Foto: Anidimi/ Shutterstock

Manche Leute scheinen in den Neunzigern hängen geblieben zu sein. Oder wieso sonst werfen sie heute noch mit Standart-Parolen um sich?

"Hallöchen, Popöchen!", ruft es, und die Runde verdreht die Augen. Er gilt bei uns als das Schreckgespenst jeder Familienfeier. Nein, er ist kein Rentner, der einen mit Geschichten darüber nervt, dass früher alles besser war. Und er ist kein Fünfjähriger, der wie gestört um die gedeckte Tafel rennt. Nein, er ist Mitte 30 und mein Cousin. Und er ist leider in den 90er Jahren hängen geblieben.

Damals, so entnehme ich deutschen Filmen und Serien aus der Zeit, galten Sprücheklopfer als total cool. Sind sie aber längst nicht mehr, nur ist das noch nicht bei allen angekommen. "Alles roger in Kambodscha?", fragt der Cousin auch schon und versucht, sich an den Tisch zu drücken, meist begleitet von einem "Stück mal 'n rück". Hat sich einer erbarmt, bedankt er sich mit einem "Wunderbärchen!"

Dass er das Gespräch der anderen unterbrochen hat, scheint ihm egal zu sein. Er mischt sich lieber gleich ein. "Das kann ja wohl nicht Wahrstein!", blökt er in die Runde, gefolgt von "Das kann ja Eiter werden!" Wie Recht er hat, finden wir, versuchen aber weiter, sein Gepose zu ignorieren. Wenn wir doch nur Hilfe von Rentnern oder kleinen Kindern bekommen würden!

Schließlich haben wir es geschafft und er verzieht sich mit seinem "Schlepptop" aufs Sofa - natürlich erst, nachdem er die Hausfrau in der Küche gefragt hat: "Hab gerade Zeit - wo gibt's nichts zu tun?" Dass er gehen möchte, merken wir schließlich, wenn er aufsteht und uns mit einem Winken ein "Au reservoir" beziehungsweise "bis baldrian" entgegenschleudert. Zu diesem Zeitpunkt haben wir aber sowieso schon alle genug, und uns bleibt nichts weiter zu antworten als: "Tschüssikowski!"