Berthold Wohlschieß ist 80 Jahre alt und erinnert sich gerne zurück. Foto: Schwarzwälder Bote

Dorfgeschichte: Elternhaus von Berthold Wohlschieß wurde im Zuge der Dorfsanierung abgebrochen

Lange ist es her, aber von den älteren Leuten noch nicht ganz vergessen. Die Kirchgasse begann abzweigend von der Hauptstraße mit einem Hof, bestehend aus den Wohngebäuden –früher landwirtschaftliche Anwesen.

Bisingen. In seinem 80. Lebensjahr erinnert sich Berthold Wohlschieß noch an den Beginn der ersten Maßnahmen zur Dorfsanierung im Ortskern Bisingens. Das erste Haus an der Einmündung zur Kirchgasse war das "Schneider-Haus", gehörte Robert Schoy; beim nächsten Gebäude handelte es sich um das Elternhaus von Wohlschieß, dahinter wohnten Johann (Johnny) und dessen Gattin Else Mayer.

Während Robert Schoy alters- und krankheitsbedingt verstarb, erstellten die Familien Wohlschieß und Mayer neue Wohnhäuser auf angebotenen Bauplätzen der Gemeinde. Noch bevor der gegenüber stehende "Alte Zoller" (Gasthaus Hohenzollern) sowie einige mehrere Nebengebäude im Jahr 1982 der Spitzharke zum Opfer fielen, wurden am Anfang der Kirchgasse drei Häuser abgebrochen und der bis dahin bestehende Hof aufgelöst.

Grund dafür war, dass damals unter Bauherr Werner Heiss ein größeres Geschäfts- und Wohngebäude in der Kirchgasse 2 geplant und auch genehmigt war, das dann auch gebaut wurde. Weitere Häuser, die in unmittelbarer Nähe, allerdings hinter dem Zoller standen und für den Neubau der Hohenzollernhalle weg mussten, waren: Anwesen von Friedrich Kleinmann (Vorbeter in der Kirche), Albert Hodler, Anton Stauß (Fahrradgeschäft), Emil Hodler, Maria Vogt und Theresia Baur (s’Jule-Haus – Kirchensinzel *1837 t 1928).

Mit ihnen allen verhandelte seinerzeit die Gemeindeverwaltung, damals noch unter Bürgermeister Heinrich Haasis und bot Gelder sowie entsprechende Bauplätze für einen Neubau innerhalb des Ortes an.

Heute bewohnt Berthold Wohlschieß mit seiner Frau Hedwig das damals erstellte Eigenheim im "erweiterten" Altenweg 21. Seiner Aussage nach erstreckte sich einst der Altenweg weiter in die heutige Raichbergstraße. An der Häuserstellung sei dies bis heute ersichtlich.

Mit Bau der Eisenbahn 1874 durch die Ortsmitte wurde die Straße abgeschnitten und geteilt. Vieles aus alten Zeiten ist in seinem Gedächtnis hängen geblieben.

So auch die Zeit, in der er als Ministrant dem Pfarrherrn und der Kirche diente. Nach erfolgter großer Prozession durch den Flecken – an jenen beteiligte sich damals noch der ganze Ort – wurden Ministranten und Musiker vom Mesner ins Gasthaus Zoller auf zwei Glas Bier eingeladen. "Es war eine schöne, andere, unbeschwerte, nicht missliche Zeit", sagt er.

Überhaupt hatte jeder Verein sein eigenes Vereinslokal – es gab ja genügend Wirtshäuser. Innerhalb der Ortsmitte neben dem Zoller war stets etwas geboten. Die Nachbarn bekamen alles mit, was im Saal ablief, so öffentliche Hochzeiten, Kino- und Theatervorführungen – oft schauten Leute durch die Saalfenster, um den Eintritt zu sparen.

Außerdem war es, anders als heute, eher ein Vorteil, nahe der Hauptstraße mitten im Flecken zu wohnen. Das Verkehrsaufkommen hielt sich noch in Grenzen und es war allerhand los – nicht nur an der Fasnet oder bei Vereinsumzügen, zu Jubiläumsfeierlichkeiten und kirchlichen Prozessionen. Inzwischen ist der Lärm an der Hauptstraße so laut geworden, dass manch einem Anwohner inzwischen Bedenken über die Wahl des Wohnorts kommen.