Metzger Wolfried Mayer und seine 2007 verstorbene Ehefrau Eva hinter der Verkaufstheke. Die Bisinger Metzgerei wurde jetzt geschlossen. Foto: Wahl Foto: Schwarzwälder-Bote

Metzgerei Mayer gibt es nicht mehr / Nochmals Kundenansturm an letzten Tagen

Bisingen (jw). Eine Ära ist nach 110 Jahren zu Ende gegangen. In dritter Generation geführt, wurde die Metzgerei Mayer in der Eichgasse 1 jetzt geschlossen. Vor und hinter der Ladentheke flossen Tränen.

Die Stammkundschaft wollte es nicht wahrhaben, dass es "ihre Metzge" fortan nicht mehr gibt und sie die Wurst- und Fleischwaren woanders kaufen müssen. Nicht wenige schwörten darauf: "Beim Wolfgang gab's die beste Wurst".

Im Jahr 1902 eröffnete Wolfgang Mayer den Familienbetrieb. 1966 übernahm Wolfried Mayer die Firma von seinem Vater Friederich und führte das Geschäft 46 Jahre lang. Früher gab es in Bisingen drei Metzgereien, den "Schellahannes" (Karl Schell), den "Stifel" und den "Mayer" sowie in Steinhofen den "Herberger", in Thanheim den "Heim" und in Zimmern den "Fecker". Alle diese Metzger haben mittlerweile ihren Handwerksbetrieb aufgegeben.

Erst im vergangenen Monat feierte Wolfried Mayer seinen 80. Geburtstag. Sohn Christoph will die Metzgerei nicht weiter führen. Noch vor knapp einem Jahr fanden Gespräche mit einem Architekten statt. Eine größere Summe sollte in einen Umbau investiert werden. Die Idee hat sich jedoch zerschlagen.

Über die "alten" Zeiten weiß Wolfried Mayer noch viel zu erzählen. In der benachbarten Klingenbachschule lernte er das Rechnen und das Schreiben, bevor er das Metzgerhandwerk erlernte und in die Fußstapfen des Vaters trat. Anfangs war es noch so, dass die Wurst nach Augenmaß geschnitten und über den Ladentisch verkauft wurde. Eine Rote Wurst kostete 20 Pfennig.

Der Metzger musste Schwerstarbeit verrichten. Geschlachtet wurde montags ab 5 Uhr, die Arbeit dauerte bis in die Abendstunden. Auch erinnert er sich daran, dass ganz früher die Schweine noch mit der Axt erschlagen wurden. Von ortsansässigen Bauern kaufte man in früheren Zeiten die Schweine. Zuletzt fuhren er oder sein Sohn ins Balinger Schlachthaus zum Einkaufen. Im eigenen Betrieb wurde weiter gewurstet: vom Leberkäse über den Bierschinken bis hin zu den weissen Bratwürsten. Gute Qualität, Frische und Sauberkeit genossen stets höchste Priorität und waren die beste Werbung.

Die Kommunikation im Laden kam nie zu kurz, für ein Schwätzle nebenher blieb beim Einkauf immer Zeit. An den beiden Abschlusstagen stürmten die Bisinger letztmals die Metzgerei Mayer, drängelten sich vor der Theke. Am Ende war alles ausverkauft, die Auslagen standen leer.