Die Firma Vega aus Schiltach beispielsweise bietet ein eigenes Ferienprogramm für Kinder von Beschäftigten an. Foto: Vega/Sum

Nicht immer haben Eltern und Kinder gleichzeitig Ferien. Dann sind Verständnis und Flexibilität beim Arbeitgeber gefordert.

Während die einen frei haben und den Urlaub genießen, haben andere Stress mit der Kinderbetreuung, weil sie arbeiten, aber Schule oder Kita in den Ferien geschlossen sind. Wir haben eine Reihe von Unternehmen aus der Region gefragt, ob und wie sie ihre Beschäftigten dabei unterstützen. Die Antworten zeigen, dass die Betriebe mit unterschiedlichen Strategien für Hilfe sorgen.

Synchronisation

Die Simon-Gruppe in Aichhalden stimmt Urlaub der Beschäftigten und die Schulferienzeit aufeinander ab. „Wir legen den Sommerurlaub in der Firma gezielt in die Periode der Ferien“, berichtet Geschäftsführer Tobias Hilgert. Das bedeutet: Verglichen zum gewöhnlichen Geschäftsbetrieb seien dann „deutlich weniger Mitarbeiter am Standort, um mit der Familie die Ferien verbringen zu können“. Die Produktion wird in den Monaten vor und nach den Ferien „kapazitätstechnisch ausgeglichen“, damit die Kundenbelieferung auch in den Ferien gesichert ist. Zudem kann der Vorgesetzten individuell Homeoffice genehmigen in Bereichen, in denen es betrieblich sinnvoll ist.

Flexibilität und Homeoffice

Das Sulgener Unternehmen Kern-Liebers setzt auf verschiedene Maßnahmen, zum einen über flexible Arbeitszeiten: „Bei uns haben Mitarbeitende die Möglichkeit, ihre Arbeitszeiten im Rahmen der Arbeitszeitregelung und in Absprache mit ihrem Vorgesetzten flexibel zu gestalten. Dies ermöglicht es Eltern und Alleinerziehenden, ihre Arbeitszeit so anzupassen, dass sie die Betreuung ihrer Kinder während der Ferien sicherstellen können“, erläutert Petra Kaiser von der Unternehmenskommunikation der Firmengruppe.

Zudem gibt es Homeoffice-Optionen. „Das bietet insbesondere in den Ferien die Möglichkeit, die Betreuung flexibel zu organisieren und gleichzeitig beruflich aktiv zu bleiben“, führt Kaiser aus.

Ein ähnliche Strategie hat hGears im Brambach eingeschlagen: „Bei hGears Schramberg gibt es keine betriebseigene Kinderbetreuung. Dafür können alle Mitarbeiter auf eine großzügige Gleitzeit- und Urlaubsordnung zurückgreifen. Darüber hinaus bieten wir nach Absprache flexible Homeoffice-Lösungen an“, sagt Werksleiter Markus Munz.

Auch die Firma Glatthaar Keller in Waldmössingen kommt Beschäftigten bei der Ferienplanung möglichst weit entgegen: „ Es gibt keine generelle Betriebsruhe, die Beschäftigten können ihren Urlaub individuell nach ihren persönlichen Präferenzen planen. Voraussetzung ist, dass sie sich intern abstimmen, um die Arbeitsabläufe auch während der Ferienzeit zu gewährleisten“, erklärt Geschäftsführer Reiner Heinzelmann.

Im Bereich Verwaltung gibt es nicht nur während der Ferien die Möglichkeit, teilweise im Homeoffice zu arbeiten. „In der Betonfertigteilproduktion wird in der Ferienzeit von Zwei- auf Einschichtbetrieb umgestellt, damit versetzt Urlaub genommen werden kann. Auch auf den Baustellen werden entsprechende Maßnahmen ergriffen und die Tätigkeiten deutlich reduziert, damit die Arbeit und Kinderbetreuung bestmöglich unter einen Hut gebracht werden kann“, teilt Heinzelmann weiter mit.

Eigenes Ferienprogramm

Einige Firmen gehen über flexible Arbeitszeiten und Homeoffice hinaus und bieten eigene Kinderbetreuung an. „In den Oster-, Pfingst- und Herbstferien bieten wir jeweils eine einwöchige Kinderferienbetreuung der Mitarbeiterkinder im Grundschulalter an. In den Sommerferien greifen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahrungsgemäß lieber auf flexible Arbeitszeitmodelle zurück“, so Silke Villinger, Teamleiterin Empfang/Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Trumpf Laser auf dem Sulgen.

„Flexible Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten sind dort, wo der Aufgabenbereich es zulässt, abgestimmt mit der Führungskraft immer möglich und werden besonders in Ferienzeiten großzügig gehandhabt“, fügt Villinger hinzu. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, einer „bezahlten Freizeitentnahme“ aus einem vorher befüllten Arbeitszeitkonto, wie dem Gleitzeitkonto oder dem sogenannten Trumpf-Familien- und Weiterbildungskonto, um Ferienzeiten zu überbrücken.

In Schiltach organisiert Vega schon seit einigen Jahren ein zweiwöchiges Ferienprogramm für die Kinder der Beschäftigten: Teilnehmen können Sechs- bis Zwölfjährige jeweils eine Woche lang. „Damit wollen wir die Eltern bei der Betreuung in den Sommerferien aktiv unterstützen“, erklärt Personalleiter Timo Hodapp. Das Programm bietet täglich von 8.30 bis 16.30 Uhr viele spannende Aktionen an, teils in der Turn- und Festhalle Schenkenzell, teils bei Ausflügen in der Umgebung. 2023 sind knapp 80 Kinder angemeldet und besuchen zum Beispiel das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof, das Kinderland in Freudenstadt und das Freibad Schiltach/Schenkenzell.

Einsatz von Ferienjobbern

Auch durch den Einsatz von „Ferienjobbern“ ermöglicht es Vega Elternteilen aus allen Unternehmensbereichen, in den Ferien Urlaub zu nehmen. „Mit flexiblen Arbeitszeiten und mobilem Arbeiten sorgen wir dafür, dass Beruf und Familie gut miteinander vereinbart werden können – auch außerhalb der Ferien“, so Hodapp.

Auch die Hansgrohe SE unterstützt ihre Beschäftigten bei der Organisation von individuellen Arbeitsmodellen und -zeiten und das auch für die Kinderbetreuung. „So bieten wir seit vielen Jahren an unseren Standorten in Schiltach und Offenburg während der Oster-, Pfingst- und Sommerferien Betreuungsprogramme für die Kinder unserer Mitarbeitenden an. In Schiltach organisieren wir dies in Kooperation mit der Stadtverwaltung“, berichtet Sandra Richter, Vorständin Personal.

Keine starren Regelungen

Für das mobile Arbeiten hat Hansgrohe grundsätzlich keine fixen Vorgaben und starren Regelungen festgelegt, sondern setzt auf Eigenverantwortung und Vertrauen seiner Beschäftigten: „Entsprechend der persönlichen Situation und den privaten Bedürfnissen schaffen wir Möglichkeiten für individuelle Homeoffice- und Arbeitszeitregelungen. Diese werden in Abstimmung mit der jeweiligen Führungskraft vereinbart. Bei uns entscheiden die Mitarbeitenden gemeinsam im Team wie interne Abläufe und Erreichbarkeit am besten umgesetzt werden“, erläutert Richter. Ziel sei es, die beste Lösung für das Team, den einzelnen, die Kunden und Hansgrohe zu finden, nicht nur während der Ferienzeit, sondern über das gesamte Jahr hinweg.