Silas Melson hat eine schwere Zeit hinter sich. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Damit hat kaum jemand gerechnet. Die schwach gestarteten MHP Riesen siegen deutlich bei Ulm Basketballern. Folgt jetzt die Wende?

Der harte Kern der Ludwigsburger Basketballfans hatte das Derby-Duell boykottiert – wegen der aus ihrer Sicht zu hohen Kartenpreise. Dass es am Ende der Bundesliga-Partie am Samstag vor 6000 Zuschauern in der Arena in Ulm dann relativ ruhig war, lag aber vor allem am Auftritt der Mannschaft der MHP Riesen – die den Meister beim zumindest in der Höhe sensationellen 99:70-Sieg förmlich entzauberte und die heimischen Fans sprachlos zurückließ. Entsprechend zufrieden war Coach Josh King und sagte: „Das war heute eine komplette Teamleistung.“

Danach sah es nach dem ersten Viertel aber noch nicht aus. Die Riesen lagen 14:20 zurück und wirkten unter dem Korb total verunsichert. „Dann haben wir aggressiver gespielt“, sagte Ludwigsburgs Silas Melson, mit 20 Punkten bester Werfer. Der Profi hat eine schwere Verletzungszeit hinter sich und konnte fast die komplette vergangene Saison nicht spielen. Nach der Partie sagte er: „Das ist als Spieler natürlich nicht einfach, aber ich fühle mich jetzt gut.“ Zumal er sich auch mit der ungewohnten Spielweise – gallige Defensive und schnelle Abschlüsse – so nach und nach arrangiert hat. „Das war heute ein Musterbeispiel dafür, wie wir spielen wollen.“ Ulms Spielmacher Thomas Klepeisz musste denn auch zugeben. „Sie haben uns zu schwierigen Würfen gezwungen.“ Die Konsequenz war eine immer schlechter werdende Trefferquote beim Meister. Und das von einer Mannschaft, die bisher in dieser Saison noch ungeschlagen war und auch auf internationalem Parkett im Eurocup nur beim spanischen Spitzenclub auf Gran Canaria eine Niederlage kassiert hat. Klepeisz: „Das tut weh, aber vielleicht kommt so eine Klatsche zum richtigen Zeitpunkt.“

Anders beim Gegner. Nach nun zwei Siegen innerhalb einer Woche (zuvor gegen King Stettin in der Champions League) wächst bei den Riesen die Hoffnung, dass die auf den Ausländerpositionen wieder einmal komplett neu zusammengestellte Mannschaft nach einer holprigen Startphase zu alter Stärke findet. Ulms Meistertrainer Anton Gavel sagte jedenfalls – schon vor dem Spiel: „Sie brauchen vielleicht noch etwas Zeit. Am Ende der Saison muss man aber mit ihnen rechnen.“ Sagen wir: seit Samstag.