Das untere Foto zeigt eine historische Ansicht des Wessinger Ortsmitte. Fotos: Wahl Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Wessinger verbannen Gewässer nicht unter die Erde / Jubiläums-Bachhockete fällt dieses Jahr wegen Corona aus

Der Bach hatte in der Geschichte des Ortsteils Wessingen schon immer eine besondere Bedeutung. Er sorgte für Badefreuden, später wurde benutzt wie ein Abwasserkanal, Ende der 1980er-Jahre folgt die Renaturierung.

Bisingen-Wessingen. Gerne erinnern sich die Wessinger Bürger zurück an jene Zeiten, als ihre Ortschaft noch eigenständig war und als beliebter Bürgermeister ab 1953 Johann Pflumm amtierte. Bis zur Eingemeindung 1972 war er Bürgermeister und daraufhin noch weitere neun Jahre als Ortsvorsteher tätig.

  Erste Erwähnung Nachhaltig hat er den Ortsteil geprägt und bis heute viele Spuren hinterlassen. Nachweislich wurde die idyllische Gemeinde Wessingen in einer Schenkung des Nagoldgrafen Gerold an das Kloster in St. Gallen am 3. Mai des Jahres 786 erstmals erwähnt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Gemeinde viel älter ist.

Im Jahr 1986 feierten sowohl Wessingen als auch Bisingen mit der Öffentlichkeit die 1200-Jahr Feier. Heute zählt der Ort fast 800 Einwohner. Zusammen mit Bisingen zählt Wessingen zu den ältesten Siedlungen in Hohenzollern. Das Alltagsleben der Vorfahren war geprägt vom Kampf um einen kargen Lebensunterhalt, von Armut und Bescheidenheit. Seuchen oder gar Missernten gingen am Ort nicht spurlos vorüber.

Seit dem Mittelalter ist Wessingen eng mit der Grafschaft Hohenzollern verbunden. Gemeinsam mit Zimmern bildete Wessingen im 16. und 17. Jahrhundert eines der zwölf Ämter der Zollern– grafschaft.

 Bachhockete fällt aus Zum Großteil an Flüssen und Bächen ließen sich die Vorfahren der heutigen Einwohner nieder, und es entstanden Gehöfte und Orte, wo sich das Leben abspielte. Dieses Jahr stand eigentlich Anfang Juli die 30. Wessinger Bachhockete an. Leider ist diese aufgrund der Corona-Krise buchstäblich ins Wasser gefallen. Im Jahr 1991 wurde nämlich die erste Veranstaltung dieser Art in der Gemeinde durchgeführt.

Der damalige Ortsvorsteher Pius Mayer betonte in seiner Einweihungsrede, dass sich die Investitionen vollauf gelohnt hätten.

Im Vorfeld stand nämlich Ortskernsanierung mit integrierter Bachrenaturierung. Das gesamte Dorfbild, das vom Weidenbach mitbestimmt wird, wurde durch diese Maßnahme größtenteils verschönert und verlieh eine gewisse Idylle.   Waschen und baden Vor Jahrzehnten gehörte es zum Alltag, am Bach die schmutzige Wäsche zu waschen und die Kinder verbrachten den größten Teil ihrer Freizeit an dessen Ufern. Letzteres ist bis auf den heutigen Tag geblieben. Außerdem diente das Gewässer in der warmen Jahreszeit zum Baden, denn Schwimmbäder gab’s früher noch nicht.

Später allerdings diente der Bach eher als Müllhalde: Abwässer liefen ungeklärt in den Bach, dieser war die Kanalisation und zahlreiche unliebsame Stoffe und Gegenstände wurden im Bach abgeladen.

  Kanal wird gebaut Um Platzvorteile zu schaffen, wurden vielerorts im Zuge der Ortskernsanierung die Bäche kanalisiert und überdeckt, so auch ein Teilstück in Bisingens Ortsmitte.

In Wessingen kam es nicht so weit, im Gegenteil, die Wessinger waren stolz auf ihren Bachverlauf mitten durch ihren Ort. Gerade heute belebt er mit seinem klaren durchfließenden Gewässer wieder das Ortsbild.

Das Bachwasser diente einst – wie auch heute noch – als Löschwasser für die Feuerwehr, sollte ein Brand ausbrechen.

 Bach wird renaturiert Die Gemeinde Bisingen war es, die mit der Unterstützung des Wasserwirtschaftsamtes von 1988 bis 1991 den Bach renaturierte. Aus der Ortschronik ist zu entnehmen, dass im Jahre 1987 und auch in den vorausgegangenen Jahren in verstärktem Maße mit Hochwassern zu kämpfen war. Wegen daraus entstandener Schäden musste etwas unternommen werden.

Wer heute durch Wessingen fährt, dem sticht das längstens restaurierte Rathaus mit seinem Fachwerkbau und dem Blumenschmuck ins Auge. Sowohl Gebäude als auch Bachverlauf bereichern das Ortsbild und aus dem einstigen armen kleinen Flecken ist schon lange eine schmucke ansehnliche Landgemeinde geworden.