Das Schlachten von Schafen ist unverzichtbarer Teil des Opferfests – Ali Saglik beherrscht das Handwerk und sorgt dafür, dass die Tiere nicht leiden. Foto: Pahl

Muslime feiern Opferfest. Ein Drittel des Fleisches wird an Bedürftige gespendet.

Bitz - Auf Türkisch heißt es Kurban Bayram, auf Arabisch Eid al-Adha – das Opferfest ist das höchste Fest des Islam. Am Dienstag hat es begonnen; traditionsgemäß mit dem Tieropfer. In Bitz wurden dazu 40 Schafe und zwei Ochsen geschlachtet.

Seit acht Uhr in der Früh sind die Mitarbeiter der Metzgerei Hasen in Bitz im Einsatz. Zwei Ochsen sind bereits geschlachtet und zerlegt; insgesamt drei Stunden hat das gedauert. Doch die Arbeit ist noch lange nicht getan – im Hof warten noch 40 Schafe. Indes ist Ali Saglik, geprüfter Fachmann für Tierschlachtungen beim Opferfest, zuversichtlich, dass man noch heute fertig wird. Das ist bei den Schlachtungen im Rahmen des Opferfestes eher die Ausnahme als die Regel; 42 Tiere sind wenig. "Normalerweise haben wir auch am zweiten Tag noch zu tun."

In der Landmetzgerei Buchner auf dem Tailfinger Neuweiler fällt das Opferfest in diesem Jahr sogar ganz aus. Der Grund: Mangel an Kundschaft. 2018 fällt das Fest in die Sommerferien, und daher nutzen viele in Baden-Württemberg lebende Muslime die Gelegenheit, es mit ihrer Familie in der Türkei zu feiern.

Saglik und die Bitzer Metzgereiangestellten machen sich wieder an die Arbeit. Wie die Ochsen vor ihnen werden nun auch die Schafe eines nach dem anderen in die Schlachthalle geführt und per Elektroschock betäubt. Dann schneidet ihnen Saglik die Kehle durch. Der Elektroschock ist Vorschrift. Schächten, der Kehlschnitt ohne Betäubung, ist in Deutschland grundsätzlich verboten.

Vier Tage – also noch bis Freitag – dauern die Feierlichkeiten

Früher war es vielerorts üblich, das die Käufer der Tiere das Messer selbst führten. Heute geht das in der EU nicht mehr; wer Tiere schlachten will, braucht einen Sachkundenachweis. Saglik hat seinen im Rahmen eines zweitägigen Lehrgangs erworben, den das Amt für Veterinärwesen am Landratsamt Balingen und das Beratungs- und Schulungsinstitut für Tierschutz bei Transport und Schlachtung gemeinsam anbieten.

Noch bis Freitag dauern die viertägigen Feierlichkeiten. Das Opfer geht auf die Geschichte von Abraham zurück, den die Muslime Ibrahim nennen und genau wie die Juden als ihren Ahnherrn verehren. Diesem hatte Gott befohlen, ihm seinen Sohn – im Islam Ismael , nicht Isaak – zu opfern. Erst im letzten Augenblick gebot er Ibrahim Einhalt und trug ihm auf, an Ismaels Stelle ein Lamm zu opfern. Seit fast 1400 Jahren vollziehen die Muslime alljährlich dieses Opfer nach.

Traditionell wird ein Drittel des Fleisches an Bedürftige gespendet, ein weiteres Drittel während des Opferfestes mit Familie und Freunden gegessen und das letzte Drittel aufbewahrt. Das erste Drittel für die Bedürftigen sei das Wichtigste, betont Saglik, in ihm offenbare sich der Sinn von Kurban Bayram. Auch Muslime, die in diesen Tagen kein Tier schlachten, nehmen das Opferfest zum Anlass, Geld für einen guten Zweck zu spenden. Außerdem biete es laut Saglik eine willkommene Gelegenheit, Verwandte und Freunde zu besuchen.

Neben den Bedürftigen profitieren übrigens auch die örtlichen Schäfer vom Opferfest: Grundsätzlich, gibt Metzgermeister Hans-Ulrich Götz zu bedenken, überschreite das Angebot an Lammfleisch nämlich die Nachfrage. Könnten die Schäfer nicht während des Opferfests Schafe verkaufen, wäre der Fleischabsatz noch geringer