Auf dem Hof wurde bei den Vögeln die Vogelgrippe festgestellt. 102 Strauße müssen getötet werden. Foto: dpa

102 Strauße und 28 Hühner müssen getötet werden. Betreiberfamilie Kurz tief erschüttert.

Blumberg - Ein Drama spielt sich derzeit auf der Straußenfarm im Steppach ab. Weil im Blut der Tiere ein Geflügelpest-Erreger festgestellt wurde, werden heute und morgen auf Anordnung der Gesundheitsbehörden alle Tiere getötet.

Die Meldung verbreitete sich gestern im Laufe des Tages wie ein Lauffeuer. Die Kreisverwaltung hatte den Fall mit einer Pressemitteilung am Morgen öffentlich gemacht. Offiziell hatte es darin unter anderem geheißen, dass auf einem einzeln gelegenen Gehöft im südlichen Schwarzwald-Baar-Kreis zwischen Blumberg-Zollhaus und Blumberg-Riedöschingen ein Fall der Geflügelpest aufgetreten sei. Für die Menschen in Blumberg und seinen Ortsteilen war dies exakt die Beschreibung des Steppacher Hofs mit seiner Straußenzucht.

In einem kurzen Telefonat des Schwarzwälder Boten am Morgen mit dem Betreiber Ingfried Kurz, war dieser tief erschüttert und wollte sich daher auch zu diesem frühen Zeitpunkt nicht zu dem tragischen Fall äußern, sondern sich zunächst einmal der aktuellen Problembehandlung widmen.

Sperrzone um Hof errichtet

Laut der offiziellen Mitteilung, der eine Pressekonferenz im Landratsamt am Vormittag folgte, handelt es sich um einen sogenannten niedrigpathogenen Fall (niedrigpathogene aviäre Influenza H5N3-Virus). Das bedeutet, dass diese Viren für Nutzgeflügel in der Regel nur schwach krank machend sind. Die Infektion wurde bei einer Routinekontrolle im Blut der Tiere festgestellt. Die vorgegebenen Maßnahmen zur Tierseuchenbekämpfung sind nach EU- und nationalem Recht eindeutig. Der Betrieb muss zunächst gesperrt und der gesamte Geflügelbestand getötet werden, um die Weiterverbreitung des Erregers zu verhindern. Um das Anwesen wurde eine ein Kilometer große Sperrzone eingerichtet, die bis zum Ende der Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen etwa drei Wochen bestehen wird.

Bestürzung machte sich gestern bei den Menschen in Blumberg und seinen Ortsteilen breit. Die Betreiberfamilie Kurz ist im Orts bestens bekannt und sehr geschätzt. Der Steppacher Hof ist ein kleiner Bauernhof, der in der 4. Generation landwirtschaftlich genutzt wird. Bedingt durch die strukturellen Veränderungen in der Landwirtschaft hatte die Familie bereits 1994 mit der alternativen Tierhaltung zur eigentlich betriebenen Milchtierhaltung begonnen. Im Verlauf der Jahre hat sich die Straußenhaltung zum wichtigsten Zweig entwickelt. Auf großzügigen Flächen wurde in einer Offenstallhaltung die Aufzucht des eigenen Straußen-Nachwuchses betrieben. Die Vermarktung des Straußen-Produkte entwickelte sich sehr gut. Wanderer und Radfahrer machen zudem immer wieder Halt an den Gehegen und beobachten die imposanten Tiere und deren Nachwuchs.

Der Betrieb ist zudem fest eingebunden in das touristische Angebot der Stadt mit der entsprechenden Werbung. Auch im Programm des überregionalen Segway-Anbieters Sewato ist die Straußenfarm unter anderem bei der Exotentour einbezogen. Im Rahmen dieser Entwicklung wurde rund um die Straußenzucht ein entsprechende Angebot auf dem Hof aufgebaut mit zwei Ferienwohnungen, zahlreichen Führungen für Gruppen das ganze Jahr über, einem Hofladen für Straußenprodukte, einem Online-Shop und zuletzt auch einer Gastronomie.

Wie es auf dem Steppacher Hof weitergeht, ist derzeit völlig offen. Ingfried Kurz ist neben dem Hofbetrieb in der Vermögensberatung tätig, seine Ehefrau Jutta als Hebamme. Seit dem Frühjahr 2006 hat das Ehepaar zudem mit der Zucht einer rückgezüchteten Auerochsenherde begonnen. Aus anfänglich fünf Tieren ist die Herde mittlerweile auf 18 Stück angewachsen. Diese Tiere dürfen derzeit nicht abgegeben werden.

Weitere Informationen: Für Bürgerinnen und Bürger stehen Informationen im Internet unter www.lrasbk.de. Telefonische Informationen gibt es unter der Info-Hotline des Landratsamtes 07721 913-7777     Baden-Württemberg

u Ist die Geflügelpest (AI) ein Risiko für die menschliche Gesundheit?

Der Konsum von vollständig durcherhitztem Fleisch und vollständig durcherhitzten Eiern von mit AI befallenen Tieren bedeutet keine Gefahr für die menschliche Gesundheit. Falls der menschliche Organismus gleichzeitig eine Infektion mit einer menschlichen Influenza (Grippe) und dem Virus der Geflügelpest abwehrt, besteht eine sehr kleine Möglichkeit, dass sich aus beiden Viren ein neues Virus bildet.

So kann eine neue Virusvariante entstehen, die viel gefährlicher für den Menschen sein kann als die Ursprungsviren.

u Wo kommt das Virus her?

Das Wildgeflügel (insbesondere Enten) kann als Reservoir des Virus betrachtet werden. Die Tiere sind häufig Träger, ohne selbst zu erkranken.