Auf dem hinteren Parkplatz der Firma Baumer plant Alexander Binefeld ein Mehrfamilienhaus. Doch die Stadt scheint ihm mit der Änderungssperre einen Strich durch die Rechnung zu machen. Foto: Kratt

Das ehemalige Baumer-Firmengebäude ist bekannterweise verkauft. Während der neue Eigentümer auf dem Areal eine Wohnbebauung plant, beharrt die Stadt auf einer gewerblichen Nutzung – und schlägt gleichzeitig eine Alternative für neue Wohnungen vor.

VS-Schwenningen - Erst vor rund zwei Wochen hatte der Trossinger Immobilienfachmann Alexander Binefeld, der neue Teileigentümer der Immobilie zwischen Dauchinger und Schopfelenstraße, im Gespräch mit unserer Redaktion sein Interesse an einer Wohnbebauung auf dem Areal bekundet. Gleichzeitig hatte er aber auch angedeutet, dass die Stadt eine ausschließlich gewerbliche Weiternutzung vorsieht.

Thema im Gemeinderat am 18. Mai

Genau mit dieser Problematik wird sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch, 18. Mai, befassen. Laut Vorlage der Verwaltung wurde bereits im April für einen Teilbereich des Geländes, nämlich der ehemalige hintere Stellplatz, ein Bauantrag für ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohneinheiten sowie Tiefgarage gestellt – allerdings mit unvollständigen Unterlagen. "Mit dieser Umnutzung würde die bislang bestehende faktische Mischgebietsstruktur entlang des Straßenzuges Römerstraße beziehungsweise Schopfelenstraße aufgegeben", heißt es weiter.

In diese Mischgebietsstruktur miteinbezogen wird hierbei sowohl das Baumer-Areal als auch das gegenüberliegende Gelände der Gärtnerei Lamprecht. Planungsrechtlich gebe es bei solch einem Mischgebiet einen paritätischen Anspruch von 50 Prozent gewerblicher und 50 Prozent Wohnungsnutzung, dem man gerecht werden müsse.

Innerstädtisches Wohnen auf freien Flächen der Gärtnerei Lamprecht

So sieht die Stadt eine gewerbliche Weiternutzung des Baumer-Areals als unerlässlich an. "Der herrschende Mangel an verfügbaren Gewerbeflächen und gewerblich nutzbaren Immobilien insbesondere im Stadtbezirk Schwenningen erfordert die planungsrechtliche Sicherung dieser Bestandsnutzung", heißt es daher. Ihre Einbettung in eine Mischgebietsstruktur gewährleiste die Verträglichkeit zu den umliegenden Nutzungen.

Die bestehenden ehemaligen Produktionsflächen samt Verwaltung auf einer Fläche von rund 7000 Quadratmetern befänden sich in einem baulich guten und funktionalen Zustand und seien ohne Weiteres am Markt platzierbar. Bis auf den Parkplatz ist das Gelände komplett bebaut – im Gegensatz zum Gelände der Gärtnerei mit freien Flächen, die dem Wohngebiet entlang der Espanstraße zuzuordnen sind. "Hier könnte ein innerstädtisches Wohnen realisiert werden", schlägt die Verwaltung vor. In Bezug auf Situierung von Baukörpern, ihre Erschließung und die Art der Nutzung sei die Gärtnereifläche aber erst einmal als uneinheitlich zu bewerten.

Bebauungsplan, Vorkaufsrecht und Veränderungssperre

Die Verwaltung möchte nun schnell handeln und frühzeitig ein Planungsziel bestimmen, denn ein "bauordnungsrechtliches Verfahren" sei weiter zu erwarten. Deshalb sollen die Stadträte in der kommenden Woche ohne Vorberatung im Technischen Ausschuss zunächst über das Aufstellen eines Bebauungsplans für das Gebiet Römer- und Schopfelenstraße abstimmen. Zudem soll die Stadt ein besonderes Vorkaufsrecht für die Flächen der Gärtnerei erhalten und "somit die Steuerung der weiteren städtebaulichen Entwicklung ermöglichen".

Zur "Sicherung des Planungsziels" sieht die Verwaltung gleichzeitig vor, auch im Hinblick auf die eigentlichen Interessen des Eigentümers in Sachen Wohnungsbau, für die Flächen des Baumer-Areals eine Veränderungssperre zu erlassen – inklusive des hinteren Parkplatzes. Laut Satzung dürfen somit erhebliche Veränderungen von Grundstücken und baulichen Anlagen nicht vorgenommen werden. Die gewerbliche Nutzung wäre somit gesichert. Ursprünglich hatte Bauherr Alexander Binefeld für die Baumer-Gebäude übrigens eine Kernsanierung geplant. Wie ihm die Vorgehensweise der Verwaltung nun gefallen wird, ist überaus fraglich.