Ines Werner, "Roxter" und Grischa Ludwig freuen sich gemeinsam: Sie haben ein Projekt gestartet, das kranken und behinderten Kindern zu einer Reittherapie verhelfen soll. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Preisgelder des "American Quarter Horse" fließen in die Reittherapie / Gemeinsames Projekt von Grischa Ludwig und Ines Werner

Von Christoph Holbein

Bitz. Der eine ist spastisch gelähmt, der andere ist krebskrank: Die beiden Jungen im Alter von fünf und acht Jahren sind in der Reittherapie bei Ines Werner. Das kostet: Fahren, Therapeutin, Pferd. Nicht jeder kann sich das leisten. Damit sehr viele Kinder in den Genuss eines solchen Angebots kommen, hat die 36-Jährige jetzt zusammen mit Grischa Ludwig von Ludwig Quarter Horses – mit Sitz auf dem Schwantelhof in Bitz – ein gemeinsames Projekt gestartet: Das Preisgeld, das der 41-Jährige bei Turnieren mit dem sechsjährigen Hengst "Gwhiz Im Smart", der auf den Namen "Roxter" hört, erreitet, kommt den Kindern zugute, die etwa in Hospiz-Kinderheimen leben, krebskrank sind, bei denen aber das Geld fehlt für eine Reittherapie.

"Roxter", ein "sehr gutes" American Quarter Horse, ist für diesen karitativen Zweck von einem Sponsor zur Verfügung gestellt. Grischa Ludwig reitet den Hengst und präsentiert ihn bei Turnieren. Das Pferd darf für das Projekt auf Lebenszeit im Einsatz sein. Derweil hat die Reittherapeutin einen gemeinnützigen Verein gegründet, unter dessen Ägide das Pferd an den Start geht, – mit dem Namen "Momo & Amy" für eine tiergestützte Therapie.

Alles, was durch Marketing und sportliche Erfolge an Geldern hereinkommt, fließt in den Verein: Dafür verzichten der Besitzer des Pferdes und Ludwig als Reiter jeweils auf die Hälfte des Preisgeldes, die ihnen zustehen würde. Es ist ein gemeinsames Projekt des Vereins und von LQH Ludwig Quarter Horses. Die ersten 500 Euro hat "Roxter" bereits gewonnen – bei einem Turnier vor zwei Wochen, als er einen fünften Platz belegte.

Derzeit befindet sich der Hengst nach einer ausgedehnten Winterpause im Aufbau. Im vergangenen Jahr holte er Gewinne im fünfstelligen Euro-Bereich. So ist sich Ludwig sicher, dass der Hengst in der Lage ist, die "ganz großen Wettbewerbe" zu gewinnen, etwa das Derby, bei dem es auf einen Schlag 10 000 Dollar gibt.

Dabei ist die Marschroute, das Pferd nicht unter Druck zu setzen und auszunutzen: "Wir wollen erreichen, dass dieses Projekt Werbung und Schule macht, dass Spenden fließen und sich Nachahmer finden", sagt Ludwig. In diesem Jahr wird "Roxter" dafür fünf bis sechs Mal im Einsatz sein – beim Reining, einer Disziplin im Westernreiten, die ausschließlich im Galopp geritten wird und von Pferd und Reiter eine vorgeschriebene Aufgabe verlangt, so eine Art Dressur, sprich eine Abfolge von mehreren Manövern.

Wenn der Hengst dabei erfolgreich sein wird, freut es die Kinder, denn so eine Reittherapie ist nicht billig, bedarf eines hohen personellen Aufwands, eines speziellen Sattels, eines Reitplatzes im Winter. Ines Werner betreibt ihre Therapie in Karlsruhe und hat dort einen eigenen Stall. Der Kontakt zu LQH kam zustande, als sie auf dem Schwantelhof ein Pferd kaufte und dort ein Praktikum machte.

Bei ihrem Angebot geht es darum, die Seele zu therapieren: "Die wird immer vergessen", sagt die 36-Jährige. Die Reittherapie wirke sich auf den Gesundheitszustand aus.

So sind die beiden Jungen einen halben Nachmittag bei Ines Werner. Momentan betreut sie 25 Kinder: "Da ist mehr Personal notwendig, die Preisgelder sollen helfen, das zu finanzieren und das Angebot auf solide Füße zu stellen", erläutert Werner, die sechs Therapiepferde besitzt.

Das Interesse von Ludwig an dem Projekt hat auch einen familiären Hintergrund: Sein Vater offerierte ebenfalls therapeutisches Reiten für behinderte Menschen. So hofft er, dass das Projekt funktioniert, wächst und gedeiht und "Roxter" möglichst erfolgreich ist, am besten schon an diesem Wochenende bei einem Turnier am Genfer See.

Der Hengst soll zudem auch in der Therapie mitlaufen: "Für die Kinder ist es ein tolles Gefühl, auf einem Pferd reiten zu dürfen, das ganz vorne auf der Weltrangliste ist", sagt Ines Werner. Im vergangenen Jahr war der Hengst auf Platz drei, gewann fast immer – das Derby war der größte Erfolg – und war damit eines der erfolgreichsten Quarter Horses der Welt.