Dieter Albrecht reagiert mit Sarkasmus auf die Begründung im amtlichen Bescheid. Foto: Reimer

Der Traum vom Auto-Speed-Dating in Zimmern ist geplatzt. Vorerst zumindest. Die untere Gesundheitsbehörde im Landratsamt erteilt keine Sondergenehmigung. Doch der Veranstalter hält an seinen Plänen fest.

Zimmern o. R. - "Das ist hanebüchener Blödsinn", sagt Dieter Albrecht zur Begründung der Behörde. Albrecht plante in Zimmern ein Auto-Speed-Dating, bei dem sich Singles im Vorbeifahren kennen lernen können. Die Corona-Verordnung verbietet allerdings Veranstaltungen dieser Art. Deswegen hatte er eine Sondergenehmigung beantragt. Doch das Landratsamt erteilte ihm eine Absage.

Da der Sinn des Events die Kontaktaufnahme zu anderen Personen ist, sei das Auto-Speed-Dating "aus epidemiologischer Sicht unvertretbar", so die Behörde. Vorgesehen war, dass die Teilnehmer vier Minuten lang bei heruntergelassenem Fenster miteinander reden, um sich kennen zu lernen.

Entscheidender Unterschied zum Autokino

Doch obwohl dabei Abstand eingehalten wird, die Teilnehmer Masken tragen und die Veranstaltung im Freien stattfindet, bestünde hier laut Landratsamt dennoch die Möglichkeit einer Ansteckung. Das sei auch der entscheidende Unterschied zum Besuch im Autokino. Dort bleiben die Fenster oben, es kommt zu keinen Kontakten.

Albrecht argumentierte, dass Menschen in diesen Zeiten vermehrt unter Einsamkeit und Depressionen litten. Dem widersprach das Landratsamt nicht, doch wiege der Schutz der Bevölkerung vor der Pandemie hier schwerer, weshalb die Behörde sich gegen die Erteilung einer Sondergenehmigung entschied.

Angesichts dieser Begründung kann sich Albrecht etwas Sarkasmus nicht verkneifen. "Das ist natürlich sehr gefährlich, wenn sich zwei Menschen kennen lernen und dann später noch mal treffen, weil sie verliebt sind."

"Gefahr lauert nicht im Freien"

Nicht jeder Teilnehmer würde einen Partner finden. Am Ende würden sich vermutlich eine Hand voll Paare finden. Die könnten sich bei späteren Treffen unter Umständen anstecken, das hätte aber seiner Meinung nach keine große Auswirkung auf das Infektionsgeschehen.

Dem Argument, dass es bei dem vierminütigen Gespräch zu einer Ansteckung kommen könnte, widerspricht er ebenfalls. Aerosolforscher hätten bereits darauf hingewiesen, dass die Gefahr drinnen lauere, nicht im Freien. Er weist zudem auf das Drive-InImpfen und -Testen hin: "Das ist im Prinzip auch Auto-Speed-Dating, nur dass sich da vermutlich keiner verliebt."

Auch wenn er die Argumentation nicht nachvollziehen kann, die Entscheidung der Behörde nimmt er erstmal so hin. Widerspruch will er allerdings gegen die Gebühr von 102 Euro einlegen. Er habe in den vergangenen Wochen mehrere Anfragen und Anträge an die Behörde gestellt. Lange habe er keine befriedigende Antwort erhalten. Eine inhaltliche Begründung, warum es für das Auto-Speed-Dating keine Sondergenehmigung gibt, las er zuerst im Schwarzwälder Boten, sagt Albrecht. Erst später bekam er den amtlichen Bescheid.

Albrecht selbst kam die Idee zum Auto-Speed-Dating, weil er selbst auf Partnersuche war und bemerkte, wie schwer es ist, sich in Corona-Zeiten zu einem Treffen zu verabreden. Inzwischen hat er eine Partnerin gefunden, dank Online-Datingportal. "Das kann mir das Landratsamt nicht verbieten", sagt er und lacht.

"Ich kann mich nun umso mehr um die Organisation kümmern", denn im September will er das Auto-Speed-Dating doch noch umsetzen, sofern es die Infektionslage zulässt. Viele Menschen seien von der Idee begeistert gewesen und hätten ihr Interesse bekundet, auch außerhalb von Corona-Zeiten an so einer Veranstaltung teilzunehmen. "Das Auto-Speed-Dating erfolgt dann nicht mehr aus der Not heraus. Es ist stattdessen ein Neustart nach Corona", hofft Albrecht.