Waldbegang: Gemeinderäte informieren sich / Die Weißtanne macht sich gut im Gemeindewald

"Hat die Tanne eine Zukunft im Bisinger Gemeindewald?" Mit dieser Frage beschäftigten sich der Bisinger Gemeinderat und die Verwaltung bei ihrem Waldbegang am Samstag.

Bisingen. Forstdirektor Hermann Schmidt und Wilhelm Grundler, der für das Forstrevier Bisingen zuständig ist, erläuterten den Gemeinderäten exemplarisch an drei Standorten die Besonderheiten des Bisinger Gemeindewaldes.

Vor allem ging es um die Zukunft der Weißtanne, mit der der Wald verjüngt werden soll. Forstdirektor Schmidt ging zunächst darauf ein, was den Wald im Allgemeinen negativ beeinflusse. "Durch die Trockenheit ist der Wald in weiten Bereichen bedroht", sagte er. Auch Stürme und der Borkenkäfer-Befall hätten dem Wald in vielen Teilen Deutschlands schwer zugesetzt. Der Bisinger Wald sei jedoch sehr stabil, der Borkenkäfer nur ein geringfügiges Problem. Aber "man merkt einfach jetzt den Klimawandel, den kann keiner wegdiskutieren."

Für Weißtannen seien höhere Temperaturen allerdings kein Problem: Diese Nadelbaumart stamme ohnehin aus dem Mittelmeerraum. Im Boden im Bisinger Gemeindewald könne die Weißtanne gut wurzeln; sie komme mit Halbschatten unter anderen Bäumen gut zurecht. Dass andere Baumarten es nicht so leicht haben, konnte Schmidt prompt aufzeigen: Die Esche im Bisinger Wald ist von einem Pilz befallen. Auch die Wurzeln seien betroffen, wenn man einen der Bäume fälle, würden oft gleich mehrere Eschen mit ihm umkippen. Man hoffe noch darauf, dass ein bis zwei Prozent der Eschen gegen den Pilz resistent sein könnten.

Grundsätzlich schien Schmidt das Thema Pilzbefall aber vergleichsweise entspannt zu sehen: "Da gibt es alle paar Jahre was Neues." Weiter ging der Rundgang in einen alten Fichtenbestand des Waldes. Naturverjüngung sei erst etwa seit den 1980er-Jahren ein Thema, erklärte Hermann Schmidt. Früher habe man hauptsächlich Fichten gepflanzt und diese schnellstmöglich abgeholzt. Damals war der Wald eben noch mehr "Produktionsbetrieb", als er es heute ist. Zwischen diesem Altbestand wurden nun auch Weißtannen zur Verjüngung gepflanzt. Sie müssen aber durch Zäune oder kleine, enge Hüllen vor Verbiss durch Wild geschützt werden. Obwohl die Hüllen – soweit das Auge reichte – die kleinen Bäume ummantelten, musste Forstdirektor Schmidt zugeben, dass die Lösung nicht optimal ist. Die Hüllen würden den Tannen das Licht nehmen.

Was die Jagd von Wild in diesem Bereich des Waldes angeht, wurde Schmidt deutlich: Schonen sei nicht mehr drin. Es müsste noch mehr geschossen werden, damit die Tannen wirklich wachsen könnten. Wie eine geänderte Bejagung der Entwicklung des Waldes helfen kann, zeigte sich im letzten Waldabschnitt, den der Gemeinderat besuchte. Einige Tannen wurden nach dem Pflanzen eingezäunt, andere nicht. Ihr Wachstum ist dennoch gleich. Zum Beschluss des Waldbegangs lobte Schmidt den "Mut, den der Gemeinderat vor acht Jahren hatte", als man sich für die Weißtanne und eine geänderte Bejagung entschieden hatte.

Auch Bürgermeister Roman Waizenegger hob abschließend den Wert und die Wichtigkeit des Waldes hervor. Man müsse an die kommenden Generationen denken. "Wir machen das nicht für uns."