Beim Durchmarsch der Franzosen in Achdorf im April 1945 verendeten einige Pferde. Ross und Wagen der deutschen Soldaten wurden von französischen Truppen zerstört. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Zeitzeugenberichte vom damaligen Pfarrer Beugel und Hauptlehrer Schweickert

Am Sonntag jährte sich der Einmarsch durch französische Truppen im Achdorfer Tal zum 75. Mal. Zeitzeugenberichte des damaligen Achdorfer Pfarrers Franz Beugel und des damaligen Hauptlehrers Karl Schweickert schildern eindrucksvoll die Tage des April 1945 im Wutachtal bei Achdorf.

Blumberg-Achdorf. Aus diesen Schilderungen und aus Erzählungen heute noch lebender Zeitzeugen, die anonym bleiben wollen, entstand dieser Bericht.

In der Zeit vor dem dritten Sonntag nach Ostern 1945 gingen alarmierende Nachrichten von Mund zu Mund: Die Franzosen sollen sich immer mehr von Norden nach Süden bewegen. Villingen, Schwenningen, Donaueschingen seien bereits in ihrem Besitz. Bereits am Freitag, 20. April 1945, zog ein kleines Truppenkontingent der Franzosen durch das Tal, ohne in Berührung mit deutschen Truppen zu kommen. Unter den in den Talorten Quartier beziehenden deutschen Soldaten seien einige fanatische Nazis gewesen, heißt es im Bericht von Hauptlehrer Schweickert. Sie glaubten, kämpfen zu müssen bis zum letzten Mann. Karl Schweickert war zu diesem Zeitpunkt längst bewusst, dass es nicht mehr lange dauern würde bis auch im Tal die Franzosen Einzug hielten. Bei einem Versuch, die deutschen Soldaten in Achdorf zu überzeugen, wurde er am Samstag, 21. April, unter der Linde in Aselfingen von einem deutschen Soldaten festgenommen und abgeführt.

Hauptlehrer Schweickert sollte Recht behalten. Am Donnerstag, 26. April 1945, war es gegen 10 Uhr, als im Tal die ersten Flieger gehört wurden. In kürzester Zeit ging der Kampf los. Im Tiefflug beschossen die Flieger pausenlos eine gute halbe Stunde Ort, Soldaten und die abgestellten Militärflugzeuge und Waffen. "Als die Franzosen von Eschach mit einem Panzer voraus in Achdorf einmarschierten, lief Pfarrer Beugel ihnen mit einem Kreuz entgegen", erzählt ein Zeitzeuge. Pfarrer Beugel berichtet in seiner Kriegschronik folgendermaßen: Zu Beginn des Fliegerangriffs gab er im Pfarrhof nach ein paar beruhigenden Worten und Gebeten die Generalabsolution. 170 Menschen, darunter auch 20 deutsche Soldaten, waren im Keller und in der Waschküche des Pfarrhauses versammelt und beteten gemeinsam den ganzen Tag lang.

Die psychologische Wirkung des Jagdbomber-Angriffs war eine besonders vernichtende. Am Freitag, 27. April, las Pfarrer Beugel um 7 Uhr abends die Heilige Messe in der von Splittern übersäten St. Nikolauskirche. Während der heiligen Wandlung brachten die Bewohner Ruf und Zeller die weiße Fahne in die Kirche herein. Pfarrer Beugel öffnete ihnen die Türe zum Turm, in dem sie, wie es Pfarrer Beugel beschreibt, die Fahne der Übergabe hissten.