Aus der Redensart "arm wie eine Kirchenmaus" entstand die Fasnetfigur Kirchenmaus. Heute ist die Gruppe aus der Bisinger Fasnet nicht mehr wegzudenken. Fotos: Wahl Foto: Schwarzwälder Bote

Narren: Wolfgang Ott: "Das Kirchenmausjubiläum soll nicht untergehen im Fasnetstrubel" / Jahrestag der Nichthuldiger

Die Bisinger Kirchenmaus, so wie sie von der Abteilung Nichthuldiger und Kirchamäus des TSV Bisingen während der fünften Jahreszeit symbolisiert wird, wird in diesem Jahr 65 Jahr alt. Der Bisinger Wolfgang Ott hat in den vergangenen Wochen und Monaten recherchiert.

Bisingen. Wolfgang Ott selbst ist rund vier Jahrzehnte lang mit den Kirchamäus "d’Stroß na gsprunga", davon ein Großteil als anführende Obermaus. Im Vergleich zu den eher grau gehaltenen Kirchamäus, ist die Obermaus weiß. "Salze", wie Wolfgang Ott von seinen Freunden genannt wird, wertet sich selbst als "Urmaus", da er bereits 1978 der Narrenabteilung beitrat. Daher kennt er die Geschichte von Verein und Zunft auch ganz genau.

Maus im Possenspiel

Der einstige Gründer und Vorsitzende des Heimatvereins, Lukas Haug, habe im Jahr 1953 den Stein ins Rollen gebracht, weiß Ott. Der verfasste damals das Fastnachtsspiel nach der Sage vom Wedelweible. In diesem Possenspiel kommt nämlich die Kirchenmaus mit einem Wildschweinfell und die Kirchenmausgarde als Bürgerwehr vor. Noch dazu ertönt das Kirchenmauslied "Ein Mäuslein auf dem Wege war". Der Bisinger TSV nahm dann 1969 die Idee auf und entwickelte die Figur der Kirchenmaus als Fasnetfigur weiter.

Gummimasken zu Beginn

Sieben Jahre später schickte man, nachdem die Versuche mit Gipsmasken scheiterten, die ersten 25 Kirchenmäuse zur Fasnet mit Plastik- und Gummimasken auf die Straße. Einer der ersten Narren, die als Kirchenmaus den Bisinger Umzug bereicherten, war Adolf Binder, Träger der goldenen Narrenkappe, der im vergangenen Jahr verstorben ist. Auch die Familie Haspel und Siegfried Sickinger waren bereits damals als Mäuse mit dabei.

Abteilung gegründet

1983 folgte dann der Durchbruch: Vom TSV wurde die Abteilung "Nichthuldiger und Kirchamäus" gegründet, die sich bis heute auf runde 220 Mitglieder gemausert hat. Kurz darauf bekamen die Narren dann ihre Holzmasken. Mit auffälligen Kostümen und dem Stupfer in der Hand mischten die Kirchenmäuse fortan beim großen Kirchspiel-Fasnetumzug mit – inzwischen seit 35 Jahren.

Ihre Farben rot und gelb stehen für die Bisinger Farben, die Farbe grün für Wiesen und Wälder und die Farbe braun für die Äcker rund um Bisingen. Vorgeschrieben sind gestrickte Wollstrümpfe mit Ringelmuster, graue Wollhandschuhe und Strohschuhe. Zudem wird der Stupfer oder ein Mausschirm mitgeführt. Ein bis vier Geschellriemen sorgen dafür, dass die Kirchenmäuse schon von weitem hörbar sind. Die Einzelfigur der weißen Obermaus gibt den Ton an. Daran orientieren sich alle anderen Mäuse.

Woher kommt der Name?

Da die Kirchengemeinde arm an Gütern ist, heißen die Bisinger auch "Kirchenmäus", so ist es festgehalten im Heimatbuch von 1953. Eine dazugehörige Geschichte besagt, dass nicht einmal eine Maus im Gotteshaus etwas zu fressen fand; daraus wurde abgeleitet, dass die Gemeinde arm wie eine Kirchenmaus ist. Auch im Bisinger Narrenmarsch "Humor, ihr Bisinger Schwoba" sind die Kirchamäus verewigt.

Ideen für die Fasnet

Geht es nach Wolfgang Ott, so gibt es noch etliche Ideen, wie man die Bisinger Fasnet weiterentwickeln und ausbauen kann. Einige, so sagt er, habe er dem Narrenrat schon unterbreitet. Nur würden ihm dabei Mitstreiter fehlen, bedauert er.

Die Nichthuldiger

Auch die Nichthuldiger haben 2018 einen Jahrestag. Seit 1798 – dem Jahr der Nichthuldigung – tragen die Bisinger den Beinamen Nichthuldiger. Vor genau 90 Jahren, im Jahr 1928, verfassten Xaver und Franz Schellinger das Fasnetsspiel "Die Nichthuldiger".

Das Fasnetsspiel

Laienschauspieler aus den Reihen der Narrenabteilung des TSV haben den Zweiakter 1986 erstmals nach 1928 wieder aufgeführt. Im Jahr 2001 folgte eine weitere Aufführung. Bleibt abzuwarten, ob eine Wiederholung in den nächsten Jahren gelingt. Dann vermutlich mit einigen neuen Schauspielern, denn einige von damals sind bereits verstorben.