Und los geht´s, die Drohne beim Abflug. Foto: Schwarzwälder Bote

Projekt: Manfred Bouillon will wachrütteln / Schweizer Freund Andreas Hofstetter ist Spezialist

Von Roger Müller

Erstmalig in diesem Jahr machte sich zur Mähzeit der Blumberger Jäger Manfred Bouillon stark für die Rehkitzrettung per Drohne.

Blumberg. Mit seinem guten Schweizer Freund Andreas Hofstetter, gleichzeitig auch Projektleiter der Stiftung Wildtierrettung Aargau, will er nun auch in unseren Breitengraden die Landwirte für die Rehkitzrettung sensibilisieren.

Wenn die Wiesen wie in den letzten Wochen erntebereit sind, entscheiden Landwirte wegen dem Wetter oft sehr spontan, ob sie mähen oder nicht. "Allerdings ist eben genau zu dieser Zeit auch das Erwachen der Waldkinderstube, sprich beispielsweise sind zu dieser Zeit schon Rehkitze auf der Welt, die von ihren Muttertieren gerne im hohen Gras zum Schutz vor Räubern abgelegt werden", beschreiben es die beiden. "Zudem besitzen Rehkitze in den ersten Lebenswochen noch keinen Fluchtin- stinkt, und kauern sich bei drohender Gefahr noch weiter zusammen. Dies bedeutet im Falle des Anrückens von großen Mähmaschinen unweigerlich den grausamen Tod".

Das Resultat, jedes Jahr sterben mehr als 100 000 Rehkitze in Deutschland durch landwirtschaftliche Mähmaschinen. Doch dem wird nun mit modernster Technik entgegengewirkt. Andreas Hof- stetter demonstriert eindrucksvoll, wie so ein Einsatz von statten geht.

Wenn Hofstetter – vorzugsweise am Abend vorher informiert wird, dass gemäht werden soll – macht er sich auf den Weg. Es wird vor allem in den frühen Morgenstunden gesucht, wenn die Temperaturdifferenz zwischen Rehkitz und Umgebung möglichst groß ist. Somit stehen nur einige wenige Stunden für die Suche zur Verfügung, in der nur eine begrenzte Anzahl Felder abgesucht werden können.

Das Fluggerät überfliegt die zu mähenden Wiesen mit 15 Stundenkilometern in rund 30 Metern Höhe. Ausgestattet ist die Drohne mit der handelsüblichen Kamera, die beim jeweiligen Modelltyp verbaut ist. Modifiziert wird die Drohne dann noch mit einer zusätzlichen Wärmebildkamera. Gesteuert über einen Autopiloten, macht sie dabei einen Thermofilm. Die Bilder werden live auf einen Bildschirm am Boden übertragen, wo die Kitze aufgrund ihrer Körpertemperatur als helle Flecken in der dunklen Wiese erscheinen. Gleichzeitig wird die Position der Drohne gespeichert. Das Fluggerät setzt dabei aber unbeirrt seinen Wegpunktflug fort. Erst wenn das ganze Feld abgesucht ist, wird das Fluggerät zu den zuvor gespeicherten Wegpunkten geschickt. "Dabei arbeiten wir zu dritt", erklären Hofstetter und Bouillon. "Der Pilot hält die Drohne über den gefundenen Wärmepunkten, und ein Team von zwei Rettern wird so zum Rehkitz gelotst, und sie können es retten". Retten heißt in diesem Fall, es beispielsweise in eine Kiste legen und zum nahegelegenen Waldrand tragen. Was hier unglaublich wichtig ist, das Rehkitz darf nicht mit menschlichen "Geruch" in Kontakt kommen, das Muttertier könnte es sonst verstoßen. "Deshalb legen wir hier auch großen Wert darauf, dass wir als geschulte Jäger die Rehkitze retten, und nicht irgendwelche Hobby-Drohnenpiloten", so Hofstetter. Elegant ist die Ortung aus der Luft auch aus anderen Gründen, der Einsatz der Drohne schont den Wiesenbestand und die menschlichen Kräfte. In 20 bis 30 Minuten lässt sich ein durchschnittliches Feld (zwei bis drei Hektar) absuchen, Anfahrt, Auspacken und Einrichten eingerechnet. Nach der Rettung muss der Landwirt binnen drei Stunden zum Mähen kommen, das Kitz kann nicht stundenlang in der Kiste bleiben. Es muss vom Muttertier wieder gesäugt werden. Alleine an einem Morgen konnten in diesem Jahr auf Blumberger Gemarkung fünf Rehkitze gerettet werden. "Nun gilt es einiges an Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, und die Landwirte für dieses Thema zu sensibilisieren", so Manfred Bouillon. Am 12. Oktober ist beim Hegering ein Vortrag über die Rehkitzrettung geplant.