Aus der Ferne wirkt das künftige Sickinger Baugebiet Witzenhart unter dem Wasserturm sehr friedlich. Aber über den Bebauungsplan, der gestern im Bauausschuss befürwortet wurde, gibt es hitzige Auseinandersetzungen. Foto: Stopper

Witzenhart in Sickingen, eines der umstrittensten Hechinger Baugebiete, soll trotz Protesten und Petitionen so gebaut werden, wie der aktuelle Plan vorsieht. Das hat am Mittwoch der Bauausschuss empfohlen. Die Entscheidung trifft nächste Woche der Gemeinderat.

Hechingen - Wochenlang war der Plan öffentlich ausgelegt worden, Protestschreiben gingen bei der Stadtverwaltung ein, Flugblätter kursierten, eine Petition mit über 150 Unterschriften gibt es, in der unter anderem dem Ortschaftsrat Mauschelei vorgeworfen wird, und als förmliche Stellungnahmen wurden für die Bauausschusssitzung 14 Punkte eingestuft, in denen die wesentlichen Protestinhalte aufgenommen sind.

Zu Veränderungen am Plan führten sie nicht, lediglich beim Spielplatz wird festgehalten, dass dieser nicht zwingend gebaut werden muss, da hier lediglich eine öffentliche Fläche ausgewiesen ist. Folgende Punkte wurden vom Planer aufgegriffen, dazu die Gegenargumente:

Reihenhäuser

Diese direkt an der Straße "Im Helle" geplanten Reihenhäuser seien unverträglich mit der bereits bestehenden Bebauung im Dorf, wurde vorgebracht. Antwort der Stadt: Nur ein Mix aus Einzel- Doppel- und Reihenhäuser ermöglicht eine dichtere Bebauung und kommt damit klaren Forderungen des Regionalverbands nach erhöhter Wohndichte nach.

Gebäudehöhe

Zulässig sind Häuser mit bis zu 10,50 Meter Höhe, damit überragen sie die umliegende Bebauung, wurde vorgetragen. Antwort des Planers: Lediglich der höchste äußere Punkt des Daches darf diese Höhe erreichen. Für alle geplanten Gebäude ist eine Traufhöhe von sechs Metern festgesetzt, sodass die Maximalhöhe nur an wenigen Stellen erreicht werden dürfte.

Natur- und Artenschutz

Es wurde angemerkt, dass zahlreiche Vogelarten auf dem Grünstreifen des Flurstücks 354 brüten. Die Errichtung eines Spielplatzes würde sie beim brüten stören. Am Wasserturm soll zudem ein Turmfalke brüten, und auf der Fläche werden oft Wildtiere gesichtet. Antwort der Stadt: Die Spielplatz-Fläche bleibt Grünfläche. Die vorhandenen Arten auf dem Gesamtgelände wurden ermittelt, das Vorgehen mit dem Naturschutz abgestimmt.

Spielplatz

Wie mehrfach berichtet, soll der auf einer Fläche entstehen, die in den 60er- und 70er Jahren Müllplatz gewesen sein soll. Zudem gebe es einen Spielplatz nur 300 Meter Luftlinie entfernt. Antwort der Stadt: Die vorgesehene Fläche ist im Kataster des Landratsamts nicht als Müllplatz verzeichnet. Dieser lag demnach weiter südwestlich. Angemerkt wird aber auch von der Stadt: "Sollte der in 300 Meter Entfernung liegende Spielplatz den Bedürfnissen der Anwohner im geplanten Wohngebiet ausreichend entsprechen, kann auf einen weiteren verzichtet werden".

Debatte

Im Bauausschuss war deutlich zu spüren, dass der massive Gegenwind Spuren hinterlassen hat. Regina Heneka versuchte etwas die Wogen zu glätten, nahm aber doch den Ortschaftsrat in Schutz, der "untadelig entschieden" habe. Sie bezog sich auf Mutmaßungen, weshalb der Ortschaftsrat vom eigenen Plan abgerückt ist, auf dem Gebiet nur Einfamilienhäuser zu bauen.

Roland Huber sah den Vorwurf in der Petition, hier seien Planungsfehler passiert, angesichts der intensiven und über lange Zeit andauernden Debatten als ungerechtfertigt. Der Rechtsweg stehe offen, so sein Hinweis. Aber er fragte auch nach, ob eine Umplanung noch mal möglich sei. Mit Riesenaufwand und viel Zeitverzug, so die Antwort. Das wollte Huber nicht.

AfD-Vertreter Johannes Simon stellte sich auf die Seite der Protestierenden, indem er kritisierte, der Ortschaftsrat habe die Einwohner "nicht mitgenommen" und nichtöffentlich entschieden. Er unterstellte dem Gremium, es habe etwas "zu verbergen". Was auch immer er damit meinte.

Almut Petersen sagte, "eigentlich brauchen wir als Gesamtstadt dieses Wohngebiet nicht", es gebe in Hechingen genügend Plätze, die nun bebaut werden könnten. Aber man müsse Sickingen die Chance zur Eigenentwicklung geben, der Wunsch nach dem Baugebiet sei ja vom Ortschaftsrat gekommen. Zudem wies sie darauf hin, dass die Sickinger Pläne keineswegs eine verdichtete Bebauung seien, da forderte der Regionalverband eine noch wesentlich drastischere und engere Besiedlung.

Gebhard Daiker, stellvertretender Ortsvorsteher von Sickingen, sprach dann eine Art Schlusswort und bat die Ausschussmitglieder darum, nun zuzustimmen. Der Ortschaftsrat habe einige Änderungswünsche des Gemeinderats mitgetragen, sei dadurch mehrfach scharf kritisiert worden. "Wir brauchen die Bauplätze, weil da junge Leute hinziehen wollen. Und die brauchen wir für unsere Vereine, für unser Gemeinwesen", sagte er.

Am Ende war die Entscheidung dann klar. Mit einer Gegenstimme und wenigen Enthaltungen wurde der aktuelle Bebauungsplan vom Bauausschuss befürwortet.