seinen Mandanten als absolut willkürliches Opfer der Pfetzerzunft dar, die halt keinen Schwaben oder Randener zur Anklage gefunden hätte.

Natürlich bekam auch der Angeklagte seine Redezeit und nutzte sie in schönsten Knittelversen, um mit einem Rundumschlag in närrischer Güte alle Anklagepunkte weit von sich zu weisen, und, weil er nur dem Innenminister als Bundespolizist untersteht, verlangte er zum Freispruch auch noch freies Geleit.

Dann schloss er sich allerdings, mittlerweile sehr durstig, den Ausreden seines" windigen" Pflichtverteidigers an. Natürlich kam es, wie es kommen muss. Nach reiflicher Überlegung, unterstützt vom guten Geist des badischen Weins, verkündete die Vorsitzende Richterin Alexandra Waimer das sehr milde ausgefallene Urteil.

So hat der Angeklagte bei der kommenden Fastnachtseröffnung in angemessener närrischer Kleidung einschließlich Kopfbedeckung zu erscheinen. Pfetzerzunft und Fanfarenzug sind zu einem gemeinsamen Umtrunk einzuladen, und mit einer ansehnlichen Abordnung hat die Blumberger Narrengesellschaft samt Präsident beim kommenden Sommerfest die Pfetzerzunft zu beehren.

Unter dem Jubel der vielen bunt kostümierten Zuhörer im "Gerichtssaal" akzeptierte Dieter Selig das Urteil und bestätigte es, zusammen mit dem hohen Gericht mit dem rechten und linken Daumenabdruck.