Topas und Roxanne illusionieren die Besucher im Friedrichsbau Varieté. Foto: StN

100 Minuten voller faszinierender Täuschungen präsentieren Topas, Roxanne und ihr sprechender Mops Edward Gordon Jones bei der Show „Best of Comedy & Illusions“ im Friedrichsbau Varieté.

Stuttgart - Für diesen Trick schmeißt sich der Magier in Stoffhausschuhe, blau-weiß-quergestreiftes T-Shirt und kurze Hosen. Es ist die Nummer vor der Pause, gewidmet seiner Kindheit und den Anfängen des Hokuspokus. Ein gewaltiger Stapel Bauklötze verschwindet vor den fokussierten Blicken, ein Steckenpferd rotiert freischwebend um den Künstler, die Pupillen weiten sich.

Vor Beginn der Show schlägt Topas, hervorragender Illusionist und zumindest ambitionierter Stand-Up-Comedian mit Augenzwinkern, dem Publikum im Friedrichsbau Varieté einen Deal vor: „Ich tu‘ heute so, als ob ich zaubern könnte, und Sie tun so, als ob Sie’s glauben“ – das Gemurmel aus den Reihen klingt wie „Schaumrmal“. Dann erscheint Magierkollegin Roxanne, heute mehr Assistentin, aus dem Nichts. Es folgen rund 100 Minuten faszinierender Täuschungen des gebürtigen Plieningers samt Auftritt des sprechenden Mopses Edward Gordon Jones.

Münzen mit einem Schnips verdoppeln oder Taschenuhren in das Innere einer Glasflasche manövrieren – die Klassiker präsentiert der in den USA zum „Illusionist of the Year 2004“ gekürte Topas mit schlafwandlerischer Sicherheit.

Doch nicht nur staunen, auch schmunzeln soll das Publikum. Das Verschwinden- und Auftauchen-Lassen von Hühnereiern lädt den Sparwitzfreund zu Albernheiten ein, Topas hat vorgesorgt: Jeden seiner selbsternannt-schwachen Wortwitze darf die Technik mit einem Buzzer zensieren. Charmantem Lächeln sei Dank, lacht man über vermeintliche Fehlzünder unter den Flachsraketen: Apple-Produkte bekommen neue Farben, „I-gelb“ und „I-weiß“, aus den Boxen hallt „Eye of the Tiger“ und „Sexy Eyes“.

Ebenso beherrscht Topas das Kunststück, das vielen aus Klassenzimmern und Seminarräumen bekannt ist: Die Sitzenden zu Boden oder ins Nichts schauen lassen – richtig, es werden Freiwillige aus dem Publikum nach oben ins Scheinwerferlicht beordert. Die Auserwählten strahlen zwar nicht gerade vor Freude, aber es trägt einfach ungemein zum kollektiven Kinnladenfall bei. Die Aufgabe: Der Nachbar hält sich die flache Hand auf die Schädeldecke, der andere hebt diese am Handgelenk nach oben _ vor Topas‘ mysteriöser Kraftübertragung klappt das ganz gut. Aber: Nach dessen Wirken, scheinen Handfläche und Haaransatz jeglichem Kraftaufwand zum Trotz untrennbar miteinander verwachsen.

Ja, es wird gezweifelt. In der Pause erhofft man sich Antworten, erkundigt sich bei den kurzfristigen Protagonisten: „Ich kann’s mir auch nicht erklären“ – Schade. Aber auch gut so. Topas und Roxanne zeigen nämlich, warum die Show so schön, die Desillusion oft enttäuschend sein kann. In Anlehnung an den maskierten Magier, der im Fernsehen die beeindruckenden Tricks und damit seine Zunft verrät, offenbaren die beiden den Hohlraum unter einem Podest – die Verblüffung scheint dahin. Da versteckt sich Roxanne, wenn Topas sie angeblich in Parallelwelten transferiert? Ein Raunen, ein Seufzen fährt durchs Publikum, es ist der stärkste Moment der Show, eine Lehre: wir wollen uns verzaubern lassen – Unwirklichkeit, komm wieder! Dann fliegt ein Leintuch auf die Bühne, Topas verschwindet darunter. Ein schrilles Pfeifen auf sechs Uhr, die Hälse vollführen einen Drehung – da steht der Zauberer mit Trillerpfeife im Mund auf der anderen Seite des Saals. So viel zum Hohlraum. Der eingangs vorgeschlagene Deal hätte nicht unterbreitet werden müssen.

Topas und Roxanne: „Best of Comedy & Illusions“ bis 14. Juli im Friedrichsbau Varieté (Mi bis Sa 20 Uhr, So 18 Uhr); Tickets gibt es unter: 0711 / 225 70 70