In Höfen wird ab Anfang Juni ein Kreisverkehr gebaut. Die B 294 muss dazu zeitweise komplett gesperrt werden. Foto: Fritsch

Anfang Juni soll mit dem Bau eines Kreisverkehrs an der "Sonnenkreuzung" in Höfen begonnen werden. Verkehrsteilnehmer müssen sich dabei auf erhebliche Einschränkungen gefasst machen: Eine Vollsperrung der B 294 über die Sommerferien ist wohl unausweichlich.

Höfen - Viele Bürger aus Höfen und Umgebung hatten sich den Kreisverkehr bereits seit Jahren gewünscht, Anfang Juni wird nun mit dem Bau begonnen. Der geplante Kreisverkehr in der Ortsmitte soll unter anderem die Verkehrssicherheit verbessern – doch bis es soweit ist, stehen den Autofahrern nervenaufreibende Monate bevor: Die Bauarbeiten, die bis Mitte September dauern sollen, laufen zunächst unter halbseitiger Sperrung – voraussichtlich während der gesamten Sommerferienzeit ist allerdings eine Vollsperrung der B 294 notwendig. Das teilt Janina Dinkelaker, Pressesprecherin des Landratsamtes Calw, auf Anfrage unserer Redaktion mit. Der Landkreis Calw führt die Maßnahme im Auftrag des Regierungspräsidums Karlsruhe aus. Dieses trägt die Kosten in Höhe von rund 900 000 Euro.

Die Umleitungsstrecken wird das Landratsamt laut Dinkelaker "vor Baubeginn" bekanntgeben. Da der Verkehr überörtlich umgeleitet werden muss, müssen sich die Verkehrsteilnehmer auf mitunter lange Umleitungen einstellen.

Die Höfener Kämmerin Lena Rehklau bedauert die Einschränkungen, betont aber, das diese unumgänglich sind: "Es ist immer ärgerlich, wenn Straßen gesperrt werden, aber manchmal ist eine andere Bauweise nicht möglich. Um eine Vollsperrung in den Sommerferien kommen wir leider nicht umhin."

Sperrungen "immer ärgerlich"

Man versuche aber, solange wie möglich den Verkehr durch Höfen zu ermöglichen. Eine einseitige Befahrung der Ortsmitte in Richtung Neuenbürg/Calmbach mit einer Ampel werde außerhalb der Sommerferien die meiste Zeit über möglich sein.

"Wir hoffen auf Verständnis"

Dennoch rechnet Rehklau mit Beschwerden, denen die Gemeinde aber entgegenwirken will: "Wir versuchen mit frühzeitiger und regelmäßiger Kommunikation die Bürger zu informieren und hoffen auf Verständnis." Rehklau macht auf die Vorteile aufmerksam: "Mit einem Kreisverkehr kann ein leistungsfähigerer Verkehrsablauf gewährleistet werden." Damit würden sich die Rückstaus in Richtung Langenbrand verringern.

Sicherheit für Schulkinder

Auf allen drei Ästen des Kreisverkehrs werde außerdem eine Fußgängerquerung erstellt. Damit könne ein sicherer Fußgängerverkehr gewährleistet werden, insbesondere für die Schulkinder. "Weiter wirkt der Bau des Kreisverkehrs den gefahrenen Geschwindigkeiten entgegen. Durch die Reduzierung der Geschwindigkeit trägt der Kreisverkehr auch dem Lärmschutz bei", sagt Rehklau. "Und schließlich betont ein Kreisverkehrsplatz in der Ortsmitte den städtebaulichem Charakter des Ortsmittelpunktes und wertet unsere Gemeinde auf." Rehklau ist sich daher sicher: "Die Vorteile des Kreisverkehrs überwiegen deutlich die Nachteile."

Gauger wirbt für S-Bahn

Die Nachteile der Vollsperrung werden jedoch auch die umliegenden Städte und Gemeinden zu spüren bekommen. Schömberg wird vom Umleitungsverkehr betroffen sein. "Der Kreisverkehr ist wichtig für die Gemeinde Höfen und die dortige Verkehrsführung", sagt Bürgermeister Matthias Leyn. Sperrungen und Umleitungen seien immer schwierig und mit Beeinträchtigungen verbunden. "Da es sich aber um einen begrenzten, überschaubaren Zeitraum handelt, lässt sich das bewerkstelligen", so Leyn.

Der Weg nach Bad Wildbad wird für viele Verkehrsteilnehmer durch die Vollsperrung erschwert. Bürgermeister Marco Gauger setzt darauf, "dass die unvermeidliche Phase der Vollsperrung so kurz wie möglich gehalten wird". Das Landratsamt habe die Stadtverwaltung umfassend über die geplante Baumaßnahme informiert und zugesichert, dass so viel wie möglich unter halbseitiger Sperrung gebaut werden soll. Gauger rät dazu, mit der S-Bahn nach Bad Wildbad zu fahren: "Die einfachste Alternative für Besucher lautet: Autofrei nach Bad Wildbad. Unter diesem Motto bewerben wir die unkomplizierte Anreise mit der S-Bahn, die neben zwei Haltestellen in Calmbach eine direkte Anbindung an die Wildbader Innenstadt, an die Talstation der Sommerbergbahn und an den Kurpark ermöglicht."

B 294 die "Hauptschlagader"

Jürgen Schwarz, Geschäftsführer der Staatsbad Wildbad Bäder- und Kurbetriebs GmbH, macht deutlich: "Es ist nicht gerade schön für uns." Die B 294 sei für Bad Wildbad die "Hauptschlagader", weshalb die Vollsperrung "sicherlich Auswirkungen haben wird". Bei den Sperrungen in den vergangenen Jahren, so Schwarz, hätten die Thermen einen Besucherrückgang verzeichnet, mit dem auch diesmal wieder zu rechnen ist. Immerhin: "Die Sommerferien sind nicht die typische Thermenzeit", sagt der Geschäftsführer. Der Zeitpunkt sei für die Bäder also "nicht der schlechteste". Für andere Touristenziele sehe es allerdings anders aus, betont Schwarz.

Mitten in der Hochsaison

Das bestätigt Stefanie Dickgiesser, Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad GmbH: "Für uns ist es eine erhebliche Einschränkung." Der Sommer sei die Hochsaison für Hotels und Freizeiteinrichtungen. Sie habe Verständnis für die Maßnahme, allerdings sei die Stadt durch die Vollsperrung "schon ein bisschen abgeschnitten". Dickgiesser rechnet daher mit vielen Beschwerden. "Umso wichtiger ist es für uns, die Einschränkungen frühzeitig zu kommunizieren", so die Geschäftsführerin.

Info: Die lange Vorgeschichte

Bereis 2013 behandelte der Höfener Gemeinderat das Thema Kreisverkehr an der "Sonnenkreuzung" in seinen Sitzungen. Der zunehmende Verkehr auf der Bundesstraße 294 und auf der Landesstraße 343 aus Richtung Langenbrand und Schömberg kommend war schon damals Thema, die Kostenschätzung belief sich damals auf rund 440 000 Euro. 2020 schien dann der Kreisverkehr bereits in greifbare Nähe gerückt. Nachdem das Landratsamt die Gemeinde bei diesem Thema schon immer unterstützt habe, sei nun auch das Regierungspräsidium Karlsruhe umgeschwenkt und halte einen Kreisverkehr nicht für ausgeschlossen – allerdings definitiv nicht vor 2023, sagte Bürgermeister Heiko Stieringer damals. Doch es ist anders gekommen: Anfang Juni soll es nun mit dem Bau losgehen.

Am Rande: Gelassenheit

Von Niklas Ortmann

Voraussichtlich sechs Wochen Vollsperrung der B 294 bedeuten lange Umwege für die Autofahrer. Und die Bürgermeister? Matthias Leyn (Schömberg) und Marco Gauger (Bad Wildbad) reagieren in ihren Stellungnahmen mit stoischer Gelassenheit. Von konkreten Auswirkungen möchte keiner sprechen – stattdessen ist die Rede davon, das Umleitungen "immer schwierig" seien. Ganz nach dem Motto "Augen zu und durch" hoffen sie, dass die Vollsperrung "so kurz wie möglich" gehalten wird. Bad Wildbads Thermenchef Jürgen Schwarz wählt deutlichere Worte und spricht von einem zu erwartenden Besucherrückgang. Doch wozu die Aufregung? Mit der Gelassenheit à la Gauger und Leyn lebt es sich doch viel leichter. Wer also in den Sommerferien im Stau steht und droht, die Nerven zu verlieren, kann sich bei den beiden Bürgermeistern Tipps abholen, wie man tiefenentspannt bleibt.