Vor einigen Jahren wurde an der Kläranlage (Bild) ein Klärgas-Blockheizkraftwerk installiert. Foto: Archiv sb

Zu groß, nicht effizient und jetzt auch noch erneuerungsbedürftig – das Klärgas-Blockheizkraftwerk in Schömberg ist ein "Sorgenkind" der Gemeinde. Trotzdem muss sie darin investieren. Und zwar weit mehr als doppelt so viel wie geplant.

Schömberg - Als "Sorgenkind" bezeichnete Bürgermeister Matthias Leyn in der jüngsten Gemeinderatssitzung das Klärgas-Blockheizkraftwerk (BHKW) an der Kläranlage, das erneuert werden muss. Das Ergebnis der erneuten Ausschreibung vertiefte die Sorgenfalten, was das Finanzielle angeht – denn die Preise kennen derzeit nur eine Richtung: nach oben.

Die Vorgeschichte

2004 wurde das BHKW installiert und hat seine technische Nutzungsdauer erreicht. Es war wohl zu groß ausgelegt, was wiederum zu einem hohen Verschleiß in einigen Teilen führte. Die Installationsarbeiten nach der Planung des Ingenieurbüros RBS wave wurden im Mai 2022 beschränkt ausgeschrieben, von vier aufgeforderten Firmen gab nur eine ihr Angebot ab – und das lag mit rund 210 750 Euro brutto mehr als doppelt so hoch wie die Kostenberechnung der Ingenieure von rund 96 800 Euro. RBS wave hat empfohlen, die Ausschreibung aufzuheben und die Arbeiten erneut beschränkt auszuschreiben.

"Das hätten wir besser nicht machen sollen", sagte Bauamtschef Martin Dittler in der Sitzung, "denn zwischenzeitlich ist es noch teurer geworden". Die erneute Ausschreibung, wieder beschränkt, erfolgte im Juli 2022. Von drei eingegangenen Angeboten konnte nur eines gewertet werden und das liegt jetzt bei 222 445 Euro brutto.

Die Empfehlung

"Im Moment gehen die Preise durch die Decke, mit jedem Monat warten wird es teurer", so Dittler zu den aktuell enormen Preissteigerungen. Weil die Erneuerung des BHKW jedoch dringend sein muss, sollte das Angebot angenommen werden, so seine Empfehlung an das Ratsgremium.

"Wir haben die Karte ›Aufhebung‹ ja schon öfter gezogen und sind damit schon ein paar Mal gut gefahren", meldete sich Gerold Kraft (UVW) zu Wort, "diesmal war’s halt ein Schuss in den Ofen". Die Aufhebung sei ja auf Empfehlung von RBS wave geschehen. Er hoffe bloß, dass die Firma in anderen Bereichen geschickter sei wie bei der Blockheizkraftwerksanlage. Die ursprünglich vom Ingenieurbüro ermittelten Kosten seien in den Haushalt aufgenommen worden, entgegnete Bürgermeister Leyn, "aber dann hat halt der andere Wahnsinn angefangen, eigentlich sind wir schon zufrieden mit RBS wave."

Die Kritik

"Schon Ihr Vorvorgänger, Herr Leyn, hat mir damals gesagt, dass das wohl der größte Rohrkrepierer ist, den wir jemals in Schömberg installiert haben", blickte Joachim Zillinger (CDU) zurück. Jetzt müsse aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt werden, wenn die damals installierte Anlage trotz viel zusätzlichem Aufwand nie richtig effektiv und effizient war. Ihm gehe es nicht um 20 000 Euro hin oder her – vielmehr brauche man eine hocheffiziente Anlage, die technisch auf dem neuesten Stand ist und einen erhöhten Wirkungsgrad habe. "Wir wissen, dass wir in der Vergangenheit nicht alles richtig gemacht haben und deshalb würde ich auch, wie es der Kollege gesagt hat, RBS wave daran messen."

Der Beschluss

Mit einstimmigem Beschluss stimmte der Gemeinderat der Vergabe der Installationsarbeiten an die Firma NQ-Service GmbH aus Meinheim zum Brutto-Angebotspreis von 222 445 Euro zu.