Stützbalken an der Decke, Flatterband: Der Eingangsbereich der Balinger Mediothek erinnert derzeit eher an eine Baustelle. Foto: Dick

Die Balinger Stadtbücherei ist in die Jahre gekommen – und im Gebäude gibt es zahlreiche Baustellen. Wie viele, wird bei einem Rundgang deutlich.

Balingen - Stadtrat Wolfgang Hallabrin (Freie Wähler), der sich unlängst zusammen mit seinem Fraktionskollegen Markus Wochner ein Bild von der Einrichtung gemacht hatte, prangerte im Technischen Ausschuss des Gemeinderats die vielen offensichtlichen Mängel an. Das fange schon im Eingangsbereich an, so Hallabrin, wo sich ein Teil der Deckenverkleidung gelöst habe und nach unten gebrochen sei. In der Decke seien Risse festgestellt worden, der Bereich musste abgestützt werden. "Ist die Mediothek etwa einsturzgefährdet?", fragte Hallabrin.

"Sofortmaßnahme" im Eingangsbereich

Ist sie nicht, beruhigte Oberbürgermeister Helmut Reitemann, das habe die Prüfung durch einen Statiker ergeben. Tatsächlich aber habe man die Decke abstützen müssen, es handele sich um eine "Sofortmaßnahme".

Der Eingangsbereich ist derweil nur eine von zahlreichen Stellen, an denen man sieht, dass die Mediothek in einem, wie es Hallabrin nannte, "desolaten Zustand" ist. So ist etwa der Teppichboden an einigen Stellen stark abgenutzt und müsste "dringend erneuert werden". Gleiches gelte für die Beleuchtung, diese sei "mangelhaft".

Kellerasseln im Kinderbereich

Besonders marode ist der Bodenbelag im Untergeschoss, dem Kinderbereich: Dort sei es grundsätzlich feucht, es rieche modrig, dort wuseln manchmal Kellerasseln umher. Ein Laminatboden wäre dort angebracht, so Hallabrin: pflegeleicht und deutlich hygienischer.

Eine weitere Baustelle: der Notausgang im Erdgeschoss. Die Treppe dort sei teilweise weggebrochen, es handele sich um eine Stolperfalle, das müsse, so Hallabrin, dringend repariert werden.

"Zentimeterdick" Taubenkot

Ein besonderes Ärgernis besteht laut Hallabrin aufgrund des Taubenschlags im Dachgeschoss. Die Tiere verursachen dort jede Menge Dreck, die Kotschicht sei "zentimeterdick". Taubenkot finde sich zudem auf sämtlichen Fenstern sowie den Rollladenkästen auf der Giebelseite, außerdem in den Lichtschächten sowie auf dem Bodenpflaster.

Die in der Mediothek ansässigen Tauben, führte Hallabrin weiter aus, badeten zudem gerne das Wasserspiel auf dem Hinteren Kirchplatz, besonders am frühen Morgen, wenn dort noch nicht viele Menschen unterwegs seien. Nachmittags halten sich dort dann gerne Familien mit Kindern auf – in einem Bereich, der davor von den Tauben verunreinigt worden sei. Hallabrins Forderung: "Der Taubenschlag gehört entfernt!"

Insgesamt sei das Gebäude in einem "desolaten Zustand", so Hallabrin. Angesichts der Beliebtheit der Einrichtung mit monatlich mehreren tausend Besuchern jeden Alters aus allen Stadtteilen solle man sich dringend Gedanken machen über eine Sanierung – oder aber über einen "zeitgemäßen Neubau".

Sanierung oder Neubau?

OB Reitemann sagte, dass die Mediothek angesichts wegen anderer Vorhaben – etwa dem Ausbau der Kleinkindbetreuung – bisher "nicht im Fokus" gestanden habe. Klar sei, dass etwas getan werden müsse, damit die Einrichtung "wieder ordentlich aussieht".

Ob es mit einer Sanierung getan sei oder ob ein Neubau die bessere Lösung sei, werde man nun intern prüfen; dem Gemeinderat sollen dazu demnächst Zahlen vorgelegt werden. Reitemann erinnerte daran, dass über einen Neubau vor rund zehn Jahren schon einmal gesprochen worden sei. Die Kosten damals seien mit rund 2,5 Millionen Euro taxiert worden. Aktuell würde so ein Vorhaben wohl deutlich teurer werden.