Glasfaser –­ im Grosselfinger Gewerbegebiet fehlt das schnelle Internet noch. Für die Unternehmen eine Katastrophe. Symbolfoto: Kneffel Foto: Schwarzwälder Bote

Internet: Die Leerrohre liegen, Glasfaser fehlt / Grosselfinger Unternehmer verzweifelt / Thema im Rat

An manchen Tagen geht gar nichts. Das Grosselfinger Mechatronik-Unternehmen Thoma fordert seit langem verzweifelt einen besseren Internetanschluss. Die Gemeinde will reagieren und das Thema im Gemeinderat wieder diskutieren.

Grosselfingen. Im Mechatronik-Unternehmen Thoma im Grosselfinger Florianweg geht es geschäftig zu an diesem Morgen. Seit 15 Jahren ist das Unternehmen im Grosselfinger Gewerbebetrieb angesiedelt. Seniorchef Helmuth Thoma hat trotzdem Sorgen. Sorgen, dass sein florierendes Unternehmen abgehängt wird. Grund ist der Standort. "Ich würde nie mehr im Leben hier her ziehen", sagt der Unternehmenschef, denn seinem Betrieb macht eine langsame Internetanbindung zu schaffen.

Im Jahr 2003 zog die Firma Thoma von Rangendingen nach Grosselfingen. "Wir haben damals gepennt", gibt der Firmenchef zu, er habe es als ganz selbstverständlich angesehen, dass man auch am neuen Standort eine ausreichend schnelle Internetverbindung habe. "Kupferkabel waren damals Stand der Technik und das liegt hier eben heute noch", sagt Thoma. Problem sei: "An dem Kupferkabel hängen noch zig andere dran. Stellen sie sich vor sie wohnen im obersten Stockwerk und wollen eine heiße Dusche nehmen, während alle anderen im Haus auch duschen: Da kommt einfach nichts raus!" So sei eben auch das Gebäude der Firma Thoma das letzte einer langen Reihe.

Korrespondenz mit Gemeinde und Anbietern füllt einen dicken Ordner

Deshalb hat Thoma schon im Jahr 2008 Kontakt zur Gemeinde Grosselfingen aufgenommen und seine Internetprobleme geschildert. Viele weitere Briefe folgten über die Jahre. Die komplette Korrespondenz von damals bis heute hat der Unternehmer in einem dicken Ordner gesammelt. Seufzend blättert der Unternehmenschef ihn durch.

"Damals gab es auf unsere Anfrage hin ein Treffen mit KabelBW", berichtet Thoma. Das Unternehmen habe sich interessiert gezeigt, für schnelles Internet zu sorgen, aber es sei fraglich gewesen, wer die Tiefbaukosten von 45 000 Euro übernehmen soll.

"Wir hätten das selber vorfinanzieren müssen", erklärt Thoma. "Wir hätten das auch gemacht, aber halt unter der Bedingungen, dass sich die anderen Unternehmen beteiligen, wenn sie sich ebenfalls an die Leitung anschließen lassen. Da habe die KabelBW aber nicht mitgezogen, "die wollten die Anschlüsse selber verkaufen".

Das war nicht der einzige Versuch von Helmuth Thoma sein Unternehmen ans schnelle Netz anzuschließen. "Was wir alles versucht haben, geht auf keine Kuhhaut", sagt der Unternehmer. Er habe der IHK geschrieben, der Handwerkskammer, dem Landratsamt und sogar den Landtagsabgeordneten, zudem immer wieder der Gemeinde.

Dabei ist Thomas Unternehmen nicht das einzige, das sich das schnelle Internet so sehnlich herbeiwünscht. Auch andere Firmen schlossen sich dem Anliegen an. 19 Unterschriften von Nachbarn aus dem Industriegebiet hatte Thoma auf einer Liste gesammelt und übergeben. "Wir haben der Gemeinde auch immer wieder angeboten, dass wir das Ganze finanzieren. Aber ohne Kompensation geht das nicht", sagt Thoma. Inzwischen liegen zwar Leerrohre bis vor die Tür der Firma, aber kein Anbieter möchte diese Rohre auch mit Glasfaser bestücken.

Das Thema wird im Gemeinderat behandelt werden

Das Thema schnelles Internet beschäftige die Verwaltung derzeit sehr stark, heißt es auf Anfrage des Schwarzwälder Boten bei der Gemeinde Grosselfingen. "Da wir uns in dieser Sache an das Landratsamt Zollernalbkreis geheftet haben, können wir selbst sehr wenig über den Fortschritt sagen", schreibt die Gemeinde.

Dass eine schnelle Datenverbindung wichtig ist, wissen auch die Gemeinderäte. Thomas Haug, Sprecher der Fraktion Bürger für Grosselfingen, nahm das Thema in seiner Haushaltsrede mit auf. Die Glasfaserverlegung im gesamten Ort und "insbesondere im Gewerbegebiet" müsse unbedingt in Angriff genommen werden. Das Gewerbegebiet sollte in diesem Jahr noch versorgt werden, mahnte Haug in seiner Ansprache.

In der nächsten Gemeinderatssitzung will der Gemeinderat nun über das Thema Glasfaser beraten und sich den Sachstand von einem Vertreter des Landratsamts aufzeigen lassen. Die Pressestelle des Landratsamtes bestätigt, dass das Landratsamt Städte und Gemeinden beim Aufbau schneller Internetverbindungen unterstützt und "für jede Gemeinde im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung Ausbauplanungen erstellen lassen" hat. "Diese liegen demnächst vor und beinhalten auch eine Kostenschätzung. Auf Grundlage dieser Daten werden die Gemeinden entsprechend ihren finanziellen Möglichkeiten die Planung in Etappen umsetzen."

An manchen Tagen schickt Helmuth Thoma seine Mitarbeiter heim

Für Unternehmer Helmuth Thoma ist das alles "nur Geschwätz". Er hat resigniert. Eigentlich habe sein Unternehmen schon lange einen mobilen Monteur einführen wollen. Dazu müsste man aber Fotos und Schaltpläne an die Mitarbeiter im Außendienst verschicken können. Doch selbst das einfache Senden von Daten ist oft nicht möglich.

Inzwischen ist das Internet in seinem Betrieb teilweise so langsam, dass Thoma seine Mitarbeiter an manchen Tagen nach Hause schicken muss. "Es geht einfach nix!"