Bürgermeister Christian Ruf (von links), Fachbereichsleiter Lothar Huber und Oberbürgermeister Ralf Broß haben bei der Baustellentour auch im Bus immer wieder Informationen parat. Foto: Nädele

Einblicke, Ausblicke, Rückblicke – die jährliche Baustellentour des Gemeinderats Rottweil hat in der Regel viel zu bieten. Aber geht es wirklich um den Fortschritt der DHG-Sanierung oder wie gelungenen der Kindergarten-Neubau ist?

Rottweil - Es herrscht so etwas wie Klassenfahrt-Stimmung. Und das nicht nur weil CDU-Stadtrat Rasmus Reinhardt beim Aufbruch scherzt, ob man für den ersten Fußweg immer zu zweit, quasi mit dem Nebensitzer, laufen soll.

Auch später im Bus auf der Strecke zwischen zwei Besichtigungsstopps bestimmt die Freude, sich nach der Sommer-Sitzungspause wieder zu sehen, die Atmosphäre. Da zeigt man sich am Smartphone gegenseitig Bilder vom Urlaub und vom Nachwuchs. Spätestens als dann noch Getränke und Bäckertüten die Runde machen, fühlt sich Michael Gerlich (FDP) endgültig an einen Schulausflug erinnert. Und Klassenfahrt-typisch gab es beim Wechsel vom Schulcampus auf die Spitalhöhe ein paar Nachzügler, die den Bus verpasst haben.

Das war am Mittwochabend durchaus passend angesichts von zwei Stationen auf dem Schulcampus und in der ehemaligen Edith-Stein-Schule oder auch im Kindergarten auf der Spitalhöhe. Die Stadträte sollen sich vor Ort ein Bild machen können, wie sich Projekte entwickeln, die das Jahr über immer wieder Sitzungen bestimmen.

Die Sanierungsarbeiten im Droste-Hülshoff-Gymnasium (DHG) sind so ein Thema. Diskussionen über Bauabschnitte, Fristen, Zuschüsse vermitteln eben keine Idee davon, wie es sich in einem der gerichteten Klassenzimmer sitzt. Vor Ort lässt sich auch besser vermitteln, was bei der Standortentscheidung für den Neubau der ABG-Halle zu berücksichtigen sein wird. Und mitten im künftigen Krippenbereich in den Räumen der ehemaligen Edith-Stein-Schule rücken vielleicht auch die Hiobsbotschaften über die Kostenentwicklung der Umbau-Maßnahme in ein anderes Licht.

Große Aufgaben

Überhaupt geht es – so gar nicht Klassenfahrt-mäßig – zumeist um Finanzen. Die Stadtverwaltung weiß die Baustellentour zu nutzen, um Anmerkungen und Hinweise zu platzieren. Immer wieder hören die Gremiumsmitglieder so am Mittwoch die Ankündigung, was im Rahmen der Haushaltsplanberatung anstehen wird. Mehrkosten für die Arbeiten am DHG sind so etwa zu erwarten. Zudem hinke die Maßnahme auch dem Zeitplan hinterher.

Das Potenzial, die allgemeine Wiedersehensfreude zu trüben, hatte zudem mancher Ausblick – etwa auf den notwendigen Umbau für den Kindergartenbetrieb in der Edith-Stein-Schule, wenn dort die Achert-Schule das Ausweichquartier wieder verlässt. Die Räte sollten nicht überrascht sein, warnte Bürgermeister Christian Ruf, wenn die kalkulierten Kosten siebenstellig ausfallen.

Oder beim mittelfristig geplanten Neubau für die ABG-Halle. Da merkte Fachbereichsleiter Lothar Huber an, dass statt der bislang veranschlagten 3,5 Millionen Euro in der Finanzplanung eher 5,2 Millionen realistischer wären.

Wie die Gelder angelegt werden, verdeutlichte der Blick in den Kindergarten auf der Spitalhöhe. Nicht nur die Willkommenswimpel erhellten dort die Gemüter. Die Stadträte nickten allenthalben anerkennend, was da entstanden ist und noch vollendet wird. Mancher fragte sich indes, ob es mit Blick auf die finanzielle Situation der Stadt nicht zwei Nummern einfacher getan hätte und ob Rottweil nicht mal ein Waldkindergarten gut stehen würde.

Ähnlich fiel die Reaktion im Neckartal an der Brücke bei der Spittelmühle aus. Deren Gewichtsgrenzen, so ließ sich Gerhard Aden (FDP) überzeugen, machen allerdings durchaus Sinn.

In vier Wochen

Übrigens: Bis in vier Wochen dürfte das Bauwerk im Neckartal wieder befahren werden können. Es bleibt indes vorübergehend, denn weitere Brücken stehen auf der Aufgabenliste der Stadt Rottweil. Noch diesen Monat, kündigte Oberbürgermeister Ralf Broß an, werde es im Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss einen aktualisierten Zustandsbericht geben – mit Auswirkungen auf das abzuarbeitende Brückenbauprogramm.

Sinnvoll eingestreut sorgte die Verwaltung für wissenswerte Zusatzinformationen. Wie zufällig stand im DHG-Flur ein Luftfilter. 17 solcher Schränke sind am Mittwoch geliefert worden und wurden dann am Donnerstag an die verschiedenen Schulen und Kindergärten verteilt. In der ehemaligen Edith-Stein-Schule wartete im neuen Raum der Stadtkapelle Ralf Stölzl auf die Räte, um die Zufriedenheit über die gefundene Bleibe mitzuteilen. Die Tour hatte also ein vielseitiges Programm, bot Gelegenheiten für Fragen und Antworten wie auch für Vorwarnungen.