Zum Schutz der Feldlerche wird keine Streuobstbaumallee angelegt. Foto: © phototrip.cz – stock.adobe.com

Nach einem Jahr ist die Gemeinde Oberreichenbach weiter mit der Biotopverbundplanung beschäftigt. Der Prozess gehe stetig weiter, erklärt Bürgermeister Karlheinz Kistner. Die geplante Streuobstallee ist unterdessen geplatzt.

Oberreichenbach - Lange ist es her, dass das Thema "Biotopverbundplanung" in der Gemeinde Oberreichenbach letztmals omnipräsent war. Im Juni 2021, also etwas mehr als ein Jahr zurück, tagte der Oberreichenbacher Gemeinderat im Freien. Zahllose Experten wurden geladen, hielten Vorträge und zeigte viele Entwicklungen direkt in der Natur. Der Sinn der Übung: das Aufstellen einer Biotopverbundplanung.

Damals war Oberreichenbach die erste Kommune in ganz Baden-Württemberg, die das in Angriff genommen hat. Mittlerweile sind schon einige andere gefolgt oder werden folgen. Neubulach hat beispielsweise erst kürzlich beschlossen, sich des Themas anzunehmen.

Jetzt stellt sich aber die Frage, was aus den Zielen in Oberreichenbach geworden ist. Aus der angedachten Streuobstbaumallee erst einmal nichts. "Das wäre toll gewesen, aber wegen der Feldlerche geht das dort nicht", erklärt Bürgermeister Karlheinz Kistner nun auf Anfrage unserer Redaktion. Damit trat das ein, was Artenschützer Michael Koltzenburg schon damals befürchtet hatte: Und zwar, dass die Obstbäume ideale Landeplätze für Raubvögel werden, die sich dann genüsslich am Feldlerchen-Buffet laben könnten. Immerhin hat man an anderer Stelle, bei der Mößackerhütte, bereits Bäume aufgestellt. 42 an der Zahl sollen es werden, im Herbst, so Kistner, sei das aber wohl abgeschlossen.

Grünes Klassenzimmer geplant

Außerdem soll in Würzbach noch ein grünes Klassenzimmer entstehen, obendrein noch ein Obstbaumlehrpfad. Für beides sei jetzt in den vergangenen Tagen die Ware geliefert worden, es kann also demnächst weitergehen. Ein weiterer Punkt ist aber auch die Waldrandgestaltung und die damit einhergende Vernetzung der einzelnen Biotope. Der Landschaftserhaltungsverband (LEV) werde da auf die Besitzer zugehen, um eventuell die Bewirtschaftung der Flächen gewinnbringend zu ändern. "Das sind manchmal Kleinigkeiten, zum Beispiel ob man beim Mähen rechts herum oder links herum fährt", meint Kistner scherzhaft. So einfach sei es natürlich dann auch wieder nicht, dennoch müsse der Aufwand nicht sonderlich riesig sein, um der Natur etwas Gutes zu tun.

Hilfreich bei der Städteplanung

Überhaupt sei das Ganze ja ein "fortlaufender Prozess" und "just for fun", man müsse das ja nicht machen, sondern tue es freiwillig. Das heißt im Umkehrschluss aber auch: "Wenn es für uns passt, ist es fertig." Hilfreich ist eine solche Biotopvernetzung und -analyse eben auch beim Thema Städteplanung. "Mal hat der Städtebau Vorrang, mal der Naturschutz", so Kistner. Und was wo aus welchen Gründen Sinn mache, bekomme man nicht zuletzt mit ebenjener Verbundplanung heraus. Ein weiteres, wenn nicht gar das Hauptziel, ist aber die Vernetzung der einzelnen Biotope. Das muss im Übrigen nicht immer ein Tümpel voller Frösche oder Unken sein, sondern kann auch eine Mähwiese oder Trockenmauer sein.

Kistner finden einen bildlichen Vergleich und fragt: "Was nützt Ihnen eine Oase in der Wüste, wenn Sie auf dem Weg zur nächsten verdursten?" Klar könne man ja an der einen bleiben, aber man wolle ja irgendwann auch weiter. Genauso gehe es den Tieren eben. Deshalb sei auch wichtig, dass die Biotopverbundplanung in ganz Baden-Württemberg stattfinde, findet Kistner. Denn der Weg der Tiere dürfe "nicht an der Gemarkungsgrenze enden. Das Viech will eigentlich weiter." An genau dieser Vernetzung arbeitet Oberreichenbach gerade und kommt damit Schritt für Schritt weiter voran.