Die Panthers müssen ein drittes Mal gegen Gießen ran. Foto: Morat

Basketball: Velcic Team kann Steilvorlage nicht nutzen. Giessen gleicht die Play-Off-Serie aus. Mit Video

Nichts wurde es am Samstag mit dem frühzeitigen Einzug ins Play-off-Halbfinale der wiha Panthers Schwenningen gegen Gießen. Die Hessen waren beim 81:76-Sieg in der ausverkauften Deutenberghalle das bessere Team und glichen die Viertelfinal-Serie der ProB (Modus »Best of 3«) aus.

Am Samstag (20 Uhr) läuft das entscheide dritte Spiel in Gießen. Der Sieger trifft im Halbfinale auf Münster. Alles war aus Schwenninger Sicht am Samstag angerichtet, um im zweiten Spiel in dieser Viertelfinal-Serie gegen Gießen den Deckel draufzumachen. 1404 Zuschauer – eine Rekordmarke in der Deutenberghalle – sorgten für eine unglaubliche Stimmung. Kurz vor der Partie verteilten die Panthers-Spieler noch signierte Bälle an ihre Fans.
Aber zwei Stunden später saß ein völlig enttäuschter Coach Alen Velcic auf seinem Stuhl. Fast schon fahrlässig – weil Einstellung und Konzentration über die 40 Minuten in seinem Team nicht stimmten – hatten die Neckarstädter ihre große Chance vertan und müssen nun erneut nach Gießen reisen.

Da war der Auftritt der Hessen – nach deren Niederlage im ersten Spiel – schon ein ganz anderer. Mit dem Rücken zur Wand war das Team von Trainer Rolf Scholz von Beginn an hundertprozentig fokussiert. Gegen das bereits bundesligaerfahrene Talent Bjarne Kraushaar (5 Dreier) als Spielmacher und gegen den erfahrenen Johannes Lischka fand die Panthers-Defense kein Rezept. Dazu engten die Gäste – in der ersten Halbzeit – die Kreise von Schwenningens Top-Scorer Rasheed Moore (in dieser Phase nur ein Punkt) clever ein. Viele Vorgaben von Alen Velcic konnte seine Mannschaft an diesem Abend nicht umsetzen. Die Rackelos führten zur Pause mit 45:35 und hielten diesen Zehn-Punkte-Vorsprung auch bis zur 27. Minute. Doch dann lief das Schwenninger Spiel etwas besser, zumal sich nun auch Rasheed Moore steigerte.

Beim Spielstand von 53:58 war vor dem letzten Viertel die Partie offen. Die Panthers rückten sogar 58 Sekunden vor dem Ende beim 74:75 noch einmal dicht an die konstant agierenden Gießener heran – die Zuschauer standen. Doch dann verursachten die Panthers in den finalen Sekunden unnötige Fouls und verzeichneten Fehler. Am Ende stand ein verdienter 81:76-Erfolg der Rackelos, die das Momentum nun auf ihrer Seite haben.

Panthers: Sergey Tsvetkov (6 Punkte/13:50 Minuten Einsatzzeit), Anell Alexis (5/13:51), Bill Borekambi (20/40:00), Kosta Karamatskos (2/27:22), Rasheed Moore (22/32:41), Leon Friederici (14/25:53), Darius Pakamanis (0/9:16), Abu Abaker (2/12:38) und Seid Hajric (2/13:12). Boyko Pangarov und Mo Braimoh wurden nicht eingesetzt.

Beste Scorer bei Gießen: Bjarne Kraushaar (23 Punkte/36:12 Minuten Einsatzzeit), Jordan Williams (12/19:58), Johannes Lischka (12/30:31), Thomas Tshikaya (12/20:02) und Jestin Lewis (12/31:58).

Dreierquote: 29:33 Prozent. Zweierquote: 58:51 Prozent, Freiwurfquote: 70:68 Prozent, Rebounds: 36:32. Fouls: 22:21.

Steals: 5:11.16:11.

Hier gibt es unser Video:

Stimmen zum Spiel

Alen Velcic, Panthers-Trainer:

"Ich bin sehr enttäuscht. Wir hatten einen schlechten Start ins Spiel. Dann ist uns die Partie auch mehr und mehr entglitten. Wir waren nicht konzentriert und haben phasenweise sogar überheblich gespielt. Dies ist für mich alles nicht erklärbar. Aber wir sind auch kräftemäßig gerade am Limit. Wir werden schon einige Tage brauchen, um diese Niederlage zu verarbeiten. Aber in Gießen werden wir noch einmal alles versuchen. Es ist schon ein Wahnsinn, was für einen Aufwand wir Spiel für Spiel betreiben."

Rolf Scholz, Trainer Gießen:

"Es war richtungsweisend für uns, dass wir so gut ins Spiel fanden. Unser junges Team ist es nämlich nicht gewohnt, vor so einer großen Kulisse zu spielen. Entscheidend war, dass wir im Vergleich zum ersten Play-off-Spiel einige Dinge besser gemacht haben. Wir waren über die 40 Minuten konstant, hatten eine bessere Wurfquote und waren stärker unter den Körben. Die Tagesform wird im dritten Spiel eine sehr große Rolle spielen."

Bill Borekambi, Panthers-Spieler:

"Wenn man in so einem engen Spiel am Ende so viele – wenn auch kleine – Fehler macht, dann verliert man. Das dritte Spiel als völlig offen."

Rasheed Moore, Panthers-Spieler:

"Wir hatten zu große Probleme in der Defense. Es ist sehr enttäuschend, weil wir gerne heute vor unseren tollen Fans ins Halbfinale eingezogen wären."

Kosta Karamatskos: Panthers-Kapitän:

"Nichts von dem, was wir uns vorgenommen hatten, setzten wir um. Wir wollten unbedingt erfolgreich ins Spiel finden und effektiv die guten Distanzschützen von Gießen verteidigen. Dies haben wir alles nicht geschafft. In Gießen müssen wir uns wieder steigern, einige Dinge besser machen. Die Saison läuft noch."

Korb-Geflüster

"Rückt enger zusammen"

Die Panthers haben am Samstag mit 1404 Zuschauern einen Zuschauerrekord in der Deutenberghalle aufgestellt. Aus Sicherheitsgründen dürfen nicht mehr Besucher in die Deutenberghalle. Alle Vorverkaufsstellen waren bereits Mitte vergangener Woche ausverkauft. Die Schwenninger hatten Kartennachfragen aus Tübingen, aus der Bodensee-Region und auch aus dem Länderdreieck bei Basel erhalten. An der Abendkasse waren die noch knapp 400 Tickets schnell vergriffen. Hinter beiden Körben wurden jeweils mehrere Stuhlreihen aufgebaut. 20 Minuten vor dem Spielbeginn bat Panthers-Geschäftsführer und Hallensprecher Holger Rohde: "Rückt enger zusammen." Es wurde kuschelig auf den Sitzplätzen. Panthers-Kapitän Kosta Karamatskos fand die Kulisse "einfach nur überragend".

Viele Ex-Spieler zu Besuch

Frühere Leistungsträger der Panthers wie Jaka Zagorc, Nikola Fekete, Davor Barovic oder auch Tomislav Topic waren gekommen, um ihrem früheren Verein die Daumen zu drücken. Sie zeigten sich von der Stimmung in der Halle begeistert. "Schade, am Ende war die Mannschaft aber einfach zu nervös und hat entscheidend zu viele Fehler gemacht", bilanzierte Tomislav Topic.

Wieder ein Fanbus

Kaum stand die Niederlage ihres Teams am Samstag fest, da trugen sich bereits wieder einige Panthers-Anhänger in die Liste für den Fanbus für das dritte Spiel am Samstag in Gießen ein. Bereits vor einer Woche hatten 50 Fans das Team in die Sporthalle Ost begleitet. Die Panthers-Treuen hatten dort sogar die Gießener Fans lautstark übertönt.

Im Mega-Stau

Frühzeitig waren die Gießener Rackelos am Samstag über Mittag in Richtung Schwenningen aufgebrochen. Doch gleich auf der Autobahn in Richtung Frankfurt geriet der Teambus in einen Mega-Stau. Eine Stunde lang wurden die Schwenninger Gäste bei ihrer Anreise aufgehalten. "Es war richtig nervig, aber die Jungs haben das ganz gut weggesteckt", so Coach Rolf Scholz.

Bernau und Münster durch

Der Sieger aus der Viertelfinalserie zwischen den Panthers und Gießen wird auf die Baskets aus Münster im Halbfinale treffen. Der Erste der Hauptrunden-Gruppe Nord schaffte mit einem knappen 68:64 beim FC Bayern München II bereits den Einzug unter die besten vier Teams. Dies gelang auch LOK Bernau mit einem 84:76 bei den FRAPPORT Juniors. Die Ostdeutschen müssen aber auf ihren Halbfinal-Gegner noch warten, denn die Oldenburg Juniors glichen – überraschend – mit einem 79:68 gegen Leverkusen ihre Serie aus.

In der Gerüchteküche

Der FC Schalke 04 will sich offenbar aus der ProA zurückziehen. ProB-Ligist Münster würde auf einen Aufstieg verzichten. Offiziell kam von beiden Klubs aber noch nichts.