In der Hohenzollernhalle gibt es immer was zu tun. Der neue Hausmeister Emir Alagic hat sich einiges vorgenommen. Foto: Huger Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinde: Reparaturen und Brandschutzbestimmungen sorgen für reichlich Arbeit

Von Robert Huger

Seit November ist Emir Alagic Hausmeister der Hohenzollernhalle. Vorher hatte er einen lukrativen Job bei der Lufthansa. Doch Geld ist für ihn nicht alles. Er schätzt besonders das Leben auf dem Land.

Bisingen. Einige von Emir Alagics Freunden konnten es nicht glauben: "So einen guten Job gibst du auf?", fragten sie ihn. Gerade hatte er seinen Posten als Supervisor bei der Lufthansa aufgegeben. Einfach gekündigt. "Das Leben blieb auf der Strecke", sagt der 39-Jährige. Er habe keine Zeit für die Familie gehabt.

Drei Monate blieb er daraufhin arbeitslos. Dann stieß er auf das Stellenangebot der Gemeinde Bisingen und sah sich zunächst die Gegend an. "Die ist eigentlich wie zu Hause in Bosnien", erzählt Alagic. Nach guten Gesprächen mit den Verantwortlichen aus dem Rathaus bekam er die Hausmeisterstelle - als Vollzeitjob wohlgemerkt.

"Es gibt eine Menge zu tun", sagt Emir Alagic. Sein Morgen beginnt mit einem Rundgang. Er sammelt Müll auf, kontrolliert alle Leitungen und die Lampen. Hinzu kommen kleine Verschönerungsarbeiten und Reparaturen. Eine größere Aufgabe ist es, den Auflagen des Landratsamtes nachzukommen, die erst im November angeordnet wurden. Die beziehen sich vor allem auf den Brandschutz. "Sicherheit hat oberste Priorität", sagt Alagic.

Es geht nicht alles von heute auf morgen

Zum Beispiel muss hinter den oberen Zuschauerrängen ein neues Geländer angebracht werden. Zudem müssen Lüftung und Heizung nach den neuesten Vorschriften voneinander getrennt werden. Für diese und andere Projekte holt der Hausmeister im Moment Angebote ein.

Auf einen Schlag lassen sich diese Arbeiten nicht erledigen. Schnell wird klar, dass man diesen Job mögen muss. "Man muss sagen, ich gehe jetzt da rein und dann wird es gemacht", so Alagic.

In Bosnien hat er selbst bereits zwei Häuser gebaut. Trotz seiner handwerklichen Begabung kann der Neu-Bisinger nicht alles auf Anhieb bewerkstelligen. Doch das gefällt ihm. "Man lernt hier jeden Tag etwas Neues", sagt er.

Abgesehen von der Arbeit hat der 39-Jährige sich auch in der Gemeinde gut eingefunden. Zuletzt wohnte er in einer Großstadt. Er findet es aber schöner, auf dem Land zu leben. "Die Menschen sind hilfsbereiter und freundlicher", sagt Alagic. Zudem seien die Menschen ehrlich und herzlich. Ihn freut vor allem das Miteinander in der Gemeinde. Auch wenn mal etwas schief laufe, würde man miteinander reden und Lösungen finden. Er erhalte dabei viel Unterstützung seitens des Rathauses.

Ein schöner Nebeneffekt der Arbeit sei, dass er bei jedem Konzert dabei sein könne. "Die Halle hat eine schöne Akustik, so dass man es genießen kann", sagt er. Dafür sorgen auch die Musikvereine in der Gegend. "Ich war überrascht, dass es so viele sind", sagt Alagic.

Neben der Musik mag der Hausmeister besonders die Natur. In Bosnien fährt er gerne mal mit dem Motorrad raus und übernachtet mal ein paar Tage im Wald. Da genießt er die Ruhe. "Im Umkreis von 30 bis 40 Kilometer ist dann niemand", erzählt er.

Der Krieg nahm ihm den Glauben an Gott

1993 kam Emir Alagic als Kriegsflüchtling nach Deutschland. Davor war er zwei Jahre Soldat bei der bosnischen Armee. Während dieser Zeit legte er seinen muslimischen Glauben ab. "Ich musste über Leben und Tod entscheiden - nicht Gott", erläutert er. Den Krieg wollte er nicht. Er wollte nur zurück nach Hause, von wo er vertrieben wurde. Sein Haus steht heute auf serbischem Grund und Boden. Die meisten seiner ehemaligen Nachbarn verkauften ihre Häuser.

Die Flüchtlingskrise betrachtet er kritisch. "Ich glaube, es muss ein Umdenken stattfinden", so Alagic. Er glaubt, dass sich die Neuankömmlinge zum Beispiel auf dem Land wohler fühlen würden. Gerade wegen dem engeren Kontakt in kleineren Gemeinden wie Bisingen. Durch die vielen Vereine ließen sich schneller Kontakte knüpfen.

Kurz nach seiner Ankunft in Deutschland machte Emir Alagic eine Ausbildung zum Diplomkaufmann und fand eine Anstellung als Logistiker bei BMW in München, wo er einige Zeit lebte. Da sah er bald keine Herausforderung mehr und wechselte zur Lufthansa. Schließlich führte ihn sein Weg nach Bisingen in die Hohenzollernhalle. Damit ist er nun mehr als zufrieden: "Die Arbeit ist bunt." Und der Terminkalender ist gut gefüllt. Emir Alagic kann sich also auf einige Konzerte freuen.