Paul Lerche hält seinen Führerschein aus dem Jahre 1940 in der Hand. Er will auch mit 100 Jahren das Autofahren nicht aufgeben. Foto: dpa

Er kann nur an Krücken gehen, der 90-Jährige. Doch ans Steuer seines Wagens setzt er sich weiterhin.

Er kann nur noch mühsam an Krücken gehen, der 90-Jährige. Doch Autofahren will er weiterhin. Und so bewegt er sich unsicher, jeden Schritt vorsichtig vor den anderen setzend, unaufhaltsam auf sein Auto zu.

Fahren leichter als Laufen? Das wirft Fragen auf

Auch das Einsteigen bereitet ihm sichtlich Schwierigkeiten. Im Gegensatz zum Laufen scheint das Fahren so problemlos, dass es zur Verwunderung führt.

Und Fragen aufwirft: Wie schnell reagiert der Senior am Steuer, wenn zum Beispiel ein Kind vor ihm auf die Straße springt? Sorgt er für Verkehrsbehinderungen, weil er mit 20 km/h durch den Ort und mit 60 Überland fährt? Kann er den Schulterblick noch machen oder sieht er nur noch mithilfe der Spiegel, was um ihn herum vorgeht? Der tote Winkel wird schließlich häufig unterschätzt.

Altersstarrsinn oder keine andere Wahl?

Keine Frage, das Auto ist das bevorzugte Fortbewegungsmittel des alten Herrn. Er könnte auch Bus oder Zug fahren, das wäre ihm aber sicher zu umständlich. Zudem sind hier im ländlichen Raum die ÖPNV-Anbindungen meist schlecht, viele haben keine andere Wahl als selbst zu fahren. Der Senior könnte sich aber auch von seinen Kindern und Enkeln chauffieren lassen.

Wo fängt der Altersstarrsinn an und ab wann begreifen Senioren, dass sie den Führerschein abgeben und das Auto stehen lassen sollte?

Senioren schreiben keine SMS am Steuer

Und vor allem: Wer darf das beurteilen? Meist beantwortet ein mehr oder weniger schwerer Unfall die Frage. Und die Erkenntnis reift, dass zum Autofahren mehr gehört, als zum Maschinenbedienen. Dass Konzentration, Reaktion und Psychologie dazu gehören.

Andererseits: Einen Senior, der, wie viele jüngere Autofahrer, am Steuer auf dem Handy eine SMS schreibt oder telefoniert, das habe ich noch nie gesehen.