Das Ventilwerk in Blumberg-Zollhaus. 720 Menschen finden hier ihre Arbeit. Foto: Niederberger

Mehrere Mitarbeiter bekommen Angebot für Altersteilzeit oder Vorruhestandsregelung.

Blumberg - Der US-Autozulieferer-Gigant Tenneco mit deutschem Sitz in Wiesbaden plant, im Zollhauser Ventilwerk Beschäftigte zu entlassen. Dieses Gerücht macht in Blumberg zurzeit die Runde. Doch das stimmt so nicht.

Nach vorliegenden Informationen wird einer Handvoll Mitarbeitern von Seiten der Geschäftsleitung lediglich das Angebot unterbreitet, in Altersteilzeit zu gehen oder über eine Vorruhestandsregelung zu verhandeln. Das heißt: Kein Mitarbeiter soll vor die Tür gesetzt, wohl aber Stellen gestrichen werden.

Das bestätigt Oliver Böhme von der IG Metall auf Nachfrage dieser Zeitung. Er sieht in dem Angebot zunächst auch kein unredliches Vorgehen der Arbeitgeberseite. Denn jeder könne ja selbst entscheiden, ob er sich darauf einlässt. Und wer es sich finanziell leisten könne oder wer mehr Zeit für seine Familie haben wolle, der könne ja das Gespräch mit der Personalabteilung suchen. Auch Betriebsratsvorsitzender Haydar Dogan unterstreicht die Freiwilligkeit des Frühverrentungs-Konzepts. Er spricht von einer Brücke, die für ältere Kollegen gebaut werde. Momentan finden in Zollhaus laut eines Unternehmenssprechers 720 Mitarbeiter ihr Auskommen. In den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zählte das Unternehmen noch über 1000 Mitarbeiter.

Arbeiter wehren sich gegen Wochenendarbeit

Ganz wichtig: Die Stellen, die wegfallen sollen, seien allesamt nicht in der Produktion angesiedelt, so der Böhme. Er erinnert daran, dass bis Frühjahr vergangenen Jahres im Ventilwerk auch an Samstagen und Sonntagen gearbeitet wurde. Doch dagegen wehrten sich viele Mitarbeiter. Einige sahen durch die Wochenendarbeit ihr Familienleben in Gefahr, anderen wiederum ist die Arbeit einfach zu viel geworden und sie fühlten sich ausgebrannt. Die IG Metall ließ daraufhin ihre Mitglieder darüber abstimmen, ob die Arbeitszeiten zurückgefahren werden sollen. Eine große Mehrheit habe sich dafür ausgesprochen, so Dogan. Dann ging’s in die Verhandlungen mit Gesamtmetall Südwest und den Tenneco-Entscheidern mit dem Ergebnis, dass seit Mitte 2019 das Werkstor an Samstagnachmittagen geschlossen bleibt.

Wirtschaftliche Schwächeperiode

Aus der Tenneco-Zentrale in Wiesbaden sind nur sehr allgemein gehaltene Informationen über die Lage im Blumberger Ventilwerk zu erhalten. Danach befinde sich die Automobilindustrie in einer wirtschaftlichen Schwächeperiode, die sich Prognosen zufolge kurzfristig nicht ändern werde und mit deutlich rückläufigen Fahrzeugabsätzen verbunden sei. "Diese negative Entwicklung wirkt sich auch auf das Ventilwerk Blumberg aus, insbesondere in einem Rückgang des Produktionsvolumens", schreibt ein Tenneco-Sprecher auf Anfrage. Die konkreten Auswirkungen der Situation sowie die dafür angemessene Anzahl von Mitarbeitern und erforderlichen Investitionen seien gerade in Prüfung.

Tenneco wurde 1940 als Tennessee Gas and Transmission Company (ab 1947 Tennessee Gas Transmission Company) in Houston/Texas gegründet, um eine Gas-Pipeline zwischen dem Golf von Mexiko (Texas/Louisiana) und Tennessee zu bauen. Nachdem das Unternehmen im Laufe seiner Geschichte in verschiedenen Branchen unterwegs war, ist Tenneco heute nur noch als Fahrzeugzulieferer tätig. Zu den Kunden gehören fast alle großen Automobilkonzerne, unter anderem Audi, Chrysler, Daimler, Fiat, Ford, General Motors, Honda, Navistar, Jaguar, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Porsche, Peugeot-Citroën, Renault, Škoda, Suzuki, Tata, Toyota, Volkswagen und Volvo. Tenneco betreibt 80 Fabriken in 24 Ländern. Zum 1. Oktober 2018 übernahm Tenneco das Unternehmen Federal-Mogul vollständig. Kaufpreis: rund 5,4 Milliarden US-Dollar.