Ein Werkzeug zum Töten: Burkhard Freiherr von Ow-Wachendorf zeigt ein Richtschwert. Foto: Marzell Steinmetz

Burkhard Freiherr von Ow-Wachendorf gab bei einer Führung auf Schloss Weitenburg Einblicke in die 900-jährige Schloss- und Familiengeschichte. Dabei ging es um den 30-jährigen Krieg, einen besonderen Fund im Museum und Hinrichtungen.

Rund 60 Interessierte, wesentlich mehr als erwartet – kamen zur Führung. Burkhard von Ow zeigte vor dem Schlosstor auf den Turm: Dieser wurde 1578 errichtet, um das Archiv unterzubringen. Gebaut wurde das Schloss – ein Steinhaus mit zwei Etagen – aber schon viel früher, bereits im 12. Jahrhundert. Die Steine kamen wohl von einer abgerissenen Burg weiter nördlich. Um 1550 wurde das Schloss im Renaissancestil umgebaut und später immer wieder erweitert. So wurde das dritte Stockwerk erst im 18. Jahrhundert daraufgesetzt.

Die in den Reichsfreiherrenstand mit eigener Gerichtsbarkeit erhobene Wachendorfer Herrschaft blieb selbstständig bis zum Jahr 1805, als Napoleon das kleine Herzogtum Württemberg zum Königreich beförderte. Am 12. Dezember jenes Jahres nagelten Soldaten das württembergische Wappen ans Schlosstor. „Das war für unsere Familie eine Zeitenwende. Die freie Reichsritterschaft war zu Ende“, erzählte der Baron.

30-jähriger Krieg bereitet Blütezeit ein Ende

Die Renaissance sei eine Blütezeit gewesen. 1618 brach allerdings der 30-jährige Krieg aus, durch den ganze Landschaften verwüstet und entvölkert wurden. Die Freiherren von Ow mussten sich, was nicht einfach war, zwischen den verfeindeten Katholiken und Protestanten „durchlavieren“, also bestehende Vorteile geschickt nutzen, um durchzukommen.

Es sei ihnen nichts passiert, aber mit Blick auf diesen verheerenden Krieg sei 1666 das stattliche Reiterhaus neben dem Schloss gebaut worden. Es enthielt nicht nur Stallungen, sondern auch Quartiere für Soldaten. Genutzt wurde es jedoch hauptsächlich landwirtschaftlich. Der heutige Schlossherr hat es zwischen 2012 und 2017 zu einem Veranstaltungssaal umgebaut. Unter anderem fanden darin Konzerte der Horber Musiktage statt.

Dann ging es rein ins Schloss: Im Eingangsbereich hängen zwei große Pferdebilder. Der Maler hat auf dem einen Bild, ganz unten, auch das Schloss Wachendorf und auf dem anderen das Gut Neuhaus mit Bierlingen gemalt. Das seien die ältesten Ansichten der beiden Ortschaften.

Museum zeigt Zeugnisse verschiedener Kulturen

Der Sammlerleidenschaft von Burkhard von Ows Urgroßvater ist es zu verdanken, dass das Wachendorfer Schloss ein privates Museum hat. Gezeigt werden in Vitrinen Ausstellungsstücke von der Jungsteinzeit bis zur Bronze- und Eisenzeit, von den Alemannen und aus dem späten Mittelalter. Es gibt Funde einer römischen Villa, die auf einem Acker bei Neuhaus ausgegraben wurden.

Eine Rarität ist der „keltische Eber“ - eine Besonderheit deswegen, weil in dieser Gegend keine Kelten gesiedelt hatten. In der ehemaligen Kutscherkammer werden verzierte Prunkgewehre ausgestellt.

Richtschwert, Galgenleiter und Folterwerkzeuge

Burkhard von Ow nahm ein Schwert in die Hand und prüfte die immer noch scharfe Klinge. Damit habe der Henker „Köpfe abgeschlagen“. Ein solches Richtschwert befand sich in Haigerloch. An der Ecke lehnt eine originale Galgenleiter. Wenn das Seil um den Hals des Delinquenten lag, stieß der Henker die Leiter mit dem Fuß weg. Auch diverse Folterwerkzeuge an der Wand zeugen von der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit.

Zuletzt ging es in die Bibliothek und das Turmzimmer. Dort hat ein Rottenburger Maler 1898 die Geschichte des „Armen Heinrichs“ bildlich an der Wand dargestellt, der berühmtesten Dichtung des Minnesängers Hartmann von Aue. Er lebte um 1100 und stammte möglicherweise auch aus Obernau. Nur ist das strittig: „Wir gehen aber davon aus, dass Hartmann von Aue ein Mitglied unserer Familie war“, meinte von Ow.