Marco Iantorno (links) mit dem ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Knut Kircher, der die Promi-Spiele pfeift. Foto: Privat

Da rollt was Großes auf Loßburg zu: Zum "Benefiz-Event" der Spielgemeinschaft Loßburg-Wittendorf-Lombach am Samstag, 17. Juli, haben sich mittlerweile mehr als 40 ehemalige Fußball-Profis und weitere Prominente angemeldet.

Loßburg - Marco Iantorno ist guter Dinge: "Läuft gut, wir sind auf dem Weg." Die Corona-Inzidenz im Kreis Freudenstadt sinkt beständig. Dafür geht fast täglich ein weiteres Paket bei ihm ein. Inhalt: Fußball-Trikots von berühmten Spielern oder großen Vereinen. Sie sind für die Versteigerung bestimmt, die in sozialen Netzwerken längst begonnen hat. Der Erlös geht direkt und zu 100 Prozent an die "Charity für Marcel und Benny", zwei unheilbar kranke Jugendliche (Info), sagt Iantorno. Er ist Jugendleiter der Spielvereinigung Loßburg. Zusammen mit Harald Kläger, Inhaber der Gaststätte "Speckwirt" am Freudenstädter Marktplatz, stellt er die große Hilfsaktion auf die Beine. "Harald ist der Kopf der ganzen Geschichte, ich so etwas wie der Körper", sagt Iantorno zur Rollenverteilung.

Lauter große Namen

Spielkleidung, deren Träger große Namen haben, ist in Loßburg schon angekommen: Franz Beckenbauer, Thomas Helmer, Julian Draxler – allesamt von aktuellen oder ehemaligen Bundesliga-Profis, Nationalspielern, Weltmeistern. Borussia Dortmund hat ein Trikot mit den Autogrammen aller Spieler in den Schwarzwald geschickt. Jürgen "Kloppo" Klopp, Trainer des FC Liverpool und aufgewachsen im Nachbarort Glatten, hat Trikot und ein Paar seiner Turnschuhe geschickt. Zwischen 150 und 300 Euro brächten die Spielhemden im Schnitt ein, so Iantorno.

Trikots mit Seriennummern

Für den Dress von Dortmund seien 370 Euro geflossen. Bislang den höchsten Preis hätten Handschuhe von Torwart-Titan Oliver Kahn gebracht: 450 Euro. Dass die Sportkleidung echt ist, daran gebe es keinen Zweifel. "Jedes Trikot hat eine Seriennummer. Man kann genau sagen, wer es bei welchem Spiel getragen hat", so der Organisator. Aber auch die beiden Promi-Mannschaften, die gegen den Ball treten, sind üppig bestückt – Dank der Hilfe und Kontakte von Thomas Helmer (FC Bayern München): Uli Borowka (Borussia Mönchengladbach), Hansi Müller und Guido Buchwald (VfB Stuttgart), Stefan Minkwitz (Stuttgarter Kickers, Fortuna Düsseldorf, Nationalspieler der DDR) und Ralf Kohl (SC Freiburg) sind dabei, neben vielen anderen. Außerdem spielt der Comedian Matze Knop, bekannt für seine Parodien auf Beckenbauer oder Jogi Löw. Als Gast mit dabei ist Britta Assauer, Witwe von Schalke-Legende Rudi Assauer. Knut Kircher, ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter aus Rottenburg, pfeift die Spiele. "Sie kommen durch die Bank alle kostenlos", sagt der Organisator. Außerdem gebe es stille Unterstützung weiterer Promis, die nicht öffentlich genannt werden wollten. "Wir haben viele angefragt, und es hat keiner gesagt: Nein, da mache ich nicht mit", so Iantorno.

Programm für die Kinder

Das "Fußballfest für Jung und Alt" hat aber noch mehr zu bieten. Für Kinder ab sechs Jahren gibt es morgens von 10.30 bis 12.30 Uhr ein Schnuppertraining mit der Fußballschule "Heldenkicker", danach öffnet der Fußball-Parcours der Fußballschule Freudenstadt. Um 15 Uhr wird ein Spiel der U19 der TSG Balingen gegen eine Auswahl der Spielgemeinschaft Loßburg angepfiffen. Den Promi-Mannschaften stellen sich laut Veranstalter in einer Art kleinem Turnier eine Schwarzwald-Auswahl mit Spielern aus Loßburg, Freudenstadt, Wittendorf, Glatten und Lombach, verstärkt um vier Fußballerinnen des SV Musbach.

Service-Clubs packen an

Für das große Fest hat die Spielgemeinschaft weitere Unterstützung bekommen. Bürgermeister Christoph Enderle, gleichzeitig Schirmherr der Veranstaltung, kommt mit einer Helfer-Mannschaft der Loßburg-Info. Der Rotary-Club Freudenstadt und der Lions Club Freudenstadt machen gemeinsame Sache und schicken jeweils rund ein Dutzend Mitglieder. Die beiden Service-Clubs übernehmen die Bewirtung abends im Partyzelt zur Feier für die Vip-Gäste. Auch der Erlös dieser Feier gehe vollständig an die Familie Fritschi.

Darüber hinaus gibt es eine Tombola. Wer mindestens fünf Euro auf das Spendenkonto der Familie Fritschi überweist, nimmt automatisch teil, sagt Iantorno. 100 Gewinne seien gespendet worden, als Hauptpreis winke ein Urlaubswochenende in einem Luxushotel in Österreich. Viele vergleichsweise kleine Beträge, die am Ende einen dicken Batzen für Bedürftige ergeben, das ist für Marco Iantorno das Prinzip. "Die Leute kaufen sich teure Klamotten. Hier kann man mit wenig Geld vom Einzelnen viel erreichen."

Für alle Fälle "Plan B"

Wenngleich die Veranstalter einen "Plan B" für den Fall haben, dass größere Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie wieder abgeblasen werden, hofft Iantorno auf stabile oder gar sinkende Inzidenzzahlen. "Stand heute dürfen 700 Leute auf den Sportplatz Loßburg kommen. Vielleicht dürfen es bis dahin ja noch mehr sein." Es seien ja noch vier Wochen bis zum Fest. "Schon jetzt sind viele Leute gegen Corona geimpft. Bis dahin werden es noch mehr sein. Hoffen wir, dass die Infektionszahlen nicht mehr nach oben schießen."

Info: Marcel und Benny Fritschi

Marcel (19 Jahre) und Benny (17) Fritschi kommen aus Gütenbach bei Furtwangen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Brüder leiden an der unheilbaren Krankheit Duchenne-Muskeldystrophie. Die Krankheit resultiert aus einem defekten X-Chromosom und tritt vorwiegend bei Jungen auf. Kinder mit Duchenne-Muskeldystrophie verlieren fortschreitend Muskelgewebe und sind in ihrer motorischen Entwicklung stark eingeschränkt. Betroffene müssen in der Regel im frühen Jugendalter in den Rollstuhl. Die Lebenserwartung liegt bei etwa 30 Jahren. "Die Kinder sollen die Zeit, die sie haben, genießen", meint Vater Fritschi. Vieles von dem, was sie an Medikamenten und Hilfsmitteln benötigen, wird nicht von der Krankenkasse übernommen. Der gesamte Erlös der Aktion fließt zu 100 Prozent an "Charity für Marcel und Benny", so die Veranstalter. Das Geld soll unter anderem für Zuzahlungen bei Medikamenten und weiteren Hilfsmitteln wie Atem- oder Physiotherapie, aber auch für alternative Therapiemethoden und Klimawechsel sowie für ein Notstromaggregat zur Absicherung der Beatmungsgeräte und Sauerstoffkonzentration bei Stromausfall eingesetzt werden.